BAUMFARMEN: EIN KLEINER BEITRAG ZUM KLIMASCHUTZ

IN DEN LETZTEN JAHREN HAT JOSEPH TUKUBE BEOBACHTET, WIE SICH DAS WETTER IM SÜDSUDAN VERÄNDERT.

Als Ausbilder und Landwirtschaftsexperte war er an den Rhythmus der Jahreszeiten gewöhnt und wusste, was er wann anbauen musste. Jetzt aber sind extreme Temperaturen, Dürren und Überschwemmungen an der Tagesordnung, die die Ernten zerstören und die Landwirtschaft erheblich erschweren.

Durch seine Arbeit mit Women for Women International weiß Joseph, dass dies im Bundesstaat Yei River zusätzliche Probleme mit sich bringt. „Aufgrund der anhaltenden Dürre trocknen die Wasserquellen aus, was den Zugang zu sauberem Trinkwasser erschwert und bei zu starkem Regen wird das Trinkwasser schmutzig, da die meisten Dörfer Wasser aus Bächen und Flüssen beziehen„, sagt er. 

Das extreme Wetter hat den Frauen in der Gemeinde noch mehr Probleme bereitet. Sie haben die Aufgabe, Brennholz zu beschaffen, aber da die Wälder durch Dürre, Bauarbeiten und den täglichen Gebrauch dezimiert wurden, ist diese Aufgabe jetzt viel riskanter. 

Als Frauen stehen wir vor Herausforderungen„, erklärt eine Frau. 

Man geht vielleicht fünf oder sechs Meilen durch den Wald, um Brennholz zu suchen. Dort kann dich eine Schlange beißen. Wenn du allein bist, kann es auch sein, dass dir Menschen begegnen, die dich vergewaltigen, wenn sie dich erwischen. Das sind Dinge, die für uns eine echte Bedrohung darstellen.

Teilnehmerinnen unseres Programms im Südsudan, Credit: Charles Atiki Lomodong

Brennholz ist für viele ländliche Gemeinden im Südsudan als Einkommensquelle und als Brennmaterial zum Kochen von entscheidender Bedeutung für den Lebensunterhalt. Doch das Sammeln von Brennholz kann für die Frauen vor Ort aufgrund anhaltender Konflikte gefährlich sein. Der Verlust von Bäumen trägt nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen auch zu den steigenden Temperaturen und den Veränderungen der Niederschlagsmuster bei. 

Mit diesem Problem hat Joseph schon seit einiger Zeit zu kämpfen. Bis sich eines Tages eine unerwartete Lösung abzeichnete. Die Frauen, die sich für das WFWI-Programm „Stronger Women, Stronger Nations“ angemeldet hatten, hatten eine Idee. Sie wollten Bäume pflanzen. 

Sie waren so überzeugend, dass sich die lokale Leitung des WfWI-Länderbüros im Südsudan das Konzept genauer anschaute. Sie stimmten zu, Anfang 2022 in Gimun ein Pilotprojekt mit einer Aufforstungsfarm durchzuführen. Der Erfolg war so groß, dass das Team bis Ende 2023 drei weitere Farmen mit etwa 10.000 Laub- und Obstbäumen plant

Durch die Einrichtung der Farmen verbessern die Frauen im Rahmen des Programms ihr Wissen über Ackerbau und Wasserschutz, indem sie Baumarten pflanzen, die sie zum Anbau von Früchten und zum Verkauf von Brennholz nutzen können. Die Farmen ermöglichen es den Frauen auch, in einem unbeständigen Klima eine Ernte zu erzielen. Bislang haben sie eine Vielzahl von Baumarten gepflanzt, sowohl Obst- als auch Nichtobstbäume, wie Guave, Orange, Zitrone, Mango, Jackfruit, Kaffee, Passionsfrucht, Avocado und Neem. Sobald die Setzlinge groß genug sind, pflanzen die Frauen sie in ihrem eigenen Zuhause wieder ein. 

Der Nutzen der Farmen sei enorm, erklärt Joseph. „Sie dienen als Windschutz auf den Feldern, ziehen den Regen an und helfen bei der Konversion von Kohlendioxid aus der Luft in den Boden und der Freisetzung von Sauerstoff in die Atmosphäre, sie verbessern die Bodenfruchtbarkeit, spenden Schatten und liefern Brennmaterial für die Gemeinden und Familien„, sagt er. „Obstbäume dienen als langfristige Einkommensquelle und tragen dazu bei, dass die Frauen weniger weit laufen müssen, um Brennholz zu sammeln.“   

Das hat unmittelbare Auswirkungen auf das Leben der Frauen vor Ort.

Eine Teilnehmerin beim Pflanzen der Bäume, Credit: Charles Atiki Lomodong

Eine WfWI-Teilnehmerin erzählt: „Hier in Yei bleiben wir in der Stadt.“

Es gibt kein Brennholz. Wir benutzen die Bäume, die wir gepflanzt haben. Wir fällen sie, um sie zu verkaufen und Geld zu bekommen und schneiden dann die kleinen Äste ab, um Feuer zu machen und zu kochen.

Die Afrikanische Entwicklungsbank hat die Aufforstung im Südsudan als eine der Prioritäten bei der Eindämmung des Klimawandels eingestuft. Zu diesem Zweck hat die Regierung des Landes vor kurzem eine Initiative gestartet, um in den nächsten zehn Jahren 100 Millionen Bäume zu pflanzen und die Umwelt- und Forstministerin Josephine Napwon Cosmos hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich daran zu beteiligen.   

Da die Idee zu ihrer Baumschule von den Teilnehmerinnen selbst stammt, sind sie sehr stolz darauf, dass sie in ihrer Gemeinde Fuß fassen konnte. 

Unsere Programmteilnehmerinnen im Süsudan bei der Aussaat, Credit: Charles Atiki Lomodong

Indem die Frauen in Yei die Farmen weiterhin pflegen, passen sie sich an ein Problem an, das sie zwar nicht selbst verursacht haben, doch von dem sie leider stark betroffen sind. Sie spielen eine kleine Rolle bei der Abschwächung des Klimawandels – Baum für Baum. Joseph verfolgt nun die positiven Auswirkungen der Baumfarmen auf die Gemeinde. Neben der Schaffung eines künftigen Einkommens und der Sicherheit der Frauen schätzt er vor allem die Vögel und Wildtiere, die sie anziehen, und die Schönheit, die sie den Häusern verleihen.    

Ich danke Women for Women für die Ausbildung„, sagt eine Programmteilnehmerin lächelnd. Unser Team im Südsudan ist den Frauen im Yei River State dankbar, dass sie ihre Stärke und ihren Mut für positive Veränderung einsetzen. 

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