Mein Name ist Marie-Jeanne

DIE BETEILIGUNG VON FRAUEN AN ENTSCHEIDUNGSPROZESSEN IST FÜR EINE AUSGEWOGENE UND GERECHTE GESELLSCHAFT UNERLÄSSLICH. IN DER GEMEINSCHAFT VON MARIE JEANNE HABEN DIE MÄNNER JEDOCH DIE KONTROLLE ÜBER DIE SÄMTLICHE ENTSCHEIDUNGEN.

Marie Jeanne erzählt uns, dass Frauen bei Gemeindeversammlungen nicht die Möglichkeit haben, ihre Ideen und Anliegen einzubringen. Sie hat sich gegen diese und andere Ungerechtigkeiten gewehrt. Sie wagt es, im Namen aller Frauen in ihrer Gemeinde zu sprechen.

DIES IST IHRE GESCHICHTE:

Ich lebe in einem kleinen Dorf in Bukavu, Süd-Kivu, bin 47 Jahre alt und Mutter von sechs Kindern. Außerdem bin ich die Vormundin eines Jungen, der zurückgelassen wurde, nachdem sein Vater beim Einmarsch der Rebellengruppe in Goma im Jahr 2013 getötet wurde.

Ich bin Bäuerin, aber die schlechten Lebensbedingungen und die wiederkehrenden bewaffneten Konflikte im Osten der Demokratischen Republik Kongo machen es schwierig, für meine Kinder zu sorgen. Die geringen Einnahmen, die ich aus der Landwirtschaft erziele, decken 10 Prozent des Bedarfs meines Haushalts. Das ist bei vielen von Frauen geführten Haushalten in meinem Dorf der Fall. Nachdem sie ihre Männer im Krieg verloren haben, müssen sich die Frauen um die Waisen und den Haushalt kümmern.

Durch die zunehmenden Spannungen und die Unsicherheit wurde es für meinen Mann und mich immer schwieriger zur Arbeit zu gehen. 2014 ging ich das Risiko ein und ging in ein nahegelegenes Dorf namens Luhara, um an dem Stronger Women, Stronger Nations-Programm von Women for Women International teilzunehmen.

Marie-Jeanne in ihrem Zuhause in Süd-Kivu, Credit: WfWI

Meine Motivation zur Teilnahme wurde durch Frauen in Luhara geweckt, deren Leben sich nach der Teilnahme an dem Programm drastisch verändert hatte. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie sie es geschafft haben, in kurzer Zeit ihr eigenes Einkommen zu sichern.

Glücklicherweise startete Women for Women International 2016 das Programm in meinem Dorf, und ich war eine der ersten Frauen, die sich registrieren ließen. Ich schloss mich einer Gruppe von 25 Frauen an, gemeinsam bildeten wir eine Klasse. Wir lernten praktische Fähigkeiten wie Schönheitspflege, Geflügelhaltung und Ziegelherstellung. Wir lernten, wie man Handel treibt und ein Geschäft aufbaut. Ganz nebenbei lernten wir auch etwas über unsere Rechte als Frauen, über unser Recht, Land zu besitzen und zu erben, und darüber, wie wir Gewalt und häuslichen Missbrauch verhindern können.

Die Schulung bot uns einen sicheren Raum, in dem wir unsere Erfahrungen austauschen und uns zu Themen äußern konnten, die uns in unseren Gemeinden und zu Hause betreffen.

Nach ein paar Monaten wurde ich selbstbewusster und traute mich, meine Überzeugungen vor anderen zu äußern.

MARIE-JEANNE

Nach meinem Abschluss begann ich mit dem Change Agents-Programm, das sich an Frauen richtet, die Motivation und Führungsqualitäten in ihrer Gemeinde zeigen. Wir ermittelten die Veränderungen, die wir sehen wollten, und erstellten Aktionspläne, wie wir unsere Stimmen und Erfahrungen nutzen wollten, um unsere Gemeinden zu beeinflussen.

WÄHREND DES CHANGE AGENT-PROGRAMMS WURDEN WIR ERMUTIGT, UNS AM ÖFFENTLICHEN LEBEN ZU BETEILIGEN, UNS FORTZUBILDEN, UNS GEGENSEITIG ZU UNTERSTÜTZEN UND UNSERE RECHTE EINZUFORDERN.

Die Module zur Durchführung von Advocacy-Aktionen haben mir geholfen, die Angst zu vertreiben und die Mythen zu zerstören, die kongolesische Frauen seit Jahrzehnten dazu bringen, zu schweigen, wenn Männer sprechen.

Heute kann ich meine Meinung sagen und die Ideen der Frauen ohne Angst äußern.

Aufgrund des langjährigen Konflikts in der Demokratischen Republik Kongo sind die rückschrittlichen traditionellen Gesellschaftsordnungen tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Ich habe festgestellt, dass Frauen bei öffentlichen Versammlungen in meinem Dorf nicht zu Wort kommen oder ihre Anliegen vorbringen können. Alle Entscheidungsprozesse liegen nach wie vor allein in den Händen der Männer. Ich bezog Stellung und beschloss, mich gegen die Norm zu stellen.

Ich vertrete und spreche in den Versammlungen im Namen der Frauen. Ich verschaffe den Stimmen der Frauen in meinem Dorf Gehör.

MARIE-JEANNE

Einige der Themen, die ich bei den lokalen Behörden in meinem Dorf anspreche, sind Erbschaftsrechte der Frauen, die Bildung der Mädchen, das wirtschaftliche Potenzial der Frauen, die sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen und die Möglichkeit der Frauen, ihre Meinung zu äußern und ihre Ideen zu vertreten. Die lokalen Behörden haben einige der Probleme aufgegriffen und angegangen. Mein Dorfchef zögert nicht, mich nach meiner Position zu fragen. Er hat mich sogar ‚Nyumba Kumi‘ genannt, weil ich zehn Haushalte verwalte und vertrete.

Bis jetzt habe ich drei Frauen in meinem Dorf geholfen, ihr Erbe zurückzubekommen, nachdem ihnen ihr Recht auf Erbe unrechtmäßig verweigert wurde, weil sie Frauen sind. Meine Bemühungen liegen nicht nur in den Veränderungen, die ich angestoßen habe, sondern auch in dem Mut, den ich bei den Frauen in meinem Dorf geweckt habe.

Ich bin zuversichtlich, dass meine furchtlose Stimme eines Tages alle Barrieren niederreißen und eine neue Ära der Gleichberechtigung in meinem Dorf einleiten wird.

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Unterstütze eine Frau wie Marie-Jeanne in der DRK, sodass Frauen in ihren Gemeinden gleichberechtigt behandelt werden.

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Mein Name ist Iryna

ICH FORDERE GERECHTIGKEIT FÜR ÜBERLEBENDE SEXUELLER GEWALT

Vom ersten Tag der russischen Invasion in der Ukraine an wusste ich, dass ich mein Land nicht verlassen würde. Meine Überzeugung wuchs, als sich die Gerüchte über die Gräueltaten an Frauen bestätigten – ebenso wie mein Bedürfnis, sofort zu handeln und nicht auf das Ende des Krieges zu warten.

An dem Tag, als der Krieg in die Ukraine begann, wachte ich um 5:30 Uhr morgens auf, weil meine Tochter weinte. Als ich mich wieder ins Bett legte und die Augen schloss, hörte ich eine gewaltige Explosion und die Autoalarme begannen zu schrillen. Ich nahm mein Handy in die Hand, um zu sehen, was los war, und eine Flut von Nachrichten und Facebook-Posts bestätigte meine Befürchtungen.

Ich weckte meinen Mann und sagte ihm, dass der Krieg offiziell begonnen habe. Die Ukraine wurde angegriffen.

IRYNA

Vor unserem Fenster zog sich eine Schlange von Autos, die verzweifelt die Stadt verlassen wollten. Wir wohnten an der Grenze zu Kiew, so dass wir auch die Lichter der feindlichen Raketen sehen konnten, die auf die kilometerweit entfernten Städte fielen. Städte voller Familien wie meine eigene.

Unsere Tochter war damals erst zwei Jahre alt, und so beschlossen wir, dass es das Beste war, die Stadt zu verlassen und in ein Dorf zu fahren, um sie in Sicherheit zu bringen. Feindliche Raketen flogen die ganze Zeit über unsere Köpfe hinweg, während wir unser ganzes Leben in zwei Koffern und einer Tasche packten. Wir wohnten in einem alten Haus, das von meiner Urgroßmutter gebaut worden war. Bevor sie starb, riet sie meiner Mutter, es nicht zu verkaufen: „Es wird eine Zeit kommen, in der die Menschen aus der Stadt fliehen werden“. Wie recht sie doch hatte.

Schließlich wurden wir in einem Studierendenwohnheim untergebracht, wo wir mit anderen Binnenvertriebenen lebten. Es waren Frauen aus Mariupol, Sumy, Bucha, Irpen und Charkiw. Jeden Morgen trafen wir uns in der Küche, um das Frühstück für unsere Kinder zuzubereiten. Wir unterhielten uns über die Neuigkeiten, die wir von Freunden hörten, die unter der Besatzung in ihren Heimatstädten geblieben waren. Als sie anfingen, schreckliche Geschichten von Vergewaltigungen zu erzählen, sprach ich mit alten Kontakten aus meiner Zeit beim Kiewer Regionalrat. Die Geschichten waren wahr.

Ich habe jeden Tag mit Freunden aus Kiew gesprochen. Wie ich konnten auch sie nicht tatenlos zusehen und auf den Sieg warten. Eines Tages sprach ich mit einem Freund über die Vergewaltigung von Frauen und den Bedarf der Überlebenden an psychologischer Unterstützung. So wurde die Andreev-Stiftung ins Leben gerufen. Als unser Militär Kiew befreite, beschlossen wir, mit einem Team von Psychologen und Psychologinnen nach Hause zurückzukehren, um Frauen zu helfen, die sexuelle Gewalt überlebt hatten.

Verständlicherweise dauerte es eine Weile, bis die Frauen uns vertrauten. Denn in ländlichen Gebieten werden vergewaltigte Frauen oft als Opfer beschuldigt. Viele verschlossen sich der Unterstützung, aber sobald sie zu erzählen begannen, konnten wir ihnen helfen, zu heilen.

Natürlich ist unsere Arbeit nicht ohne Risiko. Im letzten Winter wurden unsere Gruppensitzungen mehrmals unterbrochen, weil wir uns vor Raketen und Drohnen schützen mussten, die über uns hinweggeschossen wurden. Der Krieg stellt eine ständige Bedrohung für unsere Sicherheit dar.

Es lohnt sich dennoch, hier zu bleiben, wenn dadurch auch nur eine Frau nach ihrem Leid wieder zu leben beginnt.

IRYNA

Es ist eine Lehre für uns alle: Folge dem Ruf deines Herzens. Wenn du helfen möchtest, tu es einfach. Wenn auch nur eine Frau dank dir ihr Leben ändert, ist das ein unmessbarer Beitrag zum Fortschritt der Menschheit.

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Unterstütze eine Frau wie Iryna in der Ukraine, sodass mehr Überlebende sexualisierter Gewalt Unterstützung erhalten.

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Mein Name ist Amina

ICH NUTZE MEINE STÄRKE UND SETZE MICH FÜR DIE RECHTE VON FRAUEN IN AFGHANISTAN EIN

Als die de-facto-Regierung an die Macht kam, änderte sich alles. Alle Freiheiten, die sich Frauen in Afghanistan erkämpft hatten, wurden vollständig abgeschafft, und von dem Leben, das ich einst kannte, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Dennoch wehren sich viele Frauen jeden Tag gegen die Verbote, die unsere Rechte betreffen.

Ich bin eine von ihnen.

Als die de-facto-Regierung uns das Recht auf Bildung nahm, nahm sie mir weder das Wissen, das ich durch jahrelanges Unterrichten von Frauen, Lesen und den Versuch, so viel wie möglich zu lernen, bereits besaß, noch nahm sie den Frauen den Wunsch nach Bildung. Aus diesem Grund traue ich mich trotz der Risiken, mein Wissen als Lehrerin bei Women for Women International mit den Frauen in meiner Gemeinde zu teilen.

Mein Wunsch, Frauen auszubilden, solange die de-facto-Regierung an der Macht ist, ist mit vielen Risiken verbunden. Wenn wir uns nicht an das Gesetz halten, sind wir und unsere Angehörigen vielen Risiken ausgesetzt. Manchmal werden die Männer in unseren Familien von den Behörden verhört oder verprügelt, weil sie uns Frauen nicht „kontrollieren“. Mitglieder der de-facto-Regierung lauern mit großen Maschinengewehren auf den Straßen, um ihre Regeln durchzusetzen und ihre Autorität über uns aufrechtzuerhalten. Doch trotz des Risikos, dem ich mich aussetze, fühle ich mich gezwungen, Frauen zu unterrichten, weil ich glaube, dass jede Frau das Recht haben sollte, zu lernen und ihr Wissen zu erweitern.

Ja, ich habe Angst. Jeden Morgen, wenn ich das Haus verlasse, weiß ich nicht, ob ich zurückkommen werde. Aber ich will nicht, dass die Angst mich beherrscht. Wenn gebildete Frauen wie ich ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nicht weitergeben, welche Hoffnung bleibt dann für benachteiligte Frauen, die noch weniger Möglichkeiten haben?

AMINA

wenn ich sehe, wie sich die Frauen, die an unserem 12-monatigen Programm teilnehmen, verändern, ergibt für mich alles einen Sinn.

Am Anfang sind sie zu schüchtern, um Blickkontakt aufzunehmen. Schon im zweiten Monat haben sie Selbstvertrauen gewonnen und beginnen, Kontakte zu knüpfen. Innerhalb von vier oder fünf Monaten, ausgestattet mit dem monatlichen Stipendium und den erlernten beruflichen und unternehmerischen Fähigkeiten, beginnen sie, Wege zu finden, um ein Einkommen zu erzielen. Zu sehen, wie die Frauen ihre Stärke erkennen, gibt mir die Kraft, weiterzumachen.

Ich werde weiter unterrichten, weil es den Frauen Hoffnung gibt. Wir sind durch den Schmerz unseres Alltags miteinander verbunden. Da die Frauen hier in Afghanistan von Dunkelheit umgeben sind, ist dies die Hoffnung, an die wir uns jeden Tag klammern. Ich bin stolz darauf, eine der Frauen zu sein, die trotz der täglichen Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, weitermachen.

Anderen Frauen, die ihre Freiheiten verlieren und Not leiden müssen, rate ich, weiterzumachen. Bald werden wir alle Herausforderungen überwinden und unsere Zukunft selbst bestimmen.

Obwohl die Geschichte wahr ist, verwenden wir aus Gründen der Sicherheit und der Privatsphäre weder Aminas echten Namen noch ihr Foto.

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Unterstütze eine Frau wie Amina in Afghanistan, sodass sie sich für ihre Rechte und Träume stark machen kann.

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Mein Name ist Grace

Als Überlebende von Gewalt in Ruanda bis zur Herstellerin weltberühmter Fußbälle – Grace traut sich, ihre Träume zu verwirklichen.

ICH HABE ES GEWAGT, MEIN LEBEN ZU VERÄNDERN

Wenn Sie mir gesagt hätten, dass ich mich von einer Bäuerin zu einer Geschäftsfrau entwickeln würde, die für ihre Familie alle Hindernisse aus dem Weg räumt, um ein komfortables Leben zu führen, hätte ich an Ihnen gezweifelt. Aber die Dinge können sich zum Besseren wenden, wenn man sich traut, an sich selbst zu glauben.

Nach dem Völkermord in Ruanda wurde Nahrungsmittelknappheit zu einer großen Herausforderung. Ich hatte die Landwirtschaft aufgegeben und deshalb keine Arbeit mehr. Die einzige Fertigkeit, die ich besaß, war die Herstellung von Fußbällen. Aber durch mein geringes Wissen über wirtschaftliche Prozesse gab es keinen Gewinn und ich konnte mir die Materialien, die für die Herstellung nötig waren, nicht leisten.

Wir haben beide die Ernte anderer Leute angebaut, aber von unserer eigenen Ernte haben wir nicht profitiert, weil die Landbesitzer den größten Teil unseres Anteils einforderten. Trotz dieser Herausforderungen blieb ich beharrlich und arbeitete hart für das Wohlergehen meiner Familie. Es war eine sehr schwierige Zeit in unserem Leben.

Als Women for Women International in meine Gemeinde kam, waren sie wie ein Leitstern, der mir Unterstützung und Anleitung bot, um mein Leben und das meiner Familie zu verbessern. Obwohl ich anfangs zögerte, fasste ich den Mut, an dem Schulungsprogramm teilzunehmen, bei denen uns wertvolle Fähigkeiten in den Bereichen Wirtschaft, Unternehmertum und anderen Themen vermittelt wurden und wir die Möglichkeit erhielten, einer Spargruppe beizutreten. Grace erzählt:

Die Schulung hat mich so inspiriert, dass ich mich traute, aus meiner Komfortzone herauszutreten und den anderen Frauen meiner Spargruppe vorschlug, mit der Herstellung und dem Verkauf von Fußbällen zu beginnen – ein anspruchsvolles Ziel, da wir Unterstützung bei der Beschaffung der Materialien benötigen würden.

– Programmteilnehmerin Grace aus Ruanda

Schau dir hier die Ganze story von grace an

Dennoch waren sie mit der Idee einverstanden, und Women for Women International stellte uns die erforderlichen Rohstoffe und Maschinen zur Verfügung, um unsere Idee in die Tat umzusetzen. Anfangs hatten wir Probleme, genügend Material für die Herstellung der Fußbälle zu bekommen, aber schließlich haben wir unser Ziel erreicht. Unsere Arbeit hat sich für uns alle gelohnt: Ursprünglich waren wir als Frauen in das Programm eingestiegen, die darum kämpften, über die Runden zu kommen, aber von Tag zu Tag wurden wir zu erfolgreichen Geschäftsfrauen.

Während des FIFA-Pokals in Ruanda schaute sogar der Präsident der FIFA mit anderen Offiziellen im Schulungszentrum vorbei. Er war sehr beeindruckt von den Fußbällen, die wir herstellten, und von der Zeit, die wir uns nahmen, um gute Qualität sicherzustellen. Wir waren so begeistert und stolz, als wir hörten, dass der Präsident mit der Presse über unsere Arbeit sprach!

Als Ergebnis all dieser Bemühungen habe ich mit meinem Verdienst ein Grundstück gekauft und plane ein Haus zu bauen – und das ist erst der Anfang. Ich habe auch vor, weiter zu arbeiten und nach und nach Unterkünfte zu bauen, um sie zu vermieten und mehr Geld zu verdienen. In ein paar Jahren werde ich genug gespart haben, um für jedes meiner Kinder eine Immobilie zu haben. Ich möchte auch, dass sie eine gute Ausbildung erhalten und hoffe, ihnen ein besseres Leben bieten zu können.

Ich hoffe auch, dass ich eines Tages Enkelkinder haben werde, die aus guten Verhältnissen stammen. Ich werde sie alle unterstützen, weil ich jetzt die Kraft und die Fähigkeit dazu habe.

Das Potenzial von Mädchen, die Welt zu verändern

ZUM WELTMÄDCHENTAG FEIERN WIR DIE UNGLAUBLICHE KRAFT UND DAS POTENZIAL VON MÄDCHEN.

Jeden Tag fühlen sich viele Mädchen weltweit ungeschützt und ungehört – das muss sich ändern!

In den 17 konfliktbetroffenen Ländern, in denen wir tätig sind, investieren wir in die Kraft von Frauen, die den Krieg überlebt haben, um ihr eigenes Leben zu verändern und ihr Wissen an folgende Generationen weiterzugeben. Sie leben in extremer Armut, sind direkt von Gewalt und Konflikten betroffen und leiden unter unzähligen Formen sozialer und wirtschaftlicher Benachteiligung. Mehr als die Hälfte der Frauen, die an unserem Programm Stronger Women, Stronger Nations teilnehmen, sind Analphabetinnen, alle verdienen weniger als 1,25 Dollar pro Tag und viele sind Witwen, Geflüchtete oder Überlebende von Vergewaltigung und Missbrauch. Diese Ungerechtigkeiten dürfen nicht auch ihre Töchter treffen.

129

129 Millionen

Mädchen gehen weltweit nicht zur Schule (Quelle: World Bank)

90%

erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen in von Konflikten betroffenen Ländern keine weiterführende Schule besuchen (Quelle: World Bank)

12

Millionen

Mädchen unter 18 Jahren werden jedes Jahr zur Ehe gezwungen (Quelle: OHCHR)

Khalida mit Frauen im Zentrum von Women for Women International – Kurdistan Region of Iraq, die während des Solidaritätskreises für Frauen, die den Aufstand des IS überlebt haben, im Jahr 2022 sprechen. Foto: WfWI

IRAK

KHALIDA, PROGRAMMBEAUFTRAGTE IM SCHULUNGSZENTRUM SHEKHAN, ERZÄHLT:

Als Frau sehe ich die Kraft in mir selbst. Dank unserer Arbeit sehe ich nach und nach, wie die Frauen in meiner Gemeinde ihr Potenzial ausschöpfen. Ich möchte meine Kraft nutzen, um Frauen zu unterstützen, deren Stimmen nicht gehört werden, Frauen, die sich nicht trauen, ihre Stimme zu erheben, und Frauen, die ihr eigenes Unternehmen gründen und Teil der Gemeinschaft werden wollen. Ich werde meine Stimme nutzen, um ihnen Gehör zu verschaffen. Wenn meine Tochter aufwächst, werde ich ihr immer beibringen, ihrem Herzen zu folgen, andere zu respektieren, ihre Stimme zu erheben und Frauen zu unterstützen.“

SÜDSUDAN

CHANGE AGENTS BRECHEN RESTRIKTIVE NORMEN AUF

Frauen, die an unserem Change Agents-Programm teilnehmen, nutzen ihre Ausbildung in den Bereichen Führung und Interessenvertretung, um einen sozialen Wandel für ihre Töchter herbeizuführen. Dabei lassen sie sich von ihren eigenen Erfahrungen mit repressiven kulturellen und traditionellen Normen inspirieren. 

Im Südsudan werden Frauen und Mädchen traditionell Bildungs- und Wirtschaftschancen vorenthalten. Sie dürfen kein Geld verdienen, keine Führungsrolle übernehmen und keine Entscheidungen treffen. Junge Mädchen werden oft zwangsverheiratet oder früh verheiratet, damit ihre Familien eine Aussteuer erhalten.

Change Agents bei einem „Community Dialogue“-Treffen mit führenden Persönlichkeiten in ihren Gemeinden. Foto: Charles Atiki Lomodong
Change Agents in der Gemeinde Rudugungu, Nigeria. Von links nach rechts: Fatima, Khadija, Anthonia, Ummi und Halima. Foto: WfWI

NIGERIA

BILDUNG FÜR DIE NÄCHSTE GENERATION

Change Agents setzten sich für den Bau einer Grundschule in der Gemeinde Rudugungu ein – der ersten seit 50 Jahren.

In Rudugungu gab es keine Schule und die meisten Kinder haben noch nie eine offizielle Bildungseinrichtung besucht. Im Nordosten Nigerias waren viele Schulen aus Sicherheitsgründen geschlossen worden, aber es ging auch um ein tiefliegenderes Thema: die Ablehnung von Frauen und ihr Recht auf Bildung.

DIE FRAUEN IN UNSEREN GLOBALEN TEAMS UND PROGRAMMEN GEBEN IHRE KRAFT AN DIE NÄCHSTE GENERATION WEITER UND INVESTIEREN IN DAS POTENZIAL DER MÄDCHEN, DIE WELT ZU VERÄNDERN.

Esther Tabu, Ausbilderin in unserem Programm im Südsudan, betont die Notwendigkeit einer gebildeten nächsten Generation, insbesondere von Mädchen, um den nationalen Wandel und die Entwicklung voranzutreiben. „Die Zukunft der Mädchen sollte sich nicht nur auf das Kinderkriegen beschränken.“ Indem sie sich für Mädchen einsetzen, die von Zwangsheirat, einem vorzeitigen Ende ihrer Ausbildung und sexualisierter Gewalt bedroht sind, schaffen die Change Agents eine Zukunft, in der ihre Töchter ihre Rechte und Freiheiten voll ausschöpfen können.

Fatima Abubakar, eine unserer Change Agents, sagte:

Die Veränderung, die wir anstreben, besteht darin, Mädchen auszubilden und sie zu inspirieren, ihre Träume zu verwirklichen und ihre Gemeinden zu entwickeln.

Fatima und ihre Gruppe wandten sich an die Abteilung für informelle Bildung der Kommunalverwaltung von Rudugungu, um die Einrichtung einer Schule zu beantragen. Es bedurfte viel Überzeugungsarbeit, zahlreicher Folgebesuche und unermüdlicher Beharrlichkeit und Leidenschaft – doch im Oktober 2021 wurde tatsächlich eine Grundschule eröffnet.

Eine weitere Change Agent, Khadijah Umar, bezeichnete dies als einen sozialen Sieg:

Wir wollen, dass Frauen gebildet und in die Entscheidungsfindung zu Hause und in der Gesellschaft einbezogen werden. Wir wollen auch mehr Anwältinnen, Ärztinnen, Politikerinnen und Unternehmerinnen.

Sie fuhr fort: „Deshalb werden wir uns weiterhin für die Bildung von Mädchen einsetzen. Wir wollen, dass mehr Mädchen eingeschult werden und, wenn möglich, dass sie in der Schule bleiben, sie abschließen und in höhere Bildungseinrichtungen wechseln.“

Unsere globalen Teams haben aus erster Hand erfahren, wie die Macht und das Potenzial von Frauen und Mädchen durch restriktive Normen eingeschränkt werden. Sie sind inspiriert, die am stärksten ausgegrenzten Frauen in ihren Gemeinschaften auszubilden, um ihr Leben wieder aufzubauen und eine bessere Zukunft für die nächste Generation zu schaffen. Gemeinsam müssen wir gegen die vorherrschende Diskriminierung und Marginalisierung von Frauen und Mädchen in Konfliktgebieten angehen. Es werden nach wie vor grundlegenden Menschenrechte von Frauen und Mädchen missachtet, was Armut und Ungleichheit verstärkt.

Wir wissen, dass Frauen und Mädchen mit den richtigen Fähigkeiten, Kenntnissen und Ressourcen die Kraft haben, die Welt zu verändern. 

Mein Name ist Birhane

NACH MEHREREN TRAUMATISCHEN ERLEBNISSEN ERZÄHLTE UNS BIRHANE, DASS SIE DIE HOFFNUNG VERLOREN HATTE UND NUR NOCH AN IHREN KINDERN FESTHIELT – DANN NAHM SIE AN UNSEREM PROGRAMM TEIL. ERFAHRE HIER, WIE BIRHANE SEITHER IHR LEBEN UMGEKREMPELT HAT.

Triggerwarning: Diese Geschichte handelt von sexualisierter Gewalt und Suizid. Bitte höre hier auf zu lesen, wenn du diese Themen als triggernd empfinden könntest.

Mein richtiger Name ist nicht Birhane, aber um meine Geschichte erzählen zu können, möchte ich ihn ändern. 

Ich bin 35 Jahre alt, komme aus Äthiopien und bin verwitwet, weil mein Mann unerwartet verstorben ist. Ich habe einen kleinen Sohn und eine Tochter. Bevor ich von dem Programm erfuhr, war ich Tagelöhnerin, doch nachdem ich meinen Mann verlor, verschlechterte sich meine Gesundheit und ich konnte meine Arbeit nicht mehr wie gewohnt verrichten.

Dadurch konnte ich meine Kinder nicht mehr ernähren und die Miete für das Haus nicht mehr bezahlen. Ich hatte so sehr mit der Situation und meiner Gesundheit zu kämpfen, dass ich schließlich bettlägerig wurde. Meine Kinder und ich waren nun von Nachbarn abhängig, die uns mit Essen, Trinken und anderen grundlegenden Dingen versorgten. Zudem mussten meine Kinder ihre Schulausbildung abbrechen. 

Wir wurden obdachlos und in unserer Zeit auf der Straße wurden wir alle körperlich und seelisch missbraucht. Eines Tages vergewaltigte mich ein Fremder mitten in der Nacht. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich das Leben und das, was mit mir und meinen Kindern geschah, nicht mehr ertragen. Ich fühlte mich hoffnungslos und hatte immer wieder den Wunsch, mein Leben zu beenden. Aber ich hielt es weiterhin aus, weil ich meine Kinder in ihr zukünftiges Leben begleiten musste. Oft dachte ich darüber nach, meine Kinder den staatlichen Behörden zu übergeben. 

Doch dann ging ich zum örtlichen Büro für Frauen- und Kinderangelegenheiten und sie verwiesen mich an die Agar Ethiopia Charitable Society.

Agar Ethiopia bot mir psychosoziale Unterstützung an, einschließlich medizinischer Versorgung, Beratung, Therapie, Mahlzeiten und weiterer Unterstützung. Sofort verbesserte sich meine gesundheitliche Situation und nach einiger Zeit ging es mir besser. Meine Kinder und ich nehmen wieder zu und sehen inzwischen gesund aus. 

Nach drei Monaten Aufenthalt im Safe House war ich mental bereit, mich wieder in das normale Leben zu integrieren und eine Ausbildung zu beginnen. Ich entschied mich für eine kaufmännische Grundausbildung.

Mit der Unterstützung der Ausbildenden habe ich einen Businessplan entwickelt und bin jetzt offiziell zertifiziert.

Außerdem habe ich meine Kommunikationsfähigkeiten, mein Verhandlungsgeschick, meine Fähigkeiten im Umgang mit Kundschaft und meine Planung verbessert. In der Ausbildung lernte ich, wie man Guthaben anspart und Buchhaltung mit einfacher Finanzverwaltung betreibt. Sie brachten mir Lebenskompetenzen bei und nachdem ich alle Ausbildungs- und Rehabilitationsprozesse abgeschlossen hatte, erhielt ich eine Startfinanzierung, um auf der Grundlage meines Geschäftsplans einen Kleinhandel zu eröffnen. Mittlerweile habe ich einen kleinen Laden eröffnet.

Jetzt bin ich in der Lage, ein unabhängiges Leben zu führen.

Ich habe die Vision, in vier Jahren einen Supermarkt zu eröffnen. Meine Kinder gehen wieder in die Schule – sie sind in der 4. und 12. Klasse. 

*Header Photo Credit: Gift Habeshaw 

Hinweis: Birhanes richtiger Name und ihr Foto wurden in diesem Blogbeitrag nicht verwendet, um ihre Identität zu schützen und ihre Sicherheit zu gewährleisten.   

UNSERE ARBEIT IN ÄTHIOPIEN

Durch unsere Partnerschaft mit der Agar Ethiopia Charitable Society, einer vor Ort registrierten NGO, sind wir in der Lage von Gewalt betroffene Frauen in Äthiopien zu unterstützten. Mehr über unsere Arbeit in Äthiopien erfährst du hier.

MEHR DAZU

Ferhana: Unermüdliche Hoffnung entgegen aller Widrigkeiten

Ich bin stolz, wenn ich zurückblicke und mich mit meinem früheren Ich vergleiche. Ich habe alles gelernt und bin eine Expertin in Sachen Wirtschaft, Marketing und Ausstellungen geworden.

FERHANA

Ferhana arbeitet mit anderen Frauen in ihrem Shop. Credit: WfWI

VOR ETWA VIER JAHREN HABE ICH DAS „STRONGER WOMEN, STRONGER NATIONS“ PROGRAMM ABSOLVIERT UND DAS HAT ALLES IN MEINEM LEBEN VERÄNDERT.

Während einem unserer Schneiderkurse kündigte WfWI an, dass sie einen Laden für eine Teilnehmerin mieten würden. Ich konnte es kaum glauben, als ich hörte, dass ich diejenige war, die ausgewählt wurde. WfWI mietete den Laden für mich und bezahlte die Miete für zwei Jahre. Sie unterstützten mich auch, indem sie mir die Produkte anderer Teilnehmerinnen zum Verkauf zur Verfügung stellten. Zu dieser Zeit war ich die Alleinversorgerin für meine Familie. Vor zwanzig Jahren habe ich geheiratet, doch mittlerweile bin ich Witwe und bin Mutter von drei Töchtern und drei Söhnen. 

Bis vor zwei Jahren war ich in meiner Arbeit sehr erfolgreich. Ich verkaufte Kleider aus Samt und Georgette und auch Schmuck. Als die de-facto-Regierung die Macht übernahm, verbot sie den Frauen, allein in Gärten zu gehen. Da sich mein Laden in einem historischen Garten befand, musste ich ihn schließen. Ich war schockiert. Wie sollte ich meine Rechnungen bezahlen und Essen für meine Familie kaufen? Es gab einfach kein Geld und keine Arbeit. Ich sah mich vor dem Nichts.

ICH KONNTE DIESE ENTSCHEIDUNG NICHT EINFACH SO HINNEHMEN.

Zusammen mit anderen Frauen führten wir mehrere Gespräche mit den Behörden und teilten ihnen unsere Sorgen mit. Nicht nur ich habe eine Einkommensquelle verloren. Zu dieser Zeit beschäftigte ich 12 bis 20 andere Frauen. Wenn ich arbeitslos würde, würden auch sie alle ihre Arbeit verlieren. Wir waren alle Witwen und die Ernährerinnen unserer Familien. Ich musste all meinen Mut zusammennehmen, um den Behörden zu sagen, dass wir keine männliche Unterstützung hatten und dass unsere Kinder noch klein waren. Mein Ältester war zu diesem Zeitpunkt erst 12 Jahre alt, also fragte ich sie:

Soll ich lieber auf der Straße betteln oder mit den anderen Frauen, mit denen ich zusammenarbeite, ein Einkommen erzielen?

Eine Ausstellung der Schmuckstücke, die Ferhana herstellt. Credit: WfWI

NACH DIESEM GESPRÄCH RIEFEN SIE EINE WOCHE SPÄTER AN, UM UNS MITZUTEILEN, DASS WIR WEITERARBEITEN KÖNNEN.

Daraufhin eröffnete ich meinen Laden wieder und konnte endlich aufatmen. Seitdem verkaufen wir afghanische und Hazaragi-Kleidung sowie verschiedene Arten von Edelsteinen wie Lapislazuli, Chrysokoll und Shah-Maqsoodi-Stein.  

Da das Geschäft gut läuft, kaufen wir auch andere Schmuckstücke auf dem Markt. In den letzten drei Jahren habe ich an Ausstellungen teilgenommen, um meine Produkte zu verkaufen und Geld zu verdienen. Die Kosten für die Teilnahme zahle ich selbst, da ich weder die Genehmigung der Handelskammer noch ein Arbeitszeugnis habe. 

ALS MUTTER ERWARTE ICH VON MEINEN KINDERN NICHT, DASS SIE FÜR MICH ARBEITEN UND GELD VERDIENEN. ICH MÖCHTE UNABHÄNGIG SEIN UND FÜR SIE SORGEN KÖNNEN.

Meine einzige Hoffnung ist, dass sie eine Ausbildung erhalten, damit sie eine Zukunft haben, in der sie auch für ihre Familien sorgen können. Ich ermutige meine Söhne und Töchter, den Koran, Englisch und Mathematik zu lernen. Vor zwei Jahren habe ich meine Töchter zu Englischkursen angemeldet, aber die Behörden haben die Kurse geschlossen, so dass sie jetzt zu Hause sind und mir bei Näh- und Schneiderarbeiten helfen. Ich habe sehr oft mit ihnen geweint, jetzt, wo sie zu Hause sind. Das war nicht die Zukunft, die ich für sie wollte und manchmal fühle ich mich hoffnungslos. Ich kann sehen, dass sie Angst haben und deprimiert sind, weil sie sich große Sorgen um ihre Zukunft machen. Um ihnen die Möglichkeit zu geben, etwas zu lernen und sich besser zu fühlen, habe ich sie für einen Schneiderkurs bei WfWI angemeldet. 

Ich hoffe, dass wir als afghanische Frauen weiter durchhalten und füreinander einstehen. Wir haben die Macht, Dinge zu verändern und ich werde alles tun, was ich kann, um meinen Laden am Laufen zu halten, damit meine Kinder und auch andere Frauen, die mit mir zusammenarbeiten, eine Zukunft für sich sehen. 

Sei Teil von Stand With Her

Unterstütze eine Frau wie Ferhana in Afghanistan, sodass sie sich für ihre Rechte und Träume stark machen kann.

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Der Mut hinter Leilas Lächeln

DAS ERSTE, WAS MIR AN LEILA AUFFÄLLT, IST IHR STRAHLENDES LÄCHELN.

Leilas und ich treffen einander im syrischen Geflüchtetenlager in Basirma am Rande von Erbil, der Hauptstadt der irakischen Region Kurdistan (KRI). Women for Women International betreibt dort seit 2020 ein Ausbildungszentrum. Leila lebt seit 2019 mit ihrer Familie in dem Lager. 

Im Jahr 2018 wurde Leilas Dorf in Damaskus bombardiert, was ihr Leben für immer veränderte. Sie verlor bei einem Bombenangriff zwei Kinder. Ihre Tochter Najah, heute 12 Jahre alt, wurde verletzt – ihr Bein wurde so schwer verwundet, dass sie immer noch nicht richtig laufen kann. Leila erzählt mir ihre Geschichte, ihr Gesicht ist verzerrt von der Angst vor dem Verlust ihrer Kinder und ihres Zuhauses. Auch sie wurde verletzt, zeigt auf ihr Bein und zeigt mir die Prothese, die sie tragen muss, um laufen zu können.

Ich saß ein paar Minuten schweigend bei ihr, hielt ihre Hand und drückte sie, um sie zu trösten – es spielte keine Rolle, dass wir die Sprache des anderen nicht sprechen konnten, Worte waren in diesem Moment nicht nötig.

Leila erzählte mir, wie sie mit Najah fliehen musste. Da Leila Kurdin ist, wurde ihr und Najah in KRI Asyl gewährt, aber ihr Ehemann, der Syrer ist, konnte nicht ausreisen, bis seine Papiere bearbeitet wurden. Er schloss sich ihnen einige Monate später in Basirma an.  

Als Leilas Sohn Yousef vor zwei Jahren geboren wurde, wusste sie, dass sie trotz ihrer Trauer weitermachen musste, um sich um Najah und Yousef zu kümmern. Sie begann, ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen. Im Jahr 2020 nahm sie an unserem „Stronger Women, Stronger Nations“-Schulungsprogramm teil. 

Im Programm traf Leila andere Frauen, die ähnliche Schrecken des syrischen Krieges erlebt hatten. Sie fand Trost darin, ihren Verlust und ihre Trauer mit ihnen zu teilen.  

Leila in ihrem Zuhause, Fotocredit: Sabua

Der Besuch des Schulungszentrums gab mir ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und half mir dabei, zu heilen.

LEILA, PROGRAMMTEILNEHMERIN, WOMEN FOR WOMEN INTERNATIONAL – IRAK

Mit einem Lächeln im Gesicht erzählt sie mir, wie sehr sie es genossen hat, jeden Tag zum Unterricht zu gehen und Neues zu lernen. Es eröffnete ihr neue Möglichkeiten, aber noch wichtiger ist, dass es ihr half, Selbstvertrauen zu gewinnen. Ausgestattet mit den geschäftlichen und beruflichen Fähigkeiten, die sie im Programm erlernte, wollte sie ihr eigenes Unternehmen gründen, um finanziell unabhängig zu werden und eine bessere Zukunft für ihre Familie aufzubauen. 

Dieser ganzheitliche Ansatz, der Frauen, die den Krieg überlebt haben, mit sozialen und wirtschaftlichen Fähigkeiten ausstattet, steht im Mittelpunkt unserer Arbeit bei Women for Women International. 

Die Frauen, mit denen wir arbeiten, sagen uns, dass unsere Ausbildungszentren ein sicherer Ort für sie sind, an dem sie miteinander in Kontakt treten und gemeinsam lernen können. Und langsam, aber sicher beginnen sie, ihre Kraft zu erkennen. 

Leila bei der Herstellung des traditionellen kurdischen Brotes Kulera. Foto: Sabua

Leila lädt mich in ihr Haus im Camp ein, das nur wenige Gehminuten vom Ausbildungszentrum entfernt liegt. Nachdem sie im Juni 2021 unser Programm absolviert hat, hat sie sich auf das Brotbacken spezialisiert und zeigt mir ihr Geschäft zu Hause. Sie stellt ein lokales Brot namens Kulera her, das ihr Mann dann auf dem Markt verkauft.   

Als sie mir stolz zeigt, wie sie Kulera herstellt, sehe ich, wie ihre Augen aufleuchten und ihr Selbstvertrauen durchscheint. Sie ist in ihrem Element und lächelt von Ohr zu Ohr. Najah und Yousef schleichen um mich herum und sind zunächst schüchtern, weil sie vor der Kamera stehen, aber als wir in ihrem Haus auf dem Boden sitzen, beginnen sie sich wohler zu fühlen und Yousef nimmt sogar ein Stück Kulera von mir an.

Nidhi mit Leila und ihrer Familie. Foto: Women for Women International

Während ich mit Leila und ihrer Familie Kulera esse, inspiriert es mich sehr, wie sie die Kraft gefunden hat, weiterzumachen und ihr Leben wieder aufzubauen. Ihr ansteckendes Lachen bleibt mir im Gedächtnis. Es ist umso ergreifender, nachdem ich erfahren habe, was sie durchgemacht hat.

Ohne es zu merken, hat sie mir ein Geschenk gemacht – eine Erinnerung, die ich in Ehren halten werde, vor allem in Zeiten, in denen ich mich schlecht fühle. Denn ich weiß, wenn ich an diesen Moment zurückdenke und mich an den Mut hinter ihrem Lächeln erinnere, wird mir das auch Kraft geben.  

Ich bin unendlich stolz auf die Rolle, die Women for Women International im Leben von Tausenden von Frauen wie Leila spielt, die einfach nur eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien wollen – die einfach nur ein Gefühl der Zugehörigkeit haben wollen.   

Ist das nicht letztendlich das, was wir alle wollen? 

SCHAU DIR HIER LEILAS GANZE GESCHICHTE AN!

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Unterstütze Frauen wie Leila dabei, sich nach den Traumata des Krieges ein neues Leben aufzubauen.

ZUR PATENSCHAFT

Mein Name ist Dada

ÜBER ZWEI JAHRZEHNTE LANG BEEINTRÄCHTIGTE DER BOKO-HARAM-AUFSTAND DAS LEBEN VON TAUSENDEN FRAUEN UND MÄDCHEN IN NIGERIA ERHEBLICH.

Durch gezielte Gewalt, Entführungen, Sklaverei, Vergewaltigungen und Morde haben Frauen unermessliches geschlechtsspezifisches Leid erfahren und wurden aus ihren Häusern vertrieben. Auch Männer wurden getötet, sodass allein die Frauen den Haushalt führen und die Hauptlast der Versorgung der Familie tragen mussten.

Credits: Monilekan

Diese Erfahrung teilt auch Dada, die mit ihrer Familie in der Stadt Potiskum im Bundesstaat Yobe lebte. Ihr Ehemann Gabra Isa, 60 Jahre alt, ein pensionierter Polizist, verlor einen Kollegen, der von Boko Haram getötet wurde. Während der Beerdigung erhielt Gabra einen Brief, dass er der Nächste sein würde. Er war entsetzt und verwirrt. Da er nicht wusste, was er tun sollte, floh er sofort aus der Stadt. Später in der Nacht hörten Dada und ihre Tochter Schüsse, nahmen in aller Eile mit, was sie tragen konnten, und flüchteten in eine Stadt namens Bauchi, die etwa 200 Kilometer von Potiskum entfernt ist, wo sie seit vielen Jahren zu Hause waren. 


Dada ließ sich mit ihrer Familie in der Gemeinde Mararaban Liman Katagum in Bauchi City nieder. Belastet von Verlust und Trauma trotzte Dada allen Widrigkeiten und meldete ihre beiden Töchter Khadija und Habiba in örtlichen Schulen in Bauchi an. Außerdem begann sie mit dem Verkauf von Reis in ihrem Haus, um ihre Familie zu unterstützen. Die Einnahmen aus diesem Geschäft reichten in der Regel nicht aus, da die zweite Ehefrau ihres Mannes, Khadija, und deren fünf Kinder ebenfalls in dem Haus lebten. Die Mahlzeiten waren unausgewogen und das Essen reichte oft nicht aus, um die Kinder satt zu machen. 


Vor etwa neun Monaten schrieb sich Dada für das „Stronger Women, Stronger Nations“ Programm ein, das von Women for Women International in Bauchi angeboten wird. Sie ist eine von 25 Frauen in ihrer Gruppe und wurde zur Klassensprecherin ernannt. Jeden Morgen bereitet Dada ihre Töchter auf die Schule vor. Sobald sie das Haus verlassen, nimmt sich Dada ihre Tasche und macht sich auf den Weg zum Ausbildungszentrum. Obwohl sie 30 Minuten in der sengenden Sonne laufen muss, ist sie immer die Erste, die im Klassenzimmer ankommt. Sie putzt den Raum und bereitet ihn vor, bevor alle anderen kommen. 


„Ich mag das Arbeitsteilungstraining. Früher habe ich die ganze Hausarbeit allein gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass meine Kinder noch zu jung waren, um zu arbeiten. Aber mit dem Training von WfWI habe ich angefangen, ihnen Hausarbeiten zuzuweisen. Einer fegt das Haus, der andere wäscht das Geschirr ab. Dadurch habe ich mehr Zeit, um auf den Markt zu gehen und Geschäftsmaterial zu kaufen“, erklärt Dada.


Das Programm bietet den Frauen außerdem die Möglichkeit, ihre Geschäfts- und Rechenkenntnisse auszubauen. Sie erlernen berufliche Fertigkeiten wie Backen, Schneidern, Friseurhandwerk, Ziegelherstellung, Schönheitspflege, Geflügelhaltung, Stricken, Handel und vieles mehr. Da Dada bereits vor ihrer Teilnahme am Programm geschäftlich tätig war, entschied sie sich für den Handel als berufliche Qualifikation. Dada hatte die Vision, mit ihrem Reisgeschäft erfolgreich zu werden. Die Schulung hat ihr Geschäft enorm verbessert und die Einnahmen gesteigert. Früher verkaufte sie nur Reis, aber mittlerweile hat sie ihr Geschäft auf Saatkuchen und geröstete Erdnüsse ausgeweitet, um etwas zusätzliches Geld zu verdienen. Sie kann nun bequem ihren Lebensunterhalt bestreiten und zum Haushaltseinkommen beitragen. Ursprünglich verdiente Dada etwa 300 bis 400 Naira, doch jetzt verdient sie allein mit dem Reisverkauf bis zu 2000 Naira. Mit Samenkuchen und gerösteten Erdnüssen erzielt Dada einen Gewinn von 500 Naira. Dada sagt:

In drei Jahren möchte ich mein Geschäft so weit ausbauen, dass ich vor meinem Haus einen Laden eröffnen kann, um Lebensmittel zu verkaufen.

Dada freut sich auf den Besuch des Schulungszentrums. Sie erwirbt nicht nur Wissen, sondern hat auch die Möglichkeit, sich mit anderen Frauen zu treffen. Im Rahmen des Programms werden 25 Frauen mit ähnlichen Erfahrungen und dem gleichen Wunsch, ihr Leben zu ändern, in Gruppen zusammengeführt. Die Frauen knüpfen enge Freundschaften und fühlen sich sicher, wenn sie in den folgenden 12 Monaten ihre Geschichten miteinander teilen. Auch nach Abschluss des Programms bleibt das Zusammengehörigkeitsgefühl bestehen. Sie lernen, wie wichtig soziale Netzwerke und die Arbeit in einer Gruppe sind. Außerdem erhalten sie ein monatliches Stipendium und werden im Sparen und den Vorteilen des Sparens in der Gruppe geschult.

Credits: Monilekan

Viele Frauen in Nigeria sind sich ihrer Rechte, der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Entscheidungsfreiheit in ihrem Zuhause nicht bewusst. Frauen werden nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen; die meisten denken, dass nur Männer das Recht haben, Rechte zu haben. In Dadas Kurs werden sie in sozialem Empowerment geschult, wo sie ihre Rechte erkennen und einige soziale Normen und Mythen in ihrer Gemeinschaft widerlegen. Dada gibt diese Informationen an ihren Ehemann, ihre Familie und ihre Nachbarn weiter, was einen Welleneffekt der positiven Veränderung auslöst. 

Ich habe gelernt, mit meiner Familie und der Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, so dass wir alle voneinander profitieren können, und ich habe gelernt, Menschen zu unterstützen

sagte Gabra, Dadas Ehemann.

Innerhalb weniger Monate konnten wir beobachten, wie sich das Leben von Dada und ihrer Familie stark verändert hat. Sie nimmt immer noch an dem Programm teil und wird bald den Abschluss unseres SWSN-Programms machen.

Jede Frau hat die Kraft, die Welt zu verändern, und mit Unterstützung und Entschlossenheit ist Dada dabei, ihr Leben und das ihrer Familie zu verändern. Genau das ist die Kraft von Women for Women International. 

VR FILM: THROUGH DADA’S EYES

Schau dir für einen Einblick in Dadas Leben in Nigeria unseren VR Film „Through Dada’s Eyes“ auf Youtube an.

UNTERSTÜTZE FRAUEN WIE DADA

Übernimm eine Patenschaft und begleite eine Frau, die einen Krieg überlebt hat, auf dem Weg in eine selbstbestimmte Zukunft.

ZUR PATENSCHAFT

Mein Name ist Shireen

Credits: Alison Baskerville

SHIREEN UND IHRE FAMILIE VERLIESSEN SYRIEN IM JAHR 2013, UM DEN KÄMPFEN ZU ENTKOMMEN. SIE LEBEN JETZT IN DER REGION KURDISTAN IM IRAK

Da sie als Geflüchtete keine Arbeit fand, wollte Shireen unbedingt eine neue Fertigkeit erlernen, die ihr helfen würde, ihre Familie zu versorgen. Shireen lernte nähen, aber sie gewann mehr als nur die Fähigkeit, Kleidung herzustellen: Sie lernte ihren Wert und ihr Selbstwertgefühl als Frau kennen. 

IM NOVEMBER 2017 NAHM SHIREEN AM PROGRAMM „STRONGER WOMEN, STRONGER NATIONS“ TEIL.

Sie traf andere Frauen, die ähnliches erlebt haben und erlernte soziale, wirtschaftliche und technische Fähigkeiten wie Nähen und Buchhaltung. 

Das Programm hat Shireen geholfen, ihren Wert zu verstehen, und sie kann nun dieses Wissen an ihre Töchter weitergeben.

Credits: Alison Baskerville

Ich kann sie verteidigen und für ihre Rechte eintreten … sie haben Rechte in diesem Leben.

SHIREEN

Shireen, die sich leidenschaftlich für die Rechte der Frauen und Themen wie Kinderheirat einsetzt, hat gelernt, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sein sollten:

„[Ein Mann] sollte sie [seine Frau] nicht mit Gewalt kontrollieren, wie ‚du sollst dies oder das tun‘, und sie würde es tun. Nein, sie ist auch wie du [Mann]. Sie sollte tun, was sie will und mag. Ein Mann sollte sich ihr nicht aufdrängen, weil er ein Mann ist und sie eine Frau ist. Das ist nicht richtig.“

Credits: Alison Baskerville

IM RAHMEN DES EINJÄHRIGEN PROGRAMMS ENTSCHIED SICH SHIREEN FÜR EINE AUSBILDUNG ZUR SCHNEIDERIN.


Mit ihren neuen Fähigkeiten, ihrem Wissen über das Geschäftsleben und ihrem Selbstvertrauen hofft Shireen, Arbeit zu finden oder ein eigenes Geschäft zu eröffnen und ihre Familie zu unterstützen.

Ich möchte einfach etwas tun, z. B. in einem Nähgeschäft oder einer Fabrik arbeiten oder zu Hause ein Nähgeschäft eröffnen.

Shireen war überglücklich, als sie das Programm abschloss.

Ich fand es toll, als ich über die Bühne ging und mein Zertifikat erhielt. Als mein Name verlesen wurde und ich auf die Bühne trat, dachte ich: ‚Ich werde ein Geschäft eröffnen‘ und dieses Zertifikat wird eingerahmt an der Wand meines Ladens hängen….Und wenn ein Kunde versucht, mir zu sagen, dass meine Näharbeit nicht professionell ist, würde ich antworten: ‚Was meinen Sie?‘

Frauen wie Shireen nutzen ihre innere Stärke, um sich ihre Zukunft neu aufzubauen und ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben zu führen. Damit verändern sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Familie und ihrer Gemeinden. So kreieren sie einen Welleneffekt, der nachhaltig positive Veränderungen stiftet.

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Durch deine Unterstützung kann sich eine Frau ein neues Leben nach dem Krieg aufbauen.

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