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Warum wir uns auch 27 Jahre später noch mit Srebrenica solidarisieren

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verfasst von Seida Saric

Es ist wichtig, dass an diese Frauen und Familien nicht nur im Juli gedacht wird, sondern dass sie auch in ihrem Alltag unterstützt werden, um eine menschlichere Gesellschaft für uns alle aufzubauen.

Im Juli 1995 wurden in Srebrenica mehr als 8.000 bosnische Muslime, die unter UN-Schutz stehen sollten, in einem Akt systematischer ethnischer Säuberung getötet. Es handelte sich um den größten Massenmord in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, der Tausende von Überlebenden (vor allem Frauen und Kinder) ohne Familienangehörige, Heimat und Gemeinschaft zurückließ. Zehntausende wurden zwangsdeportiert, und Frauen wurden als Kriegswaffe gefoltert und vergewaltigt. Die Wunden dieses systematischen und geplanten Völkermordes an den Bosniaken sind noch nicht verheilt, und die zunehmenden Konflikte in der Welt erinnern auf tragische Weise daran, wie wichtig es ist, an den Völkermord von Srebrenica zu erinnern. 

Aus diesem Grund ist die Žene za Žene International Association stolz darauf, sich den Überlebenden, Aktivist*innen und Menschen aus dem ganzen Land und der ganzen Welt anzuschließen, die in dieser Woche am Friedensmarsch für Bosnien teilnehmen werden. Der Marsch ist eine dreitägige Wanderung von Nezuk bei Tuzla nach Srebrenica (ca. 120 Kilometer), um der Opfer des Völkermords von 1995 zu gedenken, Solidarität mit den Überlebenden zu zeigen und an die verheerenden Folgen des Krieges zu erinnern. 

Kriege zerreißen die Gefüge einer Gesellschaft und nehmen ihr Angehörigen, Unterstützungsnetzwerke und Vertrauen. Ich bin davon überzeugt, dass die Frauen von Srebrenica, insbesondere die Witwen, die einsamsten Menschen der Welt sind, aber auch zu den widerstandsfähigsten gehören. Selbst nach dem Verlust von allem, was sie besaßen, hatten sie den Mut und die Kraft, zusammenzukommen, ihre Gemeinden wieder aufzubauen und zu reparieren und über ethnische Zugehörigkeiten hinaus eine Sisterhood zu bilden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Frauen oft an vorderster Front stehen, wenn es darum geht, einen jährlichen Marsch zu organisieren und anzuführen, um ihre Gemeinschaften zusammenzubringen. 

Es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass es Frauen waren, die sich an unermüdlich dafür eingesetzt haben, dass den Opfern und Überlebenden des Völkermords so etwas wie Gerechtigkeit zuteilwird. Dutzende von Frauen trotzten den Drohungen und wagten es, in Den Haag auszusagen. Während des 20-jährigen Prozesses gegen den Kriegsverbrecher Ratko Mladic reisten viele Absolventinnen unseres Programms nach Den Haag, um gegen ihn und andere Hintermänner des Völkermordes von Srebrenica auszusagen. Sie entschieden sich dafür, ihre Stimme gegen die gewaltigen Ungerechtigkeiten zu erheben und traten gemeinsam für ein besseres Bosnien und Herzegowina ein. Was wir in Srebrenica gesehen haben und was uns auch heute noch inspiriert, ist die Kraft der gemeinschaftlichen Heilung, die Kraft des Zusammenkommens und die Kraft der Frauen, Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen, selbst nachdem sie die schrecklichsten und unvorstellbarsten Gräueltaten erlebt haben. 

Es ist wichtig, dass diesen Frauen und ihren Familien nicht nur im Juli gedacht wird, sondern dass sie auch in ihrem Alltag unterstützt werden, um eine menschlichere Gesellschaft für uns alle aufzubauen. Wenn sie die Möglichkeit haben, haben bosnische Frauen in Srebrenica und anderswo die Kraft, nicht nur sich selbst zu stärken, sondern auch zu heilen, sich zu vereinen, unser Land zu verbessern und sozialen Zusammenhalt und wirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen. Der Schlüssel zur Heilung und zum Wachstum Bosnien und Herzegowinas liegt in den Händen der Frauen in unserem Land. Um dies zu erreichen, müssen sie mit beruflichen und unternehmerischen Fähigkeiten, Möglichkeiten zum Unternehmertum und Führungsqualitäten ausgestattet werden. Es gibt noch viel zu tun, vor allem für die jüngeren Generationen von Frauen, um ihre Gemeinschaften wieder aufzubauen, auch 27 Jahre nach dem Konflikt. 

Unsere Arbeit in Srebrenica war monumental, weil sie den Frauen, die sich von der Welt im Stich gelassen fühlten, zeigte, dass sie nicht allein waren: dass sich jemand um sie und ihre Bedürfnisse kümmerte. Es ist wichtig, auf dieser Solidarität aufzubauen und weiterhin in die Stärkung der Rolle der Frau in Bosnien-Herzegowina zu investieren. Wir sind hier, um sie und ihre Widerstandskraft zu ehren.

Seida Saric ist Direktorin unserer Schweserorganisation Žene za Žene International Association Sarajevo, einer Organisation, die sich für die Stärkung der Rolle der Frau in Bosnien-Herzegowina einsetzt und mit Women for Women International verbunden ist. 

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