WAS BEDEUTET FRIEDEN FÜR SIE?

Mit über 40 aktiven Konflikten in der Welt und einer rekordbrechenden Anzahl an Menschen, die durch Gewalt aus Ihrer Heimat vertrieben wurden, kann ‚Weltfrieden‘ manchmal als wenig mehr als ein erhabenes Ideal erscheinen.

Für diejenigen, die die physischen Gefahren und den pychologischen Stress der Konflikte in ihrem Alltag erleben, hat Frieden eine viel konkretere und persönlichere Bedeutung.

Für Furera Ismail, eine junge Mutter aus Riyom in Nigeria’s unberechenbarem Bundesstaat Plateau, bedeutet Frieden etwas ganz Einfaches und Alltägliches: in der Lage zu sein, das Haus eines Nachbarn zu besuchen, ihre Tiere frei grasen zu lassen, ihren hausgemachten Joghurt auf der örtlichen Markt zu verkaufen und genug zu verdienen, um ihre sieben Kinder zur Schule statt zur Arbeit zu schicken. Kurz, sich nicht mehr ununterbrochen um die Sicherheit ihrer Familie zu sorgen.

Seitdem Stabilität in den letzten sechs Monaten in ihr Dorf zurückgekehrt ist, dank von lokalen Frauen geführter und von Women for Women International unterstützter friedensstiftender Bemühungen, hat Furera eine weitere wichtige Veränderung bemerkt: „Jetzt kann ich tief schlafen, mit den Augen zu,“ sagt sie.

Furera ist Teilnehmerin des einjärigen Programms von Women for Women International in Riyom, Nigerias Bundesstaat Plateau. Foto: Women for Women International

Jetzt kann ich tief schlafen, mit den Augen zu.


FURERA ISMAIL, WOMEN FOR WOMEN INTERNATIONAL – NIGERIA PROGRAMMTEILNEHMERIN IN RIYOM, BUNDESSTAAT PLATEAU

Diese erbitterte Fehde hat nicht nur tausende von Menschenleben gekostet, sondern auch ein zerstörendes Klima des Misstrauens und der Angst zwischen Nachbarn geschaffen, das das soziale Gefüge der Gemeinschaften und das Sicherheitsgefühl des Einzelnen in den eigenen vier Wänden zerstört.

Mittendrin traf ich jedoch Frauen, die den Kreislauf von Vergeltungsmaßnahmen, Vergeltungsakten und Hass ablehnen.

Sie haben sich zusammengeschlossen, um religiöse und ethnische Spaltungen zu überwinden, und sind entschlossen, das Leben ihrer Familien zu verbesseern und den schrecklichen Kreislauf des Leidens zu beenden.

Frauen aus beiden Gruppen trafen sich während des einjährigen Trainingsprogramms von Women for Women International, das ausgegrenzte Frauen mit Kenntnissen und Fähigkeiten dabei unterstützt, ein Einkommen zu verdienen, die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Familie zu verbessern und sich für ihre Rechte einzusetzen.

Entscheidend ist, dass Frauen aus muslimischen Fulani und christlichen Landwirtsgemeinschaften in gemischten Klassen zu je 25 Teilnehmern zusammen eingeschrieben werden.

Dies schafft einen Raum für Gespräche und Zusammenarbeit, den es zuvor nicht gegeben hat.

Brita Fernandez Schmidt mit einer Gruppe von Women for Women International Programmteilnehmerinnen in Nigerias Bundesstaat Plateau. Foto: Monilekan

Vor einigen Wochen bin ich selbst nach Plateau gereist, um die Arbeit von Women for Women International, der Organisation, in der ich in den letzten zehn Jahren gearbeitet habe, zu besuchen.

Während meiner Zeit dort traf ich Dutzende von Frauen mit Geschichten wie die von Fuera, von beiden Seiten des Konflikts zwischen Hirten und Landwirten.

Frauen, die die Folter und Hinrichtung von Familienmitgliedern miterlebt hatten, deren Häuser, Vieh und Lebensgrundlagen ausgelöscht worden waren—nicht durch eine Invasion sondern von benachbarten Gruppen, die seit Jahrhunderten nebeneinander leben.

Ich sprach mit Kangyang, einer christlichen Landwirtin, deren Geschichte das Spiegelbild Fueras ist—ihr Ehemann und elfjähriger Sohn wurden von Fulani Hirten erschossen.

Es gibt keine schnellen und einfachen Lösungen für die durch Konflikte verursachten Verwüstungen.

Was ich jedoch während meiner Zeit in Nigeria gesehen habe, hat mich überzeugt, dass langfristige Strategien, mit denen der Frieden von den Gemeinschaften selbst gestaltet und definiert werden kann, der einzig wirksame Weg sind, um komplexe, verankerte Gewaltzyklen zu beenden.

Wenn sie richtig umgesetzt werden, können sie in bemerkenswert kurzer Zeit dauerhafte Veränderungen bewirken.

Auch in diesem Prozess haben Einzelpersonen wie Sie und ich die Aufgabe, die Stimmen von Frauen wie Furera zu erheben, die so oft unsichtbar und verstummt sind oder nur als hilflose Opfer von Konflikten und nicht als mächtige Kraft für Fortschritt und Frieden gesehen werden.

Eine Änderung dieser Darstellung ist von entscheidender Bedeutung, um in Gebieten wie Riyom mehr Investitionen und Unterstützung für ausgegrenzte Frauen zu sichern, damit sie eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien aufbauen können.

Eine Gruppe von 25 Frauen aus Fulani Hirtengemeinschaften und christlichen Landwirtsgemeinschaften lernen zusammen im einjährigen Programm von Women for Women International. Foto: Monilekan

So haben Frauen nicht nur ihr eigenes Leben und das ihrer Familien verbessert, sondern auch die Führung bei der Versöhnung ihrer zerbrochenen Gemeinschaften übernommen.

Kürzlich organisierten sie mit Unterstützung der örtlichen Behörden einen Friedensdialog zwischen Hirten und Landwirten, an dem Vertreter beider Seiten teilnahmen.

Das Ergebnis war ein Friedensabkommen, das erfolgreich war—in den letzten sechs Monaten haben die Kämpfe aufgehört. Kinder gehen zurück in die Schule, Getreide und Vieh sind in Sicherheit, das wirtschaftliche Wohlergehen der Familien hat sich verbessert und Menschen, die aus der Region geflohen waren, kehren zurück.

Es gibt keine schnellen und einfachen Lösungen für die durch Konflikte verursachten Verwüstungen.

Was ich jedoch während meiner Zeit in Nigeria gesehen habe, hat mich überzeugt, dass langfristige Strategien, mit denen der Frieden von den Gemeinschaften selbst gestaltet und definiert werden kann, der einzig wirksame Weg sind, um komplexe, verankerte Gewaltzyklen zu beenden.

Wenn sie richtig umgesetzt werden, können sie in bemerkenswert kurzer Zeit dauerhafte Veränderungen bewirken.

Auch in diesem Prozess haben Einzelpersonen wie Sie und ich die Aufgabe, die Stimmen von Frauen wie Furera zu erheben, die so oft unsichtbar und verstummt sind oder nur als hilflose Opfer von Konflikten und nicht als mächtige Kraft für Fortschritt und Frieden gesehen werden.

Eine Änderung dieser Darstellung ist von entscheidender Bedeutung, um in Gebieten wie Riyom mehr Investitionen und Unterstützung für ausgegrenzte Frauen zu sichern, damit sie eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien aufbauen können.

Eine Gruppe von 25 Frauen aus Fulani Hirtengemeinschaften und christlichen Landwirtsgemeinschaften lernen zusammen im einjährigen Programm von Women for Women International. Foto: MonilekanChange Agents, ausgebildet von Women for Women International, leiten einen Friedensdialog zwischen Landwirten und Hirten in Nigerias Bundesstaat Plateau. Foto: Monilekan

An diesem Weltfriedenstag werde ich über Fureras Definition von Frieden nachdenken: Freundschaft und Vertrauen unter den Nachbarn, Bildung für ihre Kinder, Essen auf dem Tisch, Träume für die Zukunft und eine friedliche Nachtruhe.

Für Frauen, deren Leben am meisten von gewaltsamen Konflikten betroffen ist, ist Frieden nicht nur ein Wunschideal, sondern eine Reihe dringender, praktischer Ziele, an deren Verwirklichung sie hart arbeiten.

Wir müssen sie bei jedem Schritt des Weges unterstützen.

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