Mein Name ist Lamba Gyang: Zufrieden mit meiner Familie

Geschichten aus Nigeria 

Mein Name ist Lamba Gyang, ich bin 36 Jahre alt und stamme aus Der Local Government Area Barkin Ladi im Bundesstaat Plateau. Ich bin Landwirt und Okada-Reiter.

Seit zwölf Jahren bin ich mit meiner Frau Kachollom verheiratet. Sie ist 30 Jahre alt, und wir haben vier Kinder, alles Mädchen, nämlich: Favour, Faith, Elizabeth und Rahila. Hinzu kommt Teyei, die Tochter meines verstorbenen Bruders, die wir seit seinem Tod im Jahr 2020 adoptiert haben. Sie sind 12, 9, 6, 3 und 7 Jahre alt. Die erste geht in die JSS2, die anderen sind in der Grundschule, außer meiner letzten Tochter, die erst im September 2023 in die Grundschule kommt. 

Die ersten Jahre unserer Ehe verliefen friedlich, wir trafen gemeinsame Entscheidungen, egal worum es ging. Unsere finanzielle Situation war recht gut, da wir uns das Lebensnotwendige leisten konnten, und wir verbrachten wertvolle Zeit zu Hause zusammen. Sie war wirklich liebevoll! Ich unterstützte sie dabei, ein Geschäft zu starten, in dem sie Chinchin und Donuts frittierte und Zuckerrohr verkaufte, alles mit dem Ziel, unserer Familie finanzielle Stabilität zu verschaffen. 

Nach der Geburt unserer zweiten Tochter begann ich mir Sorgen zu machen, da ich mir einen Sohn wünschte. Wir fingen an, Missverständnisse zu haben, weil ich sie zunehmend unter Druck setzte, einen männlichen Nachkommen zu bekommen.

Lamba Gyang

Der Einfluss von Familienmitgliedern und Freunden führte dazu, dass ich anfing, ihr die Schuld zu geben, weil sie nur weibliche Kinder zur Welt gebracht hatte. Das bedeutete, dass ich keinen Erben hatte. Dies wurde noch schlimmer, als sie mit unserer dritten Tochter schwanger war und nach dem Bericht des Arztes klar war, dass es wieder ein Mädchen sein würde. Meine Einstellung veränderte sich vollständig, und die Liebe, die ich für sie empfand, begann zu schwinden. 

Ich begann, außereheliche Affären einzugehen, blieb oft bis spät in die Nacht weg und kam manchmal gar nicht mehr nach Hause. Ich hörte auf, sie bei den Hausarbeiten zu unterstützen, was vorher für mich normal gewesen war. Bei der kleinsten Provokation schrie ich sie an, wurde gewalttätig und bereute sogar, sie geheiratet zu haben. Eines Tages schlug ich aus Wut meine älteste Tochter wegen einer Kleinigkeit, weshalb sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, mich scheiden zu lassen und eine andere Frau zu heiraten, um einen männlichen Nachkommen zu bekommen. In den letzten fünf Jahren war unsere Beziehung eine einzige Qual. 

Als meine Frau sich für das WFWI-Programm anmeldete, war ich zunächst zögerlich und unterstützte die Idee nicht. Doch nach viel Überredung von ihrer Seite und ihrer Familie stimmte ich schließlich zu. Ein Monat verging, und dann bemerkte ich erste positive Veränderungen in ihrem Verhalten. Das ließ mich über das Programm nachdenken, und als sie mich informierte, dass ich sie im Men’s Engagement Program (MEP) vertreten könne, zögerte ich nicht teilzunehmen. Am Ende wurde dies ein Segen, insbesondere für mich und meine Familie. Am ersten Tag wurde ich durch eine Visualisierungs-Übung geführt. Diese Übung veränderte mein Denken und meine Lebensvorstellung völlig, da sie mir half, mein Leben und meine Familie zukunftsorientiert mit Zeitplänen zu planen. Themen wie Mädchenbildung, Menschenrechte, Frauenrechte, Haushaltsaufgaben/-rollen, Gewalt gegen Frauen, Erbrecht, Testamentserstellung, Drogenmissbrauch und Familienplanung haben mein Wissen insbesondere über die X- und Y-Chromosomen erweitert, die das biologische Geschlecht eines Menschen bestimmen. 

Ich erkannte, dass ich all die Jahre ein missbrauchender Ehemann gewesen war. Ich bedauere mein Verhalten und bat meine Frau um Vergebung. Wir haben uns gegenseitig vergeben und leben nun glücklich und in Frieden. Seitdem wir gemeinsam an den Paar-Sitzungen teilgenommen haben, setzen wir uns Ziele und arbeiten als Paar daran, diese zu erreichen. 

Lamba Gyang

Lamba Gyang mit seiner Familie. Credit: WfWI

Wir haben beschlossen, die Bildung für alle unserer Töchter zu planen, und machen uns Gedanken darüber, wie wir unser Erbe ordnungsgemäß an sie weitergeben können, wenn wir nicht mehr da sind – dass sie keine Söhne sind, spielt für mich keine Rolle mehr. Wir haben Pläne, ein richtiges Geschäft zu eröffnen, in dem meine Frau Lebensmittel zusammen mit ihrem Chinchin verkauft, und später eine Schleifmaschine zu kaufen. Als Teil meines Aktionsplans aus der Visualisierungs-Übung konnten wir unser neues Zweizimmer-Apartment in Angwan Tudu im Januar 2023 fertigstellen und sind dorthin gezogen, womit wir das Familienhaus endgültig verlassen haben. Wir haben auch bereits das Fundament für ein Quartier für Jungen gelegt.

Ich habe gelernt, ihr zu vertrauen, sie zu unterstützen, ihre Schwächen zu verstehen und bei einigen Haushaltsaufgaben zu helfen. 

Ich weiß nicht, wie mein Leben ohne WfWI verlaufen wäre. Das Programm hat bemerkenswerte Veränderung in meinem Denken und Handeln bewirkt. Ich kann mit Stolz sagen, dass ich mit meinen Töchtern zufrieden und glücklich bin. Ich bin ein besserer Vater, Ehemann, Vorbild und Familienoberhaupt und werde dafür sorgen, dass das Men’s Engagement-Training auf andere Gemeinden ausgeweitet wird. 

Unterstütze uns bei der Einbindung von Männern im Kampf für mehr Gerechtigkeit.

Erfahre mehr zu unserem Men's Engagement Programm

Mehr Nachrichten

Mein Name ist Nerat: Ich traue mich, meine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen 

05.11.2024

Geschichten

Mein Name ist Nerat: Ich traue mich, meine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen 

„Ich wurde entführt und mit 14 Jahren zwangsverheiratet, was bedeutete, dass ich die Schule verlassen musste, um mich darauf zu konzentrieren, eine Ehefrau zu sein, einen Haushalt zu führen und schließlich ein Baby zu versorgen. Aber die Teilnahme am Programm von Women for Women International gab mir Hoffnung auf eine bessere Zukunft." Lies hier Nerats Geschichte.

Die Macht von Frauen im Kampf gegen den Klimawandel: Geschichten der Resilienz aus Afghanistan und Nigeria 

27.09.2024

Allgemeines

Die Macht von Frauen im Kampf gegen den Klimawandel: Geschichten der Resilienz aus Afghanistan und Nigeria 

Die Auswirkungen des Klimawandels erschweren die Lebensumstände von vielen Frauen und ihren Familien in unseren Programmländern. Trotz der erschwerten Bedingungen durch Hunger, wirtschaftliche Einbrüche und Gesundheitsrisiken beweisen die Frauen Resilienz und Anpassungsfähigkeit.

Wie sich das Leben der Frauen seit der Machtübernahme der Taliban verändert hat

16.08.2024

Allgemeines

Wie sich das Leben der Frauen seit der Machtübernahme der Taliban verändert hat

Drei Jahre sind vergangen, seitdem die de facto Regierung in Afghanistan die Macht übernommen und damit das Leben für Frauen und Mädchen vom einen Tag auf den anderen verändert hat. Trotz aller Einschränkungen zeigen die afghanischen Frauen einen unermüdlichen Einsatz für ihre Rechte und wir stehen ihnen zur Seite.