15.03.2023
10 Highlights: Unsere Arbeit im Kontext der Nachhaltigen Entwicklungsziele
UM DIE ZIELE DER NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG ZU ERREICHEN, IST DIE GLEICHSTELLUNG DER GESCHLECHTER UNABDINGBAR. UNSERE DATEN ZEIGEN, WIE INVESTITIONEN IN DIE FÖRDERUNG DER AM STÄRKSTEN MARGINALISIERTEN FRAUEN DIE ZUKUNFT VON FRAUEN WELTWEIT VERÄNDERN KÖNNEN.
Women for Women International setzt sich dafür ein, den Stimmen und Erfahrungen von Frauen, die Krieg und Konflikte überlebt haben, Gehör zu verschaffen.
Die tägliche Realität der Frauen, die an unseren Programmen teilnehmen, wird in den offiziellen nationalen Datenerhebungen kaum erfasst. Und ohne diese Daten ist es schwer, sich ein vollständiges und klares Bild von unseren globalen Fortschritten bei der Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen zu machen – 17 Ziele, die als „gemeinsamer Plan für Frieden und Wohlstand für die Menschen und den Planeten, jetzt und in Zukunft“ dienen.
Seit 2017 analysieren und erfassen wir die Lebensrealitäten der Frauen vor und nach der Teilnahme an unserem einjährigen Schulungsprogramm und machen unsere Erkenntnisse anschließend öffentlich zugänglich. Unsere Daten zeigen, dass die Evaluation der Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter, insbesondere in Konfliktgebieten, die Messung einer Reihe von Indikatoren erfordert – darunter Ernährungssicherheit, Einkommen, Beschäftigung, Bildung sowie Konfliktprävention und -bewältigung.
1. DIE ZIELE FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG KÖNNEN NICHT ISOLIERT BETRACHTET WERDEN
Der Aufbau eines förderlichen Umfelds für die Rechte der Frauen muss jeden Pfeiler der Erfahrung einer Frau einbeziehen und eine Reihe von Themen berücksichtigen – von Ernährungssicherheit und Bildung bis hin zu wirtschaftlicher Macht und Gewaltprävention.
2. INVESTITIONEN IN GANZHEITLICHE PROGRAMME KÖNNEN DIE ERNÄHRUNGS- UND WIRTSCHAFTSUNSICHERHEIT MILDERN
Im Jahr 2021 konnten wir in der Demokratischen Republik Kongo (DRK), im Südsudan und in Afghanistan eine parallele Zunahme der Nahrungssicherheit und der Ersparnisse von Frauen feststellen. Die Zahlen der Frauen, die eine allmähliche Steigerung ihrer Einkünfte meldeten – von 0 % auf 75 % in Afghanistan, von 68 % auf 82 % in der Demokratischen Republik Kongo und von 23 % auf 80 % im Südsudan – korrelieren mit den Zahlen der Frauen, die eine allmähliche Steigerung der Ernährungssicherheit vom Beginn bis zum Abschluss des Programms in der Demokratischen Republik Kongo (von 15 % auf 57 %), im Südsudan (von 5 % auf 70 %) und in Afghanistan (von 82 % auf 96 %) meldeten.
3. 50 % DER MÄDCHEN KÖNNEN ZU SCHULE GEHEN – DAS IST NICHT GENUG
In konfliktbetroffenen Ländern ist Bildungsausschluss eine große Gefahr für Frauen und Mädchen. Bildung ist eine Priorität für die Frauen, die an unseren Programmen teilnehmen, und in fast allen Kontexten, in denen wir arbeiten, gehen über 50 % der Mädchen, die an unserem Programm teilnehmen, zur Schule. Doch das ist nicht genug. Mehr als 54 % der Mädchen, die weltweit keine Schule besuchen, leben in Krisengebieten.
4. FRAUEN DISKUTIEREN, HÖREN EINANDER ZU UND NUTZEN IHREN EIGENEN WIRKUNGSBEREICH, UM DIE ZUKUNFT ZU VERÄNDERN
Externe Hindernisse wie erhöhte Unsicherheit, schädliche soziale Normen und COVID-19 schränken die Fähigkeit von Frauen ein, sich öffentlich gegen Gewalt auszusprechen. In der Demokratischen Republik Kongo, im Südsudan, in Nigeria und in Ruanda sprechen sich durchschnittlich weniger als 29 % der Frauen aktiv gegen Missbrauch aus. Nach Abschluss unseres Programms sind die Zahlen jedoch deutlich höher: 100 % der Frauen in der DRK, 94 % im Südsudan, 63 % in Afghanistan und 61 % in Nigeria sprechen öffentlich über ihre Probleme und Herausforderungen.
5. UNSERE ERGEBNISSE UNTERSTREICHEN DIE LANGFRISTIGEN SEKUNDÄREN AUSWIRKUNGEN VON COVID-19 AUF DIE BESCHÄFTIGUNG VON FRAUEN.
Der prozentuale Anteil der Frauen, die zum Zeitpunkt des Abschlusses 2019-2021 in der Demokratischen Republik Kongo beschäftigt waren, sank von 93 % in den Jahren 2019 und 2020 auf 72 % im Jahr 2021. Der Prozentsatz der beschäftigten Frauen ging auch zwischen 2020 (78 %) und 2021 (68 %) zurück. In ähnlicher Weise ging im Südsudan die Zahl der Frauen, die eine Beschäftigung angaben, zwischen der Einschreibung und dem Abschluss des Programms zurück (83 %-73 %). Sowohl in der Demokratischen Republik Kongo als auch im Südsudan kam es während des gesamten Jahres 2021 zu COVID-19-Sperren, deren Auswirkungen den Frauen den Zugang zu Arbeit verwehrten, was sich in den deutlichen Rückgängen der relativen Beschäftigung im Südsudan und in der Demokratischen Republik Kongo zeigt.
6. COVID-19 UND ANHALTENDE KONFLIKTE BEDROHEN DIE RECHTE DER FRAUEN IN DER DEMOKRATISCHEN REPUBLIK KONGO
Während des gesamten Jahres 2021 nahmen die Aktivitäten lokaler bewaffneter Gruppen in der Demokratischen Republik Kongo zu, was die Spannungen erhöhte. Außerdem kam es im Laufe des Jahres zu COVID-19-Abriegelungen. Bei allen unseren Indikatoren zwischen 2020 und 2021 stellen wir einen Rückgang der Fortschritte beim Abschluss unserer Programmteilnehmerinnen in der Demokratischen Republik Kongo fest. So gaben beispielsweise im Jahr 2020 99 % der Frauen an, ihr Einkommen zu sparen, gegenüber 72 % im Jahr 2021. Auch bei den Frauen, die angaben, mehr als 1,90 USD pro Tag zu verdienen, sank dieser Prozentsatz von 61 % bei Abschluss des Programms im Jahr 2020 auf 48 % im Jahr 2021.
7. INVESTITIONEN IN DIE STÄRKE DER FRAUEN IN NIGERIA WIRKEN DER EINSCHRÄNKUNG IHRER RECHTE ENTGEGEN
In Nigeria haben die Konflikte und die Unsicherheit in den Bundesstaaten Jos, Bauchi, Kaduna und Plateau weiter zugenommen, doch die Durchführung unserer Programme blieb davon unberührt. Die Zahl der Frauen, die über eine Steigerung ihres Einkommens, ihrer Beschäftigung und ihrer Beteiligung an Entscheidungen zur Familienplanung berichteten, lag in den letzten zwei Jahren bei Abschluss des Programms jeweils bei über 90 %. Jedes Land, in dem wir arbeiten, hat ein anderes wirtschaftliches Umfeld, daher schwanken die Daten häufig von Land zu Land.
8. DIE KLIMAKRISE IST EIN KATALYSATOR FÜR DEN RÜCKGANG DER ERNÄHRUNGSSICHERHEIT, DEN WIR IN ALLEN KONTEXTEN, IN DENEN WIR SEIT 2017 ARBEITEN, BEOBACHTEN.
Seit wir begonnen haben, unsere Daten an den SDGs zu messen, haben wir einen allmählichen Rückgang der Ernährungssicherheit festgestellt. Die Länder, in denen wir arbeiten, wurden von Dürre und extremer Hitze stark beeinträchtigt. Bei den Programmteilnehmerinnen im Irak, in der Demokratischen Republik Kongo, in Nigeria und Ruanda ist die Ernährungssicherheit seit 2017 allmählich zurückgegangen (obwohl sie jedes Jahr zwischen der Einschreibung und dem Abschluss des Programms gestiegen ist).
9. IN AFGHANISTAN ZEICHNEN UNSERE DATEN EIN BILD DER RESILIENZ DER FRAUEN TROTZ ZUNEHMENDER KONFLIKTE
Im Jahr 2021, also noch vor der Machtübernahme der der facto Regierung in Afghanistan, hatten sich 100 % der Frauen, die an unserem Programm teilnahmen, bis zu ihrem Abschluss öffentlich gegen Gewalt ausgesprochen. Dies ist eine erhebliche prozentuale Veränderung im Vergleich zu den anderen Kontexten, in denen wir arbeiten, und ein enormer Anstieg von 18 % bei Beginn des Programms.
10. UNSERE ERGEBNISSE UNTERSTREICHEN DIE NOTWENDIGKEIT KONTEXTSPEZIFISCHER ANSÄTZE FÜR DIE RECHTE VON FRAUEN IN FRAGILEN UND VON KONFLIKTEN BETROFFENEN LÄNDERN
Seit 2018 liegt die Zahl der Frauen, die im Irak einer Beschäftigung nachgehen, konstant unter 12 %. Im Jahr 2021 lag diese Zahl bei nur 9 %. Während in den Jahren 2020 und 2021 externe Faktoren wie die COVID-19-Abriegelungsmaßnahmen wahrscheinlich einen Einfluss darauf hatten, haben wir festgestellt, dass dies zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass der wirtschaftliche Kontext im Irak anders ist als in einigen der anderen Länder, in denen wir unser Programm durchführen. Der wirtschaftliche und kulturelle Kontext ist so beschaffen, dass Frauen größere Hindernisse überwinden müssen als in unseren anderen Ländern.
Wir haben daher unser Programm im Irak angepasst, um sicherzustellen, dass Frauen sowohl neue als auch bestehende Unternehmen erhalten und ausbauen können. Wir haben daran gearbeitet, die Unterstützung zur Unternehmensgründung, die wir den Frauen bieten, zu verstärken und sie gezielt mit Fähigkeiten auszustatten, die sie auf die Teilhabe am wirtschaftlichen Leben vorbereiten.
ES IST AN DER ZEIT, EINEN GANZHEITLICHEN ANSATZ FÜR FRAUENRECHTE UND SDGS ZU WÄHLEN.
Unser Stronger Women, Stronger Nations-Programm setzt sich konsequent dafür ein, ein sicheres und ermutigendes Umfeld für Frauenrechte zu schaffen. Wir unterstützen Frauen nicht nur dabei, ihre Stimme zu erheben, sondern bringen sie auch mit anderen Frauen, die ähnliches erlebt haben, zusammen, sodass sie gemeinsam lernen und heilen können. Bei unserer Arbeit mit den am stärksten marginalisierten Frauen lehnen wir es ab, einen isolierten Ansatz zur Gleichstellung der Geschlechter zu verfolgen, weil wir wissen, dass das Leben von Frauen nicht in Kategorien passt. Unser Engagement für diesen integrierten, holistischen Ansatz im Rahmen unseres einjährigen Schulungsprogramms und der ergänzenden Men’s Engagement und Change Agents Programme zeigt sich in den letzten fünf Jahren in den Daten unserer Absolventinnen und Absolventen.
Die Vereinten Nationen haben kürzlich berichtet, dass es ohne Investitionen fast 300 Jahre dauern wird, bis die Gleichstellung der Geschlechter erreicht ist. Externe Bedrohungen für die Gleichstellung der Geschlechter nehmen zu und wir haben noch einen weiten Weg vor uns, um einen transformativen Wandel zu erreichen. Es ist jedoch noch nicht zu spät. Wie unsere Daten zeigen, können ganzheitliche Investitionen in jede Säule des Lebens einer Frau einen geschlechtsspezifischen Wandel in anderen wichtigen SDG-Bereichen wie Beschäftigung und Einkommen, Menschenrechte und sozialer Zusammenhalt, Bildung und Ernährungssicherheit bewirken. Die Überwindung der Kluft zwischen den Geschlechtern ist nicht nur von grundlegender Bedeutung für die Rechte der Frauen oder die Gleichstellung der Geschlechter im Sinne von SDG 5, sondern auch für die Umsetzung ALLER nachhaltigen Entwicklungsziele.
Wie unsere Daten zeigen, sind Frauen die treibenden Kräfte des Wandels – lasst uns auf sie hören und in sie investieren!
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