KABIRAS GESCHICHTE

KABIRA (38) IST ZWEIFACHE MUTTER UND AUS AFRIN, SYRIEN. SIE IST 2012 GEFLOHEN UND LEBT HEUTE IN DER KURDISCHEN REGION KURDISTAN IM IRAK.

Eines Tages fingen die Bomben an – wir waren so besorgt um unsere eigene Sicherheit und um unsere Kinder. Auch Afrin wurde belagert und wir wussten nicht, wohin wir gehen sollten. Wir nahmen so viel mit, wie wir tragen konnten, und fanden einen Kleinbus, der in die irakische Region Kurdistan (KRI) fuhr.

Regina, eine Teilnehmerin des Schulungsprogramms von Women For Women International im Süd-Sudan. Foto: Charles Atiki Lomodong

Ich dachte, wenn ich sterbe, möchte ich, dass meine Tochter mit mir stirbt. Ich möchte nicht, dass meine Kinder von Daesh entführt werden.

Es war eine sehr gefährliche Fahrt, der Kleinbus wurde aus allen Richtungen beschossen; es gab Raketen, Explosionen und Geschützfeuer.

Der Fahrer wurde verletzt und ins Krankenhaus gebracht, aber wir waren entschlossen zu gehen. Also ersetzte ihn ein anderer Fahrer und wir fuhren weiter.

Ich habe mir große Sorgen um meine Tochter gemacht. Sie war damals gerade drei Jahre alt. Ich ließ sie unter meinem Sitz sitzen – ich dachte, wenn ich sterbe, möchte ich, dass meine Tochter mit mir stirbt. Ich möchte nicht, dass meine Kinder von Daesh (ISIS) entführt werden.

Wir kamen in Qamischli an, nahe der Grenze zum Irak. Aber der Konflikt zwischen Regierungstruppen, Opposition und Dschihadis war heftig. Wir fuhren an die Grenze, und die kurdische Armee half uns, die Grenze zu überqueren. Ich küsste den Boden der KRI – wir waren in Sicherheit.

Kabira (rechts) mit ihrer Schwester Sheiran. Foto: Alison Baskerville

Ein Taxifahrer brachte uns von Duhok nach Erbil, wo meine Schwester wohnte. Aber er nutzte aus, dass wir hilflos waren, und nahm uns einige unserer Sachen weg.

Immer zu Hause zu sein, war unglaublich langweilig und seelisch belastend. Ich bin keine Hausfrau; in Syrien war ich die ganze Zeit aktiv.

Als wir in Erbil ankamen, halfen uns die Menschen in der Nachbarschaft sehr. Ich war so berührt von ihrer Freundlichkeit. Sie halfen sogar meinem Mann, Arbeit zu finden.

Zuerst ging ich nicht aus dem Haus; ich sprach die Sprache nicht, so dass mein Mann alles besorgen musste, was wir brauchten. Und ich blieb zu Hause und erledigte die Hausarbeit.

Immer zu Hause zu sein, war unglaublich langweilig und seelisch belastend. Ich bin keine Hausfrau; in Syrien war ich die ganze Zeit aktiv. Von Amina, eine Trainerin des Schulungsprogramms, habe ich zum ersten Mal von Women for Women International gehört. Sie erzählte mir von dem Programm und ich meldete mich an – ich freue mich sehr, hier zu sein.

Eine Gruppe von Programmteilnehmerinnen im Irak erhält eine Entspannungstherapie. Wir arbeiten mit lokalen Organisationen, die psychosoziale Unterstützung, Beratung, Rechtshilfe oder Unterbringung anbieten. Foto: Alison Baskerville

Mit anderen Frauen zusammen zu sein, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben, macht mich sehr glücklich, ruhig und entspannt. Unsere Geschichten zu teilen, anderen Frauen zuzuhören und Ideen auszutauschen, hat uns geholfen, Freunde zu werden. Das gefällt mir am Schulungsprogramm von Women for Women International mit am besten.

Wir sind so dankbar für das, was die Menschen der KRI uns geschenkt haben: Jetzt haben wir Frieden und Ruhe, nachdem wir solche Turbulenzen erlebt haben.

Die Teilnahme an den Kursen von Women for Women International zur wirtschaftlichen und sozialen Stärkung hat mir mehr Selbstvertrauen gegeben. Als ich in die KRI zog, hatte ich das Bedürfnis, die lange traditionelle Kleidung zu tragen, weil die Leute in meiner Nachbarschaft das nicht gerne sehen und sagen, es sei „haram“ (im Islam verboten). Jetzt denke ich, dass ich bin, wer ich bin; ich versuche nicht mehr, anderen zu gefallen.

Wir sind so dankbar für das, was die Menschen der KRI uns geschenkt haben: Jetzt haben wir Frieden und Ruhe, nachdem wir solche Turbulenzen erlebt haben.

Unser Leben war in Gefahr, und wir wussten nicht, ob wir von einer Minute auf die nächste noch leben würden. Wir hoffen, dass wir dorthin zurückkehren können, wo wir vorher gelebt haben. Ohne Krieg, Angst oder Verfolgung. Wir wollen unser Leben und unser Land wiederaufbauen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 21. September 2018 in der Huffington Post veröffentlicht.

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