Mein Name ist Suzan
Der Krieg hat Suzan viel genommen. Doch kämpft sie stets weiter, um ihre Kinder zu beschützen. Als ihre Tochter schwanger wurde und ihr eine Zwangsehe BEVORstand, hat sich Suzan dem Druck ihrer Familie und der Gemeinschaft widersetzt. Jetzt unterstützt sie andere dabei, dasselbe zu tun – Widerstand zu leisten.
Ich wuchs während des zweiten Sudanesischen Bürgerkriegs auf und hatte nicht die Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Also wurde ich Bäuerin. Ich arbeitete lange Zeit in der Landwirtschaft, bis mein Mann starb. Dann zog ich mit unseren gemeinsamen drei Kindern in die Stadt Yei, denn ich wusste, ich brauchte Arbeit, um meine Familie versorgen zu können.
Während des Krieges habe ich auch einige meiner Brüder verloren. Auch sie hatten kleine Kinder, die sie zurücklassen mussten. Ihre Kinder sind bis heute unter meiner Obhut. Das sind viele Menschen, die es zu versorgen gilt. Ich habe angefangen, kleine Häppchen auf dem lokalen Markt zu verkaufen, doch dennoch hatte ich in vielen Bereichen meines Lebens weiterhin zu kämpfen. Ich arbeitete von morgens bis spät in die Nacht im Verkauf und verdiente noch immer nicht genug, um uns zu versorgen. Selbst, wenn ich einen kleinen Profit erzielte, war dieser schnell wieder aufgebraucht.
2016 plünderten bewaffnete Männer mitten im Kriegsgeschehen meinen Laden und suchten mich in meinem Haus auf. Einige schlugen vor, mich zu foltern, oder gar umzubringen. Andere verteidigten mich, sagten ich sei doch nur eine unschuldige Frau. Nachdem sie mir alles genommen hatten, ließen sie mich zurück. Ich war am Boden zerstört. Meine finanzielle Lage war sehr schlecht. So schlecht, dass ich kaum wusste, wie ich das Schulgeld für meine Kinder zusammenkriegen sollte. Ich weinte viel. Und ich hatte niemanden, der mich bei all dem emotional unterstütze.
Zum Glück traf ich auf Frauen, die Teil von Women for Women International waren und mich in meiner Situation berieten. Ich war beeindruckt davon, wie gut mir die Gespräche allein schon taten. Als ich kurz darauf mitbekam, dass man sich für eines ihrer Programme anmelden konnte, habe ich mich direkt registriert.
Ich habe gehofft, dass mich die Programmteilnahme stärken würde – und ich hatte recht. Ich habe gelernt, wie ich mein Geschäft richtig führe und kann nun endlich etwas Geld für den Schulbesuch meiner Kinder beiseitelegen. Das hat mir sehr geholfen.
Inzwischen bin ich mental gestärkt und glücklicher. Ich weiß nun, wie ich mit gewissen Situationen zurechtkomme und, wie ich dafür sorgen kann, dass meine Kinder stets genug zu essen haben. Ich leide nicht mehr so stark unter den Auswirkungen meiner Depressionen, und suche nach Lösungen, sobald ich mit Herausforderungen konfrontiert werde. Die Ausbildung hat mich selbständiger gemacht und das Vertrauen in mich selbst wachsen lassen. Ich werde nie wieder einen neuen Mann über meine Kinder stellen. Niemand kann mich davon überzeugen, meine Familie zu verlassen, oder eine Ehe einzugehen, nur um ein leichteres Leben zu führen.
Suzan in ihrem Zuhause, Credit: WfWI
Als meine älteste Tochter schwanger wurde, und meine Familie sie dazu zwingen wollte, so bald wie möglich zu heiraten, habe ich mich getraut, dazwischenzugehen. In dieser Streitsituation konnte ich nur an eines denken: Ich selbst konnte nicht zur Schule gehen. Jetzt will ich alles dafür tun, dass meine Töchter eine Ausbildung erhalten. Ich sage meiner Erstgeborenen, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Ich würde sie niemals im Stich lassen. Ich stehe ihr mit all dem Wissen, das ich habe zur Seite. Ich rate ihr, dass sie während der Schwangerschaft auf sich aufpassen, und für eine sichere Entbindung beten soll. Ich versichere ihr, dass sie ihre schulische Ausbildung nach der Geburt und dem Ende der Stillperiode fortsetzen kann.
Alles, an das ich denken kann ist, dass meine Kinder eine Ausbildung bekommen. Dasselbe gilt für mein Enkelkind, das ich als mein eigenes, als mein jüngstes Kind betrachte und mit derselben Fürsorge behandele wie die anderen.
Ich bin nun in der Lage, meine Familie zu versorgen, Geld zu sparen und unser Zuhause zu pflegen. In der Gesellschaft, in der wir leben helfe ich außerdem anderen Familien und Gemeindemitgliedern dabei, ihre Konflikte zu lösen. Jetzt bin ich mutig!
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