Wie sich das Leben der Frauen seit der Machtübernahme der Taliban verändert hat
Von Paulina Stachnik, Head of Communications Women for Women International UK
Stärke inmitten von Widrigkeiten – wie sich afghanische Frauen an das Leben unter der De-facto-Regierung anpassen
Seit der Machtübernahme der de facto Regierung in Afghanistan im August 2021 haben die afghanischen Frauen tiefgreifende Veränderungen in ihrem Alltag und Einschränkungen ihrer Rechte erlebt.
Doch angesichts dieser Herausforderungen haben die afghanischen Frauen außergewöhnliche Entschlossenheit und Stärke bewiesen und Wege gefunden, sich zu wehren und anzupassen. Im Folgenden gehen wir auf fünf wichtige Veränderungen in ihrem Leben ein, die sowohl die Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, als auch ihren anhaltenden Kampf für ihre Rechte verdeutlichen.
1.Rückgang der Beschäftigung – Aber Zunahme an Frauen geführten unternehmen
Frauen wurden weitgehend von der Erwerbsbevölkerung ausgeschlossen, vor allem bei staatlichen Stellen und NGOs, wo sie mit Männern zusammenarbeiten würden. Als Reaktion darauf haben sich viele Frauen dem Privatsektor oder dem Unternehmertum zugewandt und von zu Hause aus kleine Unternehmen gegründet. Diese Unternehmen, die innerhalb der lokalen Gemeinschaften geführt werden, ermöglichen es den Frauen, eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren und ihre Familien weiterhin in Würde zu unterstützen.
Ferhana, eine Absolventin unseres Programms, erzählt, wie positiv sich ihr Unternehmen auf ihre Familie auswirkt, da es ihr sowohl eine Lebensgrundlage als auch Hoffnung schenkt.
2.EINSCHRÄNKUNG DES ÖFFENTLICHEN LEBENS – ABER DIE FRAUEN GEBEN NICHT AUF
Die Maßnahmen der de facto Regierung haben die Bewegungsfreiheit von Frauen und ihre Teilnahme am öffentlichen Leben erheblich eingeschränkt, einschließlich der Anwesenheit von Frauen in Parks, Hammams (öffentlichen Badehäusern) und Fitnessstudios. Trotz der Beschränkungen sieht man afghanische Frauen jeden Morgen nach dem Gebet spazieren gehen und laufen – allein oder in Gruppen – und sie treiben Sport in ihren Häusern. Sie treffen sich auch weiterhin in den ihnen zur Verfügung stehenden öffentlichen Räumen.
Die afghanischen Frauen haben sich auch ihren Platz in internationalen Foren gesichert, einschließlich derer, die vom Außenministerium veranstaltet werden. Unabhängig davon, ob sie eingeladen wurden oder nicht, haben sie mutig einen Platz am Tisch eingenommen, wo sie darauf bestehen, ihre umfangreichen Erfahrungen einzubringen.
3.Eingeschränkte Bildung – aber Afghanische frauen Lernen weiter
Kurz nach der Machtübernahme wurden die Sekundarschulen für Mädchen geschlossen, und im Dezember 2022 verbot die Regierung Frauen den Besuch von Sekundarschulen und Universitäten. Trotzdem haben viele Mädchen und Frauen entschlossen, weiterhin in ihre Bildung zu investieren.
Sie besuchen alternative Schulen, die technische Kurse und Programme anbieten, oder nehmen an Hausunterricht teil. Dies zeigt, dass sich die afghanischen Frauen nach wie vor für ihr Recht auf Bildung und lebenslanges Lernen einsetzen.
4.Psychologische Auswirkungen – aber die Stärke der Frauen kommt zum Vorschein
Für viele afghanische Frauen kommen zu den psychologischen Auswirkungen noch die Isolation hinzu, die sie aufgrund der Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit und ihrer sozialen Kontakte erfahren. Die Unmöglichkeit, an Aktivitäten teilzunehmen, wie z. B. zur Schule zu gehen, wenn sie älter als zwölf Jahre sind, hat zu einem tiefen Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung geführt. Frauen und Mädchen, die einst aktive Mitglieder der Gesellschaft waren, die einen Beitrag zu ihren Gemeinschaften leisteten und ihre Familien unterstützten, finden sich nun größtenteils in ihren Häusern eingesperrt, ihrer Autonomie beraubt und können nicht mehr selbst über ihre Zukunft bestimmen.
Trotz dieser Herausforderungen zeigen die Geschichten in unseren Programm die unglaubliche Stärke der afghanischen Frauen. Sie helfen sich gegenseitig, passen sich an die neue Situation an und werden nicht müde, für ihre Rechte einzustehen.
5. Die Stimmen der Frauen werden von allen Seiten zum Schweigen gebracht – aber das Engagement geht weiter
Unser Bericht „Lost in Consultation“ deckt ein erhebliches Defizit im Engagement der internationalen Gemeinschaft für die Rechte der afghanischen Frauen auf. Die Vereinten Nationen haben es versäumt, Frauen an dem in Doha veranstalteten Treffen zu Afghanistan zu beteiligen.
Dieser Bericht, der aus den Antworten von 213 von Frauen geführten Organisationen aus ganz Afghanistan zusammengestellt wurde, beleuchtet den dringenden Bedarf an Rechenschaftspflicht und Transparenz.
EINE BOTSCHAFT VON PAYVAND SEYEDALI, unserer Landesdirektorin in Afghanistan
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