Frauen halten die Ukraine zusammen

Im Februar dieses Jahres sind es drei Jahre, dass Russland in der Ukraine einmarschiert ist. Der Krieg geht weiter, und mit ihm das Leid von Millionen Menschen. 

Jüngste Schätzungen der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass fast 12 500 Zivilist:innen im Krieg getötet wurden – obwohl die UNO wiederholt erklärt hat, dass es sich bei dieser Zahl um eine Unterzahl handelt, da sie nur die Todesfälle berücksichtigt, die sie nachprüfen konnte. Schätzungen zufolge benötigen etwa 12,7 Millionen Menschen sektorübergreifende humanitäre Hilfe, und im August 2024 waren 10,4 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben oder suchten außerhalb der ukrainischen Grenzen Schutz. Dieses Leid darf nicht ignoriert werden.

Im Rahmen unserer Partnerschaft mit der Andreev-Familienstiftung in der Ukraine unterstützen wir weiterhin mobile Teams aus Psycholog:innen, die weibliche Überlebende in den ehemals von den russischen Streitkräften besetzten Gebieten erreichen und psychosozial unterstützen. Gemeinsam haben wir auch eine Hotline für Frauen eingerichtet, die sexuelle Gewalt überlebt haben.

Anna Orel, die zu Beginn des Krieges zum Team der Andreev-Familienstiftung stieß, erzählt von ihren Erlebnissen:

„Der Krieg hat mein Leben völlig verändert. Zunächst verlor ich an der Front einen mir sehr nahestehenden Menschen. Dieser Verlust hat mich sehr hart getroffen. Zweitens erlebe ich wie alle Ukrainer:innen jeden Tag Drohnenangriffe und häufige Angriffe mit Marschflugkörpern. Mehrere Male haben russische Raketen Gebäude in einigen Kilometern Entfernung von mir getroffen, und ich konnte sie über meinem Haus pfeifen hören. Die Druckwelle einer Drohne hat eines Nachts mein Haus beschädigt, und ich lebe in ständiger Angst, dass die Russen mich eines Nachts in meinem Bett töten könnten.

Die Frauen in der Ukraine sollten nicht ständig ihre Söhne, Ehemänner und Brüder beerdigen müssen. Wir sollten nicht in Ungewissheit und Spannung leben und bei jeder Nachricht erschaudern müssen. Wir werden von der Angst um unsere Lieben heimgesucht. Die Frauen in der Ukraine lernen, alles zu tun – sogenannte „Männerberufe“, um die Männer an der Front zu ersetzen.

Anna Orel, Mitglied des Teams der Andreev-Familienstiftung, der lokalen Partnerorganisation von Women for Women International, die Frauen unterstützt, die den Krieg in der Ukraine überlebt haben. Foto: Anna Orel

Frauen sind nun die Hauptversorgerinnen unserer Familien geworden.

Die ganze Verantwortung für Kinder und ältere Angehörige liegt jetzt oft auf uns. Wir müssen immer stark sein, auch wenn es sich unmöglich anfühlt; auch wenn unsere Männer und Söhne an der Front sind.

Auch viele Frauen haben sich den ukrainischen Streitkräften angeschlossen und kämpfen an der Seite der Männer an der Front. Ehemalige Kindergärtnerinnen, Maniküristinnen und Friseurinnen schießen jetzt mit tragbaren Flugabwehrsystemen russische Raketen ab.

Vor ort und in meiner Funktion bei der Andreev-Familienstiftung erlebe ich, wie Frauen, die Vergewaltigung, Gefangenschaft und Folter überlebt haben, ein neues Leben beginnen.

Sie versuchen zu arbeiten, ähnlich betroffenen Frauen zu helfen, sich in Netzwerken zusammenzuschließen und sich gegenseitig zu unterstützen. Sie sprechen über ihre Erfahrungen, teilen ihren Schmerz, um anderen durch ihr Beispiel zu helfen. Diese weibliche Stärke inspiriert mich.

Selbst in den dunkelsten Zeiten gibt es Menschen mit Licht im Herzen.

– Anna

Ich koordiniere ein Projekt, das Menschen hilft, die konfliktbedingte sexualisierte Gewalt, Gefangenschaft, Folter und Belagerung überlebt haben.

Die Hilfe umfasst psychologische, medizinische und finanzielle Unterstützung sowie die Zahlung von vorläufigen Entschädigungen an die Opfer des russischen Krieges gegen die Ukraine. Die Erfahrungen unserer Organisation – die Arbeit, die wir leisten – sind bereits wertvoll für unseren Staat.

Wir setzen uns dafür ein, dass auf Regierungsebene systematisch Hilfe geleistet wird. Es geht um Zehn-, ja Hunderttausende von geretteten Leben und Familien – die Zukunft unseres Landes.

– Anna

Manchmal verliere ich die Motivation – doch dann erinnere ich mich daran, was wir erreicht haben. Und ich mache weiter.

Aber wenn die Frauen stark sind, kann das nicht das Ende der Geschichte sein. Wenn die internationale Gemeinschaft von diesem Krieg und unserer Arbeit erfährt, meine Erfahrungen liest und Mitgefühl hat, kann sie ihre Unterstützung nicht beenden. Wir müssen handeln.

Viele Partner und Menschen auf der ganzen Welt verlieren die Motivation, der Ukraine zu helfen, weil sie müde sind und keine Aussicht auf ein Ende des Krieges sehen.

Ich sehe aber, wie sehr die Menschen noch Hilfe brauchen.

Auch jenseits unserer eigenen Grenzen ist unsere Arbeit entscheidend. Es gibt viele Kriege auf der Welt – aber die Erfahrungen der Ukraine bei der Bewältigung dieser anhaltenden Krise können für andere Länder sehr wertvoll sein.

– Anna

Wir bitten um deine Spende, die Frauen unterstützt, die diesen Krieg überleben und die Ukraine zusammenhalten. Hilf uns dabei, Leben zu retten und unser Land wiederaufzubauen.“

Stehe an der Seite ukrainischer Frauen

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