FROM ASKING TO ACTION 

EINE GLOBALE KONSULTATION, DIE SICHERSTELLT, DASS DIE STIMMEN VON FRAUEN, DIE VON KONFLIKTEN BETROFFEN SIND, GEHÖRT WERDEN. 

Wir haben mit mehr als 6.500 Frauen in Ländern gesprochen, die von Konflikten betroffen sind und die den Wandel in ihren Gemeinschaften anführen. Jetzt ist es an der Zeit, dafür zu sorgen, dass ihre Prioritäten Gehör finden und von den Entscheidungsträger*innen tatsächlich gehört werden.

6.500+

Anzahl der Frauen, die wir durch die Konsultation erreicht haben

54

Anzahl der Frauenrechts-organisationen, die die Konsultation mitgestalten

14+

Anzahl der von Konflikt betroffenen Regionen, in denen die Konsultation durchgeführt wurde


Frauen, die von Konflikten betroffen sind, wird immer wieder ihr grundlegendes Recht vorenthalten, sich sinnvoll an der Entscheidungsfindung zu beteiligen, sich für ihre eigenen Prioritäten einzusetzen und Lösungen für die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, voranzutreiben. Die Bemühungen, sie in die Politikgestaltung einzubeziehen, sind allzu oft nur symbolisch. 

Der UN Summit of the Future im September 2024 bildete den Auftakt zu einer Reihe wichtiger globaler Meilensteine in den Jahren 2024 und 2025, darunter der 30. Jahrestag der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform und der 25. Jahrestag der Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit. 

Diese Meilensteine stellen eine einmalige Gelegenheit dar, die bestehenden Verpflichtungen zur Wahrung der Frauenrechte und zur Verwirklichung von Gleichstellung, Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit in greifbare Fortschritte umzusetzen. Doch damit diese Chance genutzt werden kann, müssen die Stimmen der von Konflikten betroffenen Frauen gehört werden. 

“Wir müssen Teil der Lösung sein. Wir wissen besser als jeder andere, was wir brauchen.”

Teilnehmende aus der Ukraine

Um diese Lücke zu schließen – und vor dem Hintergrund wachsender Ungleichheit, Unsicherheit und eines Rückschritts bei den Frauenrechten – hat Women for Women International eine inklusive und partizipative Konsultation durchgeführt, die sich an den in unserem Tool „Beyond Consultations“ dargelegten Best-Practice-Grundsätzen orientiert.

Wir haben von Konflikt betroffene Frauen gefragt: “Wie geht es euch, was braucht ihr und was fordert ihr?”


Mit unserer Unterstützung haben Change Agents – weibliche Überlebende des Krieges, die in Advocacy- und Führungsfähigkeiten geschult sind – gemeinsam mit Frauenrechtsorganisationen diese Konsultation geleitet. Die Frauenrechtsverteidigerinnen und -organisationen legten den Umfang der Konsultation fest, einschließlich der Identifizierung relevanter Fragen und Themen; sie trugen zur Gestaltung der Forschungsinstrumente bei; sie testeten deren Einsatz, um sicherzustellen, dass sie für den Zweck geeignet sind; und sie überprüften die vorläufigen Ergebnisse und Empfehlungen, die sich daraus ergeben haben.

Forderungen der Frauen im Irak und in Afghanistan

Meine Botschaft an die Staats- und Regierungschefs lautet, die Anstrengungen zur Unterstützung von Frauen, die von Kriegen betroffen sind, zu verstärken und die Verbreitung des Friedens in der ganzen Welt zu gewährleisten.

Teilnehmende aus dem Irak

Frauen im Irak, die an der Konsultation teilgenommen haben. Credit: WfWI

Um Frauen bei den Versöhnungsbemühungen, dem Wiederaufbau, der Nothilfe und der Verbesserung der Lebensbedingungen besser zu unterstützen, können Organisationen und Führungspersönlichkeiten zahlreiche Maßnahmen ergreifen, wie z. B. die Bereitstellung von Bildungsmöglichkeiten für Mädchen, die Unterstützung von Frauenrechten, die Beteiligung von Frauen an politischen Entscheidungsprozessen usw.

Teilnehmende aus Afghanistan

Konsultationsgespräche in Afghanistan. Credit: WfWI


Erkenntnisse


Das Projekt “From Asking to Action” zeigt, dass Konsultationen mit Frauen in konfliktbetroffenen Kontexten möglich sind und durchgeführt werden sollten und dass ihre Stimmen bei Entscheidungsfindungen auf globaler Ebene relevant sind. 

Frauenrechtsverteidigerinnen und -organisationen sind der Schlüssel zum Erreichen unserer gemeinsamen Ziele in den Bereichen Frieden, Entwicklung und Gleichstellung der Geschlechter. Dies kann nur geschehen, wenn Frauen den Raum, die Unterstützung und die Ressourcen haben, um ihre Führungsqualitäten, ihr Fachwissen und ihre Einsichten zu nutzen. Die Stimmen von Frauen, die in ihren Gemeinschaften positive Veränderung anführen, müssen verstärkt und tatsächlich gehört werden.

Die Macht von Frauen im Kampf gegen den Klimawandel: Geschichten der Resilienz aus Afghanistan und Nigeria 

Geschlechterungleichheit, politische Instabilität und schlechte Gesundheitssysteme sind einige der Faktoren, die die tägliche Sicherheit von Millionen von Frauen auf der ganzen Welt beeinträchtigen. In jüngster Zeit hat sich der Klimawandel als weiteres entscheidendes Hindernis für die Stärkung von Frauen erwiesen. 

Khatera Haleem, eine Mitarbeiterin von Women for Women International in Afghanistan, beschreibt, wie Frauen unverhältnismäßig stark vom Klimawandel betroffen sind, der die landwirtschaftliche Produktivität und die persönliche Gesundheit beeinträchtigt: 

Doch angesichts dieser Herausforderungen haben die afghanischen Frauen außergewöhnliche Entschlossenheit und Stärke bewiesen und Wege gefunden, sich zu wehren und anzupassen. Im Folgenden gehen wir auf fünf wichtige Veränderungen in ihrem Leben ein, die sowohl die Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, als auch ihren anhaltenden Kampf für ihre Rechte verdeutlichen.

„Ich komme ursprünglich aus Afghanistan, das an sechster Stelle der vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder steht. In letzter Zeit haben wir schwere Regenfälle und Sturzfluten erlebt, die in der nördlichen Region zu erheblichen menschlichen und finanziellen Verlusten geführt haben. Einem Bericht der Abteilung für Naturkatastrophenmanagement zufolge wurden mehr als 40 Menschen getötet, Dutzende weitere verletzt, über 1.000 Häuser zerstört und Tausende Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche überflutet.“

Steigende Temperaturen und Gesundheitsrisiken 

Auf individueller Ebene erhöhen steigende Temperaturen das Risiko von hitzebedingten Krankheiten wie Malaria, Fieber und Meningitis, insbesondere bei Kindern und schwangeren Frauen. Schlecht belüftete Häuser und übermäßige Sonneneinstrahlung machen die Menschen besonders anfällig. 

Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährungssicherheit 

In größerem Maßstab gehen hohe Temperaturen mit unregelmäßigen Niederschlägen einher, die zu Bodendegradation und Austrocknung der Wasserquellen führen. Dies erschwert den Anbau von Feldfrüchten und zwingt die Menschen dazu, weite Strecken zu überfüllten und oft kontaminierten Wasserquellen zurückzulegen. 

Extrem heiße Temperaturen zwingen auch Insekten wie Skorpione und Schlangen, aus ihren Verstecken zu kommen und das Vieh anzugreifen, was zu Nahrungsmittelknappheit und Unterernährung führt. In Nigeria haben verspätete Regenfälle die Landwirtschaftssaison verschoben, wovon Millionen Menschen betroffen sind, darunter auch Teilnehmerinnen des Programms von Women for Women International. Die meisten Frauen, die im Bundesstaat Plateau leben, sind Bäuerinnen, die von der kleinbäuerlichen, regenbasierten Landwirtschaft abhängig sind. In diesem Jahr haben viele von ihnen ihre Setzlinge verloren, weil es zu wenig geregnet hat, und da die Niederschläge weiterhin unbeständig sind, könnten die Pflanzen nicht überleben.  

Wie eine Teilnehmerin sagt: 

Die Ernährungsunsicherheit ist aktuell eine echte Bedrohung, es sei denn, es geschieht ein Wunder vom Himmel.

Wirtschaftliche Belastung und tägliche Herausforderungen 

Für Familien, die von natürlichen Ressourcen abhängig sind, ist die wirtschaftliche Belastung durch die begrenzte und teure Versorgung mit Lebensmitteln und elektrischer Energie noch größer. Die Menschen, die versuchen, unter schwierigen Bedingungen ihre Felder zu bestellen und ihr Geschäft aufrechtzuerhalten, haben ein höheres Arbeitspensum zu bewältigen, stehen unter großem Stress und haben weniger Zeit für persönliche Aktivitäten und Zeit mit ihren Lieben. Frauen, die auch für den Haushalt und die Kindererziehung zuständig sind, sehen ihren Alltag zunehmend durch die Auswirkungen des Klimawandels beeinträchtigt. 

Innovative Lösungen und Resilienz 

Nichtsdestotrotz finden Frauen innovative Wege, um den Klimawandel zu bekämpfen und ihre Familien zu unterstützen. In Nangarhar und anderen Provinzen Afghanistans haben unsere Programmteilnehmerinnen grundlegende Modifikationen vorgenommen, um sich an die hohen Temperaturen anzupassen. So lagern sie beispielsweise sauberes Wasser in handgefertigten Tontöpfen, um es kalt zu halten, und stehen früh auf, um ihre Arbeit vor Sonnenaufgang zu beenden. Nachts schlafen einige von ihnen auf Dächern oder benutzen die traditionellen Charpoy-Betten. Viele Frauen verwenden Moskitonetze sorgfältig wieder und vermeiden es, mit teuren Ressourcen wie Öl zu kochen. 

In Nigeria pflanzen Frauen klimaresistente Pflanzen an und praktizieren eine konservierende Landwirtschaft. Wenn zum Beispiel mehr Süßkartoffeln gepflanzt werden, trägt dies zu stabilen Erträgen bei, da sie wenig Wasser benötigen und in der Regel innerhalb von drei bis vier Monaten nach der Pflanzung erntereif sind. Die Menschen pflanzen auch mehr Bäume und investieren in die Viehzucht, um die Bodengesundheit zu verbessern, die Erosion zu verringern und zusätzliche Einkommens- und Nahrungsquellen zu erschließen. 

Die Rolle von Women for Women International 

Women for Women International hilft den Teilnehmern, innovative Methoden zu entwickeln und alternative Einkommensquellen zu finden. Die Teilnehmerinnen nehmen an Schulungen zu beruflichen Fertigkeiten teil und entwickeln Fähigkeiten in nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten wie dem Kleinhandel. Sie lernen auch etwas über Mikrofinanzierung, und einige Studierende in Nigeria haben Kredite von VSLA-Gruppen (Village Savings and Loan Association) erhalten, mit denen sie in Düngemittel investieren, neue Anpassungsstrategien entwickeln und kleine Unternehmen finanzieren konnten. Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Programme ist die Verbindung zwischen den Mitgliedern: 

… weil wir alle mit denselben Herausforderungen infolge des Klimawandels konfrontiert sind, ist es einfach, sich gegenseitig zu unterstützen und zu beraten, wenn wir zum Unterricht kommen oder uns als Gruppen in der Gemeinde treffen. Das baut eine Menge Stress ab und bietet Unterstützungsnetzwerke, um mit Stress und Ängsten umzugehen.

Bewusstsein schaffen und Handeln fördern 

Situationen ändern sich, wenn das Bewusstsein für sie wächst. In unseren Programmgemeinden schaffen und schärfen die Trainer für soziales Empowerment das Bewusstsein für den Klimawandel und seine Auswirkungen auf allen Ebenen und fördern individuelle und kollektive Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen und zur Unterstützung nachhaltiger Praktiken. Außerhalb unserer Programme ermutigen wir alle Menschen, einige der alltäglichen Luxusgüter, die wir für selbstverständlich halten, genauer unter die Lupe zu nehmen: leicht zugängliches sauberes Wasser, Sicherheit, Gesundheitsfürsorge und Zugang zu Bildung, und sich gemeinsam mit uns dafür einzusetzen, dass sie zu allgemeinen Rechten werden. 

Indem wir diese Geschichten von Widerstandsfähigkeit und innovativen Lösungen aufzeigen, wollen wir Frauen, die mit den Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert sind, zum Handeln und zur Unterstützung inspirieren. Gemeinsam können wir Frauen dabei helfen, Hindernisse zu überwinden und eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft aufzubauen. 

Wenn du dich eingehender mit diesen Themen befassen möchtest, empfehlen wir die Lektüre unseres jüngsten Berichts: Cultivating a more enabling environment: Strengthening women’s resilience in climate-vulnerable and conflict-affected communities. Dieser Bericht beleuchtet die Perspektiven und Erfahrungen von Frauen, die Krieg und Konflikte überlebt haben, und zeigt die Auswirkungen von extremen Wetterbedingungen, Umweltzerstörung, Armut, Gewalt und Konflikten auf ihr Leben auf. 

Unterstütze Frauen, die sich den Auswirkungen des Klimawandels anpassen müssen.

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Wie sich das Leben der Frauen seit der Machtübernahme der Taliban verändert hat

Von Paulina Stachnik, Head of Communications Women for Women International UK

Stärke inmitten von Widrigkeiten – wie sich afghanische Frauen an das Leben unter der De-facto-Regierung anpassen

Seit der Machtübernahme der de facto Regierung in Afghanistan im August 2021 haben die afghanischen Frauen tiefgreifende Veränderungen in ihrem Alltag und Einschränkungen ihrer Rechte erlebt.

Doch angesichts dieser Herausforderungen haben die afghanischen Frauen außergewöhnliche Entschlossenheit und Stärke bewiesen und Wege gefunden, sich zu wehren und anzupassen. Im Folgenden gehen wir auf fünf wichtige Veränderungen in ihrem Leben ein, die sowohl die Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, als auch ihren anhaltenden Kampf für ihre Rechte verdeutlichen.

Ferhana mit ihren Mitarbeiterinnen in ihrem Geschäft in Afghanistan, Credit: WfWI

1.Rückgang der Beschäftigung – Aber Zunahme an Frauen geführten unternehmen

Frauen wurden weitgehend von der Erwerbsbevölkerung ausgeschlossen, vor allem bei staatlichen Stellen und NGOs, wo sie mit Männern zusammenarbeiten würden. Als Reaktion darauf haben sich viele Frauen dem Privatsektor oder dem Unternehmertum zugewandt und von zu Hause aus kleine Unternehmen gegründet. Diese Unternehmen, die innerhalb der lokalen Gemeinschaften geführt werden, ermöglichen es den Frauen, eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren und ihre Familien weiterhin in Würde zu unterstützen.

Ferhana, eine Absolventin unseres Programms, erzählt, wie positiv sich ihr Unternehmen auf ihre Familie auswirkt, da es ihr sowohl eine Lebensgrundlage als auch Hoffnung schenkt.

„Als Teilnehmerin des Programms genoss ich den Raum, in dem ich mit anderen Frauen in den Kursen Fähigkeiten erlernen und selbstständig werden konnte. Ich habe Dinge gelernt, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie in meinem Leben lernen würde“, sagt Obaida, Absolventin des Programms Women for Women International – Afghanistan. Credit: WfWI

2.EINSCHRÄNKUNG DES ÖFFENTLICHEN LEBENS – ABER DIE FRAUEN GEBEN NICHT AUF

Die Maßnahmen der de facto Regierung haben die Bewegungsfreiheit von Frauen und ihre Teilnahme am öffentlichen Leben erheblich eingeschränkt, einschließlich der Anwesenheit von Frauen in Parks, Hammams (öffentlichen Badehäusern) und Fitnessstudios. Trotz der Beschränkungen sieht man afghanische Frauen jeden Morgen nach dem Gebet spazieren gehen und laufen – allein oder in Gruppen – und sie treiben Sport in ihren Häusern. Sie treffen sich auch weiterhin in den ihnen zur Verfügung stehenden öffentlichen Räumen.
Die afghanischen Frauen haben sich auch ihren Platz in internationalen Foren gesichert, einschließlich derer, die vom Außenministerium veranstaltet werden. Unabhängig davon, ob sie eingeladen wurden oder nicht, haben sie mutig einen Platz am Tisch eingenommen, wo sie darauf bestehen, ihre umfangreichen Erfahrungen einzubringen.

Seit 2002 hat Women for Women International – Afghanistan mehr als 130.226 Frauen in fünf Provinzen Afghanistans erreicht. Credit: WfWI

3.Eingeschränkte Bildung – aber Afghanische frauen Lernen weiter

Kurz nach der Machtübernahme wurden die Sekundarschulen für Mädchen geschlossen, und im Dezember 2022 verbot die Regierung Frauen den Besuch von Sekundarschulen und Universitäten. Trotzdem haben viele Mädchen und Frauen entschlossen, weiterhin in ihre Bildung zu investieren.

Sie besuchen alternative Schulen, die technische Kurse und Programme anbieten, oder nehmen an Hausunterricht teil. Dies zeigt, dass sich die afghanischen Frauen nach wie vor für ihr Recht auf Bildung und lebenslanges Lernen einsetzen.

4.Psychologische Auswirkungen – aber die Stärke der Frauen kommt zum Vorschein

Für viele afghanische Frauen kommen zu den psychologischen Auswirkungen noch die Isolation hinzu, die sie aufgrund der Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit und ihrer sozialen Kontakte erfahren. Die Unmöglichkeit, an Aktivitäten teilzunehmen, wie z. B. zur Schule zu gehen, wenn sie älter als zwölf Jahre sind, hat zu einem tiefen Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung geführt. Frauen und Mädchen, die einst aktive Mitglieder der Gesellschaft waren, die einen Beitrag zu ihren Gemeinschaften leisteten und ihre Familien unterstützten, finden sich nun größtenteils in ihren Häusern eingesperrt, ihrer Autonomie beraubt und können nicht mehr selbst über ihre Zukunft bestimmen.

Trotz dieser Herausforderungen zeigen die Geschichten in unseren Programm die unglaubliche Stärke der afghanischen Frauen. Sie helfen sich gegenseitig, passen sich an die neue Situation an und werden nicht müde, für ihre Rechte einzustehen.

Laut dem diesjährigen Index für Frauen, Frieden und Sicherheit belegt Afghanistan unter 177 Ländern den letzten Platz in Bezug auf die Stellung der Frau. Credit: Rada Akbar

5. Die Stimmen der Frauen werden von allen Seiten zum Schweigen gebracht – aber das Engagement geht weiter

Unser Bericht „Lost in Consultation“ deckt ein erhebliches Defizit im Engagement der internationalen Gemeinschaft für die Rechte der afghanischen Frauen auf. Die Vereinten Nationen haben es versäumt, Frauen an dem in Doha veranstalteten Treffen zu Afghanistan zu beteiligen.

Dieser Bericht, der aus den Antworten von 213 von Frauen geführten Organisationen aus ganz Afghanistan zusammengestellt wurde, beleuchtet den dringenden Bedarf an Rechenschaftspflicht und Transparenz.

EINE BOTSCHAFT VON PAYVAND SEYEDALI, unserer Landesdirektorin in Afghanistan

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Ein Jahrzehnt des Wandels für jesidische Frauen, doch das Trauma hält an

Triggerwarnung: Dieser Blogpost handelt von Gewalt.

Wir nähern uns dem zehnten Jahrestag des Völkermords an den Jesid*innen und denken an den bemerkenswerten Weg der jesidischen Frauen in unserem SCHULUNGSPROGRAMM, die trotz der traumata des konflikts an sich glauben. Dieser Meilenstein ist nicht nur eine Erinnerung an die Grausamkeiten, denen sie ausgesetzt waren, sondern auch ein Zeugnis für ihre Widerstandsfähigkeit und Stärke.  

Ein Jahrzehnt des Schmerzes und des Mutes  

Der Völkermord an den Jesid*innen begann am 3. August 2014, als der IS in die Sinjar-Region im Irak eindrang und etwa 400.000 jesidischen Männern, Frauen und Kindern Tod, Gefangenschaft und grausame Gewalt zufügte. Die Männer wurden vor die Wahl gestellt, entweder zu sterben oder zum Glauben zu konvertieren, während die Frauen zwangskonvertiert, gefangen genommen, verkauft und sexuell versklavt wurden. Mehr als 6.000 jesidische Frauen und Kinder mussten diesen brutalen Kreislauf der Gefangenschaft ertragen. Die Traumata sollten unüberwindbar sein und sicherstellen, dass die jesidische Identität ausgelöscht wird.  

Trotz dieser unvorstellbaren Schrecken haben die jesidischen Frauen immense Stärke und Tapferkeit bewiesen. Für die jesidische Programmbeauftragte von Women for Women International, Khalida Lazgeen, ist der Schmerz noch sehr real. Sie war eine junge Frau, als IS-Kämpfer sich ihrem Dorf bis auf wenige Kilometer näherten. Sie sagt, dass ihre Familie wusste, was passieren würde, wenn sie gefangen genommen würden.   

Als der IS in den Irak kam, gab meine Familie uns Mädchen ein Messer und sagte uns, dass wir uns umbringen sollten, wenn wir gefangen genommen würden.

Khalida

 

Khalida ist dankbar, dass sie der Gefangennahme entkommen konnte und unterstützt im Rahmen unseres SWSN-Programms andere Frauen aus der jesidischen Gemeinschaft, die derzeit in Lagern in der irakischen Region Kurdistan leben.

Ihre Stärke erkennen 

Seit der Gründung haben 24.726 Frauen das SWSN-Programm im Irak absolviert, darunter viele jesidische Überlebende. Diese Frauen haben Kenntnisse darüber erworben, wie sie finanziell unabhängig werden können, sie haben ihre Rechte kennengelernt und wichtige Gesundheitsinformationen erhalten. Dies ist ein bedeutender Fortschritt. 

Khalida mit ihrer Solidarity Group im Irak, Credit: WfWI

Khalida erzählt: „Vor ein paar Jahren sprach ich einige Frauen in meiner Nachbarschaft an, um ihnen von WfWI und den Möglichkeiten zu erzählen. Sie weigerten sich hartnäckig, der Organisation beizutreten, und sagten, ihre Ehemänner würden es nicht erlauben. Aber nach drei Jahren Präsenz in der Gemeinde klopfte vor Kurzem eine Gruppe von Frauen an die Türen unseres Zentrums und bat darum, in das Programm aufgenommen zu werden. Es hat mich sehr gefreut zu sehen, dass die Frauen sich für das Programm interessieren und dass Women for Women International die Gemeinde beeinflusst hat.” 

Barrieren überwinden und Gemeinschaften aufbauen  

Die Wirkung des Programms geht über die Berufsausbildung hinaus. Es hat einen sicheren Raum für Frauen geschaffen, in dem sie sich austauschen, ihre Erfahrungen teilen und sich gegenseitig unterstützen können. Khalida bemerkt: „Ich sehe wirklich eine Veränderung bei den Frauen… die Art und Weise, wie sie miteinander verbunden sind, die Unterstützung, die sie erhalten, sie fühlen sich wie zu Hause.“  

Der Mut, den diese Frauen aufbringen müssen, um an dem Programm teilzunehmen – oft an der Seite von Menschen, die sie einst als Gegnerinnen betrachteten – ist immens. Dennoch gehen sie aus dem Programm selbstbewusst und gestärkt heraus und sind mit den nötigen Fähigkeiten ausgestattet, um ihr Leben selbstbestimmt zu führen und für ihre Rechte einzutreten. Das SWSN-Programm hat nicht nur ihr Leben verändert, sondern auch die Wahrnehmung der Rolle der Frau in der Gemeinschaft. 

Eine persönliche Mission zur Entfaltung der eigenen Stärke 

Für Khalida ist ihre Rolle eine sehr persönliche. Als Mutter einer jungen Tochter stellt sie sich eine Zukunft vor, in der ihre Tochter und alle Frauen ihrem Herzen folgen, ihre Meinung sagen und sich gegenseitig unterstützen können. Khalidas Engagement für diese Sache ist unerschütterlich. „Als Frau sehe ich die Macht in mir selbst. Ich möchte meine Macht nutzen, um Frauen zu unterstützen, deren Stimmen nicht gehört werden, Frauen, die Angst haben, ihre Meinung zu sagen, und Frauen, die ihr eigenes Unternehmen gründen und Teil der Gemeinschaft sein wollen. Ich werde meine Stimme nutzen, um ihnen Gehör zu verschaffen.“ 

Aktuelle Lage und Aufruf zum Handeln  

Der Blick in die Zukunft zeigt, dass die Herausforderungen weiterhin gewaltig sind. Die Jesid*innen, die jetzt von der irakischen Regierung zurück nach Sinjar gezwungen werden, kehren in eine vom Konflikt verwüstete Heimat zurück, in der es an grundlegenden Dingen wie sauberem Wasser fehlt.  

Die geplante Schließung der Vertriebenenlager in der kurdischen Region des Irak bis zum 30. Juli wird die Rechte vieler Lagerbewohner*innen aus dem nördlichen Sinjar-Distrikt gefährden. Sinjar ist nach wie vor unsicher und es fehlt an angemessenen sozialen Diensten, um die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von Tausenden von Vertriebenen zu gewährleisten, die möglicherweise bald zur Rückkehr gezwungen werden. Das irakische Ministerium für Migration und Vertreibung hat diesen Termin für Januar 2024 angekündigt.   

Eine Frau aus einem Lager, das geschlossen werden soll, sagte gegenüber Women for Women International: „Ich fühle mich traurig und hoffnungslos. Irgendwann würden wir gerne nach Hause zurückkehren, aber wir sind immer noch psychisch traumatisiert. In Sinjar gibt es keine Infrastruktur, keine Arbeitsmöglichkeiten und keine Sicherheit.“ 

Der zehnte Jahrestag des Völkermords an den Jesid*innen ist eine Zeit der Reflexion und des Gedenkens, aber auch eine Zeit, um auf die aktuellen Probleme der Jesidinnen und anderer Binnenvertriebener aufmerksam zu machen. Wir müssen uns für eine sichere, freiwillige und menschenwürdige Rückkehr nach Sinjar einsetzen und dafür sorgen, dass die notwendige Infrastruktur und Dienstleistungen zur Unterstützung der Gemeinschaft vorhanden sind.

Jetzt ist es an der Zeit zu handeln und die jesidischen Frauen und ihre Familien beim Wiederaufbau ihres Lebens zu unterstützen, um eine Zukunft zu gewährleisten, in der jesidische Frauen und ihre Familien an ihrem Herkunftsort glücklich leben können. 

Mehr zu unserer Arbeit im Irak

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Schutzzone in Gaza angegriffen 

Von Amani Mustafa

Die humanitäre Lage im Gazastreifen wird durch eine schwere Hitzewelle in der gesamten Region weiter verschärft. Besonders kritisch ist, dass sauberes Wasser knapp ist und es für Tausende von vertriebenen Frauen und ihre Familien fast unmöglich ist, in der extremen Hitze eine angemessene Unterkunft und Schatten zu finden. 

Erschwerend kommt hinzu, dass unhygienische Bedingungen und fehlende Hygieneartikel zur Verbreitung von Krankheiten wie Hepatitis A und B führen. Vor allem bei Kindern kommt es zu Ausbrüchen von Krätze und Läusen. Wieder einmal ist eine so genannte sichere Zone für Zivilist*innen zur Zielscheibe geworden. Al-Mawasi, ein winziger Küstenstreifen, in dem mehr als 100.000 Palästinenser*innen Zuflucht gefunden haben (darunter auch einige unserer Kolleg*innen von der Wefaq Society for Women and Child Care), wurde am Wochenende bombardiert. Al-Mawasi ist als „sichere Zone“ ausgewiesen, in der sich seit der Evakuierung von Rafah viele humanitäre Hilfsorganisationen und Feldkrankenhäuser eingerichtet haben. AP meldet, dass bei diesem jüngsten Angriff 25 Menschen getötet und 50 weitere verwundet wurden.  

Während wir unsere Nothilfemaßnahmen an die zunehmende Hitze anpassen, erschwert dieser jüngste Angriff die Bemühungen von Wefaq erheblich, da sie in Al-Mawasi ein Zentrum zur Verteilung von Hilfsgütern und eine Unterkunft für vertriebene Mitarbeiter*innen betreiben.

Die Küche, die sich in Khan Yunis (in geringer Entfernung von dem Angriff) befindet, bleibt unversehrt, und wir hoffen, die Verteilung in der Region Mawasi wieder aufnehmen zu können, sobald es sicher ist.

Zusätzlich zu den fertigen Mahlzeiten engagieren wir uns für die entscheidende Hilfe für Frauen und ihre Familien im Sommer: 

  • Sicheres Trinkwasser 
  • Entsalztes Wasser zum Reinigen 
  • Mahlzeiten aus der Gemeinschaftsküche 
  • Hygieneartikel und Reinigungsmittel 
  • Sommerkleidung 
  • Produkte für Mütter 
Wefaq veranstaltete auch einen Freizeittag, um besonders Kindern ein Stück Unbeschwertheit zu schenken. Auf dem Foto gibt es einen kleinen Einblick. 

Vielen Dank für deine anhaltende Unterstützung! 

In Solidarität, 

Amani Mustafa 
Landesdirektorin Women for Women International Palästina

Mehr zu unserer Arbeit in Palästina

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5 Fakten über die Situation von geflüchteten Frauen

DIE ZAHL DER GEWALTSAM VERTRIEBENEN MENSCHEN HAT EINE Erschreckende ZAHL ERREICHT – NACH ANGABEN DER UNHCR ÜBER 120 MILLIONEN – UND DIE ZAHL STEIGT WEITER AN.

Die Welt hat einen politischen, sozialen und kulturellen Umbruch erlebt, wie es ihn in unserer Geschichte noch nie gegeben hat.

Während der Krieg in der Ukraine weitergeht, brechen neue Konflikte vom Sudan bis zum Kosovo aus und die Überlebenden des Erdbebens in Syrien bauen ihr Leben neu auf – manche bereits zum zwieten Mal. Die Zahl der Menschen, die außerhalb ihrer Heimatländer Zuflucht suchen oder innerhalb ihres Landes vertrieben werden, ist höher denn je – und Frauen und Mädchen sind unverhältnismäßig stark betroffen. Weltweit führen ethnische Spannungen, politische Unruhen, Hungersnöte, Klimawandel und Terrorismus dazu, dass Menschen aus ihrem Leben gerissen werden.

Da sich die Ungleichheit vergrößert und die Vertreibung zunimmt, ist es an uns, in die Bereitstellung von Möglichkeiten und Dienstleistungen zu investieren, um geflüchteten Frauen in dieser Zeit und beim Wiederaufbau zu unterstützen.

Fakt 1: 1 von 5 weiblichen Geflüchteten erlebt sexualisierte Gewalt.

Weibliche Geflüchtete und Binnenvertriebene leiden unter Marginalisierung, sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt und Kinderheirat. Einige erleben dies auch auf der Flucht vor Konflikten.

In Lagern oder aufgrund von Armut werden manche Frauen und Mädchen entführt, verschleppt oder zur Heirat gezwungen. 9 von 10 Ländern mit den höchsten Raten an Kinderheiraten gelten als fragile oder extrem fragile Staaten, in denen seit langem bestehende Geschlechternormen Mädchen in gefährliche Situationen drängen. Auch die Zahl der vergewaltigten und sexuell missbrauchten Frauen, die aufgrund des Krieges in der Ukraine innerhalb des Landes vertrieben wurden, ist stark angestiegen.

Sieh dir das Video von Olena Behnke vom Team von Women for Women International an. Sie berichtet über ihre eigen Flucht aus der Ukraine und was sie über die Situation der Frauen gesehen und gehört hat:

Fakt 2: Frauen und Kinder machen den größten Teil der Menschen aus, die durch den erneuten Konflikt in Syrien zwangsumgesiedelt wurden.

Vor den Erdbeben in Syrien und der Türkei hatte der 13-jährige Krieg in Syrien bereits die Hälfte der 23 Millionen Einwohner*innen des Landes aus der Vorkriegszeit vertrieben.

Heute sind 6,7 Millionen Menschen innerhalb Syriens auf der Flucht und mehr als 18.000 registrierte Geflüchtete und Asylsuchende im Lande. Fast 70 % der Bevölkerung sind Frauen und Kinder – und zu viele von ihnen sind gezwungen, in die umliegenden Gebiete zu ziehen, zum Teil in Lager, in denen die Ressourcen knapp sind und die Wetterbedingungen rau.

In Ländern wie Syrien, in denen die Frauen Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter gemacht haben, bedrohen Krankheiten und Vertreibung diese Fortschritte. Und für viele der durch die Erdbeben vertriebenen Menschen, schätzungsweise über 50.000 Familien allein in Syrien, ist dies bereits die zweite Fluchterfahrung.

Fakt 3: 50 Prozent der Geflüchteten, Binnenvertriebenen und Staatenlosen sind Frauen und Mädchen.


Von den über 100 Millionen Menschen, die zur Vertreibung gezwungen wurden, sind mehr als die Hälfte Frauen und Mädchen. Frauen sind oft die Ersten, die auf eine Krise reagieren, doch ihre Stimme wird in der Politik, die sie schützen soll, oft überhört. Zusätzlich zu Armut und anderen Problemen, mit denen alle Geflüchteten konfrontiert sind, werden Frauen auf der Flucht durch geschlechtsspezifische Diskriminierung zusätzlich unterdrückt.

Fakt 4: Südsudanes:innen und andere Geflüchtete im Sudan waren gezwungen, in ihre Heimatländer zurückzukehren, als der Konflikt zunahm.

Schon vor der jüngsten Verschärfung des Konflikts hatte der Sudan mit extremen Wetterbedingungen, sozialen und politischen Unruhen und steigenden Lebensmittelpreisen zu kämpfen – verstärkt durch die globalen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Fast 1,4 Millionen Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben. Für viele ist es nicht das erste Mal.

Da ein Ende der Gewalt nicht in Sicht ist, suchen die Menschen verzweifelt nach Sicherheit, sowohl im Sudan selbst als auch in den angrenzenden Ländern wie dem Tschad, dem Südsudan, Ägypten, Äthiopien und der Zentralafrikanischen Republik. Für Hunderttausende von Menschen bedeutete dies, unter gefährlichen Bedingungen in ihre Heimatländer zurückzukehren.

Fakt 5: Geflüchtete Frauen könnten jährlich 1,4 Billionen Dollar zum globalen BIP beitragen.


Entgegen dem Mythos, dass Geflüchtete unqualifiziert und ungebildet sind, können sie viel zur Gesellschaft beitragen. Während einige Geflüchtete vielleicht nie die Chance hatten, eine formale Ausbildung zu erhalten, sind viele von ihnen sehr gut ausgebildet und hoch qualifiziert.

Viele Geflüchtete haben Schwierigkeiten, sich in die lokale Wirtschaft einzugliedern, was die Sicherung des Lebensunterhalts ihrer Familien zu einer Herausforderung macht. Für Frauen sind die Hürden noch höher, da geschlechtsspezifische Diskriminierung Türen verschließt oder zu geringerer Bezahlung führt. Wenn wir jedoch in wirtschaftliche Möglichkeiten für weibliche Geflüchtete investieren würden, könnten wir dazu beitragen, die Lücken in Bezug auf Armut, Geschlechtergleichstellung und integrative Arbeit zu schließen – und gleichzeitig die Wirtschaft auf lokaler und globaler Ebene unterstützen.

Im Laufe der Jahre konnte Women for Women International die Gefahren und Hindernisse, denen Geflüchtete ausgesetzt sind, aus erster Hand erfahren. Sie sind nur knapp dem Krieg entkommen, und viele der Frauen sind auf der Suche nach Sicherheit von geschlechtsspezifischer sexueller Gewalt, Marginalisierung und früher Heirat bedroht.

Hilf uns, das zu ändern!

Investiere noch heute in eine sichere Zukunft für geflüchtete Frauen

Mit deiner Unterstützung können wir auf die dringenden Bedürfnisse geflüchteter Frauen und ihrer Familien reagieren.

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Wie Grace der Stigmatisierung von Menstruation in Nigeria entgegentritt

Mein Name ist Grace Baren. Ich bin Mutter von drei Kindern und lebe im Dorf Fwil in Vwang in der Stadt Jos in Nigeria. Seit meiner Kindheit habe ich unüberwindbare Herausforderungen erlebt, darunter Schulabbruch, Zwangsheirat und Gewalt. Aber alles änderte sich…

Ich war gerade mit meinen Kindern bei meiner Mutter zu Besuch. Wir waren im Haus, als wir plötzlich Schüsse hörten. Bewaffnete Männer waren in unser Dorf eingedrungen. Sie befahlen den Frauen und Kindern, sich in der Dorfmitte zu versammeln. Nach einer Weile wurde unser traditionelles Horn geblasen, das Gefahr signalisierte; wir sollten rennen und uns verstecken. Ich war damals schwanger, hielt meine Kinder fest und rannte, so weit mich meine Beine trugen.

Als ich sah, wie ein alter Mann in den Fluss sprang, um sich zu verstecken, folgte ich ihm. Mit einer Hand hielt ich meine Tochter fest, während mein Sohn auf meinem Rücken saß, und ich klammerte mich an eine stachelige Pflanze, damit uns das Wasser nicht mitriss.

Wir blieben die ganze Nacht im Fluss, und als wir am nächsten Tag in unser Dorf zurückkehrten, waren die meisten Häuser bis auf die Grundmauern niedergebrannt, auch unser Haus, unser Hab und Gut und sogar das Silo, in dem wir Getreide gelagert hatten.

Ich brachte meine Kinder für die Nacht zu einem Militärkontrollpunkt, da wir nirgendwo hingehen konnten. Am nächsten Tag gingen wir zum Haus meiner Tante in der Gemeinde Gyel. Meine Tante war überglücklich, uns zu sehen, vor allem, weil mein Mann uns gesucht hatte und befürchtete, wir seien bei dem Angriff getötet worden. Mein Mann brachte uns am nächsten Tag nach Hause. 2016 schlug das Unglück erneut zu, als mein Mann starb und mich mit den Kindern inmitten von Ablehnung und Not zurückließ. Einige Monate nach seiner Beerdigung zwang mich die Großfamilie, seinen jüngeren Bruder zu heiraten. Ich weigerte mich und musste zu meiner Mutter zurückkehren. Entschlossen, mein Schicksal zu ändern, begann ich Reiskuchen zu verkaufen und nahm an einem Nähprogramm für Witwen in meiner Gemeinde teil, um für meine Kinder zu sorgen.

Während meiner Arbeit auf dem Markt bemerkte ich erstaunliche Veränderungen bei den Frauen, die am Programm von Women for Women International teilnahmen. Das war eine starke Erinnerung daran, was das Programm für eine Frau wie mich bewirken kann. Ich betete inständig um eine weitere Chance. Im Mai 2023 wurden meine Gebete erhört, als WfWI zurückkehrte, um mehr Frauen aufzunehmen. Ich hatte das Glück, für die zweite Gruppe ausgewählt zu werden.

Ich konnte es kaum erwarten, nach so vielen Jahren wieder ins Klassenzimmer zurückzukehren. Ich habe wertvolle Fähigkeiten erworben und gute Kontakte zu anderen Frauen geknüpft.

Dank meiner Kenntnisse aus dem Programm „Stronger Women, Stronger Nations“ wurde ich für eine zweiwöchige Schulung über wiederverwendbare Menstruationsbinden ausgewählt. Zusammen mit neun anderen Teilnehmerinnen lernte ich, wie man umweltfreundliche, wiederverwendbare Menstruationsbinden herstellt, verpackt und vermarktet. Das war eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Nach der Schulung habe ich die erworbenen Fähigkeiten genutzt, um meine eigenen wiederverwendbaren Binden bequem zu Hause herzustellen.

Grace bei der Herstellung von Binden,
Fotocredit: WfWI

Diese Fähigkeit zu erlangen, ist eine bemerkenswerte Leistung, denn ich habe mir immer Sorgen darüber gemacht, wie die Frauen und Mädchen in meiner Gemeinde mit ihrer Menstruationshygiene umgehen. Die meisten benutzen unhygienische Materialien wie Lumpen, Blätter und sogar Kuhdung, weil sie sich keine Einwegbinden leisten können. Diese Praxis setzt sie verschiedenen Gesundheitsproblemen aus, die schwer zu behandeln sind. Durch die Schulung konnte ich sie über die Gefahren der Verwendung dieser unhygienischen Materialien aufklären und ihnen wiederverwendbare Binden aus gesunden Materialien vorstellen. Diese Binden sind haltbar, waschbar und können viele Monate lang wiederverwendet werden. Es ist mir gelungen, mehrere Packungen mit je zwei Binden und fünf Flanellbinden zu verkaufen.

Jetzt arbeite ich mit anderen Gruppenmitgliedern zusammen, tausche Ideen über Marketingstrategien aus und überlege, wie wir einen größeren Markt für unser innovatives Produkt erreichen können. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der Zeit große Fortschritte machen werden. Ich bringe auch meinen beiden Töchtern bei, wie man die Binden herstellt, und meine älteste Tochter Christiana, die eine weiterführende Schule besucht, benutzt die Binden. Sie informiert auch die Mädchen in ihrer Schule über Menstruationshygiene.

Abgesehen von dem Einkommen, das ich verdiene, ist es für mich ein großer Erfolg, die Menstruationshygiene in meiner Gemeinde zu verbessern.

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Klima, Konflikt und Geschlechterungerechtigkeit

  

Klimagerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und Frieden sind eng miteinander verknüpft. Klimakrisen und -konflikte nehmen weltweit zu, Frauen und Mädchen sind davon überproportional betroffen. Doch um sinnvolle, nachhaltige und inklusive Lösungen zu entwickeln, müssen die Verantwortlichen ihnen zuhören. 

Ein neuer Bericht von Women for Women International stellt die Perspektiven und Erfahrungen von Frauen, die Kriege und Konflikte überlebt haben, in den Mittelpunkt der COP28 und beleuchtet die Auswirkungen von extremen Wetterereignissen, Umweltzerstörung, Armut, Gewalt und Konflikten auf ihr Leben. Die Veröffentlichung des Berichts fällt mit dem ersten Relief, Recovery and Peace Day der COP28 zusammen. 

Der Bericht zeigt auch die Frustration lokaler Frauenrechtsorganisationen (WRO) über die „grüne“ Politik der internationalen Gemeinschaft, die dem Ausmaß des täglichen Überlebenskampfes von Frauen in Konfliktgebieten nicht gerecht wird.   

„Der Klimawandel steht in direktem Zusammenhang mit Konflikten. Er schränkt die Mobilität und den Zugang zu Land für Frauen und Männer ein.“

– Organisation für Frauenrechte, Sudan 

Women for Women International, eine Organisation, die seit über 30 Jahren Frauen unterstützt, die Konflikte überlebt haben, erstellte die Bewertung auf der Grundlage von Interviews mit fast 1.000 Frauen in 14 Ländern, darunter die Demokratische Republik Kongo, Nigeria, Südsudan, Sudan, Myanmar, Syrien, Jemen, Afghanistan, Irak und die Ukraine. 

Die wichtigsten Ergebnisse zeigen, dass Überschwemmungen, Dürren, die Zunahme von Naturkatastrophen und extreme Hitze zu den gravierendsten Umwelteinflüssen gehören, die Einfluss auf das Leben der befragten Frauen haben. 

  • Alle befragten Frauen in Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda gaben an, in den letzten 10 Jahren unter Ernährungsunsicherheit gelitten zu haben, wobei 58% der Frauen in Afghanistan angaben, dass sich die Situation im letzten Jahr verschlechtert habe.
     
  • Mehr als 70% aller befragten Frauen in Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo, dem Irak, Nigeria und Ruanda gaben an, in den letzten 10 Jahren unter Wasserknappheit gelitten zu haben. In Nigeria und Afghanistan berichten mehr als die Hälfte, dass sich die Situation im letzten Jahr verschlechtert hat. 
  • Frauen sind von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, obwohl sie eine einzigartige Perspektive auf die Auswirkungen haben und mit Engagement, Kreativität und Führungsqualitäten Lösungen vorantreiben können. Dieser Ausschluss vergrößert die Lücken in der konflikt- und gendersensiblen Planung und Entscheidungsfindung zu Land, Landwirtschaft und Klimawandel.
     
  • In der Demokratischen Republik Kongo und in Nigeria berichten Frauen, dass die Konkurrenz um Nahrung und Wasser auch zu lokalen Konflikten führt. 

„Ich gebe mehr für Nahrungsmittel aus und bekomme trotzdem weniger als zuvor. Einige Anbauflächen wurden während der jüngsten Unruhen zerstört. Einige Bauern konnten wegen der Unsicherheit nicht mehr in die Landwirtschaft zurückkehren“.
– Nigerianerin 

Sie beschreiben auch, dass der Konflikt zu den Auswirkungen des Klimawandels beiträgt. 

Weniger als 3% der weltweiten Finanzmittel gehen an Gleichstellungsinitiativen oder von Frauen geführte Organisationen in konflikt- und klimaanfälligen Regionen. Oft sind diese Mittel an unerfüllbare Umweltkriterien geknüpft. In Syrien berichten Frauenrechtsorganisationen, wie schockiert sie darüber sind, dass die Geldgeber von ihnen verlangen, „grünen“ Treibstoff zu verwenden – und das in einer Zeit, in der der Zugang zu Treibstoff aufgrund des Konflikts extrem eingeschränkt ist. 

 „Sie fragen, ob sie garantieren können, dass der Treibstoff sauber ist, wenn es so schwierig ist, Treibstoff zu bekommen – es ist, als ob sie sich nicht um die Menschen kümmern.“ – Frauen für Entwicklung in Syrien 

Kavin Mirteekhan, Programmleiterin von Women for Women International im Irak erzählt:

„Die vom Klimawandel am stärksten bedrohten Gemeinschaften sind auch diejenigen, die am stärksten von Konflikten und wirtschaftlicher Unsicherheit betroffen sind – Gemeinschaften, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben. Indem wir die Stimmen, Prioritäten und Lösungen der oft übersehenen Frauengruppen, die wir unterstützen, hervorheben, wollen wir die sich überschneidenden Auswirkungen von Klimawandel, Konflikten und Geschlechterungleichheit aufzeigen. Frauen sind jedoch häufig von der Teilnahme an Entscheidungsprozessen, die ihr Leben beeinflussen, ausgeschlossen. Nur wenn wir die Perspektiven von Frauen und die Realitäten ihres Alltags einbeziehen, können wir sinnvolle und nachhaltige Lösungen für die Klimakrise finden.“

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Mit deiner Hilfe können wir Frauen, die direkt von der Klimakrise betroffen sind, stärken.

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Ein Jahr nach Ausbruch des Konflikts im Sudan: Die Frauen dürfen in diesem Konflikt nicht vergessen werden 

Von: Fatima Ahmed, Director von Zenab for Women in development

Die Lage in meiner Heimat, dem Sudan, verschlechtert sich zunehmend. Ich habe die verheerenden Auswirkungen des Konflikts auf die einst blühenden Gemeinschaften gesehen, die nun in einem Teufelskreis aus Hunger, sexualisierter Gewalt, Krankheit und Tod gefangen sind. 

Als der Konflikt zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) im Sudan letztes Jahr ausbrach, musste ich die schwere Entscheidung treffen, nach Ägypten zu fliehen. Als Geschäftsführerin der sudanesischen Frauenrechtsorganisation „Zenab for Women“ spreche ich mich lautstark für die Rechte der Frauen aus. Aktivist:innen wie ich werden zur Zielscheibe, wenn sie sich in den Medien gegen Ungerechtigkeiten aussprechen. Nichtsdestotrotz bin ich entschlossen, dafür zu sorgen, dass unsere Arbeit zur Unterstützung der Frauen in diesem Konflikt weitergeht. Ich möchte all den Frauen Gehör verschaffen, die trotz ihres ununterbrochenen Mutes, ihrer Widerstandskraft und ihrer unverzichtbaren Arbeit zur Unterstützung lokaler Gemeinschaften und Vertriebener weitgehend ungehört bleiben. 

Ein Jahr nach Ausbruch des Konflikts im Sudan hat sich der Krieg verschärft und auf mehrere Bundesstaaten ausgeweitet, was zu einer gravierenden Nahrungsmittelknappheit geführt und eine alarmierende Zahl von Menschen zur Flucht in andere Bundesstaaten und Nachbarländer gezwungen hat.

Laut einem Bericht der Vereinten Nationen leiden fast 18 Millionen Menschen im gesamten Sudan an akutem Hunger und sind dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Darüber hinaus sind mehr als 7,4 Millionen Menschen aus ihrer Heimat geflohen, was den Sudan derzeit zum Land mit den meisten Binnenvertriebenen weltweit macht. 

Die Situation hat sich in den letzten Monaten massiv verschärft, da die Kämpfe auf den Bundesstaat Gezira übergegangen sind – dem zweitgrößten Bundesstaat des Sudan und Sitz des größten Landwirtschaftsprojekts Afrikas. Zu Beginn des Konflikts flohen die Menschen nach Gezira und errichteten dort Unterkünfte für Binnengeflüchtete, doch inzwischen sind sie alle, selbst die Bewohner:innen von Gezira, in andere Bundesstaaten wie Blue Nile, Gadaref und Kassala geflohen. Die Nahrungsmittelkanäle wurden unterbrochen, weshalb der Transport von Nahrungsmitteln in andere Bundesstaaten maßgeblich erschwert ist.

Darüber hinaus hat die Eskalation des Krieges zu einem Zustrom von Menschen in die bereits überfüllten Vertriebenenlager geführt. Dies hat die ohnehin schon schwierige Situation verschlimmert und weitere ernsthafte Probleme geschaffen, wie zum Beispiel einen eingeschränkten Zugang zu Wasser, unzureichende sanitäre Anlagen sowie Hygienemaßnahmen, weit verbreiteter Unterernährung und einem erhöhten Risiko von durch Wasser übertragenen Krankheiten. Aufgrund der zahlreichen Sicherheitsbedrohungen ist es für Organisationen wie die meine zu einer Herausforderung geworden, den Familien in den Vertriebenenlagern humanitäre Hilfe zu leisten. 

Während die Männer kämpfen, sind die Frauen und Mädchen gezwungen, aus Sicherheitsgründen weiter zu fliehen. Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln haben Frauen Schwierigkeiten, ausreichend Nahrung für sich und ihre Kinder zu finden. Es ist offiziell bekannt gemacht worden, dass die Nahrungsmittel, die verfügbar wären wenig nahrhaft sind, weshalb Frauen und Mädchen oft zuletzt essen und weniger zu sich nehmen.

Nahrungsmittelknappheit erhöht das Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt. Dazu zählen Gewalt in der Partnerschaft, sexualisierte Ausbeutung und Missbrauch. Außerdem fördert sie schädliche Bewältigungsstrategien wie Kinder-, Früh- und Zwangsheirat.

Es existieren Berichte über weit verbreitete Vergewaltigungen und Milizen, die junge Mädchen zwangsverheiraten und zu Sklavinnen machen. Sudanesische Frauen erhalten aufgrund der Kriegssituation nur schwer Zugang zu lebensrettenden Diensten wie reproduktiver Gesundheitspflege.

Hierzu zählen die klinische Behandlung von Vergewaltigungen sowie der Zugang zu Notfallverhütungsmitteln. Die Gesundheitseinrichtungen wurden durch den Krieg dezimiert und Vertreibung sowie Stigmatisierung erschweren die Möglichkeit, Gesundheitsdienste wahrzunehmen. Die geistige und psychische Gesundheit von Frauen verschlechtert sich enorm. Einige Frauen äußern Selbstmordgedanken. 

Hanan wurde bereits zweimal durch den Konflikt vertrieben.

Wir leben unter schlechten Bedingungen und haben nur begrenzten Zugang zu Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung. Ich bin mir nicht sicher, was passieren wird. Werden wir wieder vertrieben werden? Ich bin so traurig, wenn ich sehe, wie meine Kinder ohne Bildung im Elend leben und ich bin dauerhaft in Sorge.

HANAN

Dank eines großzügigen Zuschusses von Women for Women International können wir mit Zuversicht 250 Haushalte im Bundesstaat Gadaref mit Lebensmittelkörben und anderen lebensnotwendigen Gütern versorgen. Wir sind glücklich darüber, Hygienekits für etwa 500 Frauen und Mädchen bereitstellen zu können und die Gemeinschaft für die Wichtigkeit gesunder Ernährung, Hygiene, sanitärer Einrichtungen, psychischer Gesundheit und Schutz zu sensibilisieren. 

Fatima Ahmed, Director von Zenab for Women in development

Als eine von Frauen geführte Organisation setzen wir uns mit Nachdruck dafür ein, dass die internationale Gemeinschaft auf die katastrophale Lage im Sudan aufmerksam wird. Vor Kurzem habe ich die Frauen des Sudan vertreten und vor dem UN-Sicherheitsrat ein Briefing gehalten. Dabei habe ich die dringende Notwendigkeit betont, Initiativen zur Friedenskonsolidierung sofort umzusetzen und den Menschen im Sudan ohne weitere Verzögerung die dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen. 

Die Frauen im Sudan geben nicht auf. Sie unterstützen ihre Familien und Gemeinschaften und riskieren dabei ihr Leben. Frauenrechte und von Frauen geführte Organisationen sind eine entscheidende und unverzichtbare Säule der humanitären Hilfe. Obwohl sie nur begrenzten Zugang zu Finanzmitteln, technischer Unterstützung und Betreuungsdiensten haben, erfüllen sie ihre Aufgaben äußerst zielstrebig und kompetent.

 

Ich setze mich weiterhin mit Entschlossenheit für die Menschen im Sudan ein. Die internationale Gemeinschaft sollte einen sofortigen Waffenstillstand fordern und die Beseitigung von Hindernissen unterstützen, die den Zugang von Frauenorganisationen zu den Bedürftigsten erschweren. 

Unterstütze Frauen und Mädchen im Sudan

Mit deiner Hilfe können wir im Sudan auf die dringendsten Bedürfnisse von Frauen reagieren.

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Gedenken zum 30. Jahrestag des Genozids in Ruanda: Eine Geschichte voller Hoffnung und Vergebung

MEIN NAME IST KAKUZE MARIE EMERANCE. ICH BIN 48 JAHRE ALT, VERHEIRATET UND HABE ZWEI KINDER. ICH WURDE IN RUBAVU IN DER WESTPROVINZ GEBOREN, LEBE ABER JETZT IM NYAMIRAMA-SEKTOR IM BEZIRK KAYONZA.  

Ich erinnere mich an den Völkermord, als wäre es gestern gewesen. Ruanda versank im Blutbad, und ich gefangen in der Gewalt. 

Am 9. April 1994 nahm mein Leben und das meiner Familie eine schreckliche Wende, als bewaffnete Milizen in unser Haus in Rubavu in der westlichen Provinz eindrangen. Mit Macheten bewaffnet brannten sie alles nieder, auch unser Zuhause. Sie töteten meinen Vater, seine beiden Brüder, meine ältere Schwester und alle ihre Kinder und verscharrten sie lieblos in einem Massengrab. Angeheizt durch die Rhetorik der ethnischen Spaltung zwischen Tutsi und Hutu, wandten sich Nachbarn gegen Nachbarn, Freunde gegen Freunde. Unser einst friedliches Dorf wurde in Chaos und Blutvergießen verwandelt. Meine Mutter überlebte, schwer traumatisiert von den schrecklichen Angriffen, gelang es ihr dennoch, zu fliehen. 

Zusammen mit meinen Geschwistern versuchte auch ich zu fliehen. Wir suchten Zuflucht an einem Ort, den ich für sicher hielt, im Sektor Nyamyumba im Bezirk Kayonza. Dort hatte ich vor meinem Praktikum gelebt. Doch sicher war dieser Ort seit Beginn der Gewaltakte nicht mehr. Einer meiner Kollegen informierte die Miliz, dass ich Tutsi sei. Sie suchten mich, schlugen mir mit einer Machete den rechten Arm ab und zertrümmerten meinen Ellbogen mit einem Hammer. Sie ließen mich zum Sterben zurück, doch ich überlebte – zum zweiten Mal. 

Diese Tage waren grauenvoll. Die Miliz hat systematisch Menschen umgebracht. Männer, Frauen und Kinder wurden getötet. Familien wurden auseinandergerissen, Eltern vor ihren Kindern erschossen, viele mussten in die Nachbarländer fliehen.

Bald darauf nahm die Gewalt ein Ende. Das Leid hielt an. Meine Familie war wie ausgelöscht und ich hatte keinen Ort, den ich mein Zuhause nennen konnte. Die Jahre vergingen und ich begann langsam, mein Leben neu aufzubauen. Es war eine traurige Zeit, und ich ging nicht wieder zur Schule. Denn ich musste mich stattdessen um meine Geschwister und meine Mutter kümmern, die gerade aus dem Kongo zurückgekehrt waren.  

Nach den tragischen Ereignissen in Ruanda startete die Gemeinschaft verschiedene Programme, um den Überlebenden zu helfen, ihr Leben wieder aufzubauen. Ich arbeitete mit anderen Überlebenden zusammen und verbreitete Botschaften der Hoffnung, um die Heilung und Erholung von den traumatischen Erfahrungen anzutreiben, die wir von diesem Genozid davongetragen haben. 

2008 führte die ruandische Regierung die traditionellen Gacaca-Gerichte ein, vor denen die Hutu-Milizen, die unsere Familien und Überlebenden ermordet hatten, den Versöhnungsprozess einleiteten. Zunächst schien all das ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, denn einige der Täter waren noch immer untergetaucht, während andere bereits im Gefängnis saßen. Schließlich erschienen sie jedoch zu den Gacaca-Sitzungen. Die Entscheidung, den Tätern gegenüberzutreten, ist mir nicht leicht gefallen. Ich habe lange gebraucht, um mich damit abzufinden.  

Ebenfalls im Jahr 2008 wurde ich von den lokalen Behörden dazu ausgewählt, mich mit vielen anderen Frauen, die den Völkermord überlebt hatten, für das Programm von Women for Women International anzumelden. Wir fanden einen sicheren Raum, in dem wir unsere Erfahrungen austauschen konnten, und in unseren sozialen Modulen erlernten wir Kompetenzen wie Mitgefühl und Vergebung. 

Trotz des Schmerzes in meinem Herzen wählte ich den Weg des Mitgefühls und der Versöhnung. Es war nicht leicht, den Tätern zu vergeben, aber schließlich konnte ich ihnen verzeihen und mit meinem Leben weitermachen.

Einige der Frauen, die an dem Programm teilnahmen, waren Hutu. Manchmal hielt ich sie für Mörderinnen. Als ich jedoch weiter an den Treffen teilnahm, wurde mir allmählich klar, dass wir alle unterschiedliche Probleme und Herausforderungen im Leben haben. Mit jeder Woche, die verging, begann ich mein Herz zu öffnen und ich wurde mitfühlender. Das Programm hat nicht nur meine Perspektive, sondern auch mein Leben verändert. Ich beschloss auch, Gefangene im Bezirk Rubavu während des Prozesses zu besuchen. Sie gestanden, Mitglieder meiner Familie getötet und unser Haus angezündet zu haben, und baten um Vergebung. Obwohl die Regierung mit der Kampagne „NDI UMUNYARWANDA“ (Ich bin Ruander:in) für Einheit und Versöhnung warb, wurde mir nach dem Training von Women for Women International klar, wie wichtig es ist, sich auf die Menschlichkeit zu konzentrieren, anstatt Menschen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit einzuordnen. 

Obwohl die Menschen, denen ich vergeben habe, noch immer im Gefängnis sitzen, habe ich erkannt, dass ich die Macht habe, mein Leben zu ändern und das Leben der Menschen um mich herum auf eine positive Art und Weise zu beeinflussen. Mit Unterstützung der lokalen Behörden habe ich einen Kindergarten für gefährdete Kinder gegründet. Außerdem bin ich Ausbilderin im Women’s Opportunity Centre, wo ich anderen Frauen wichtige berufliche Fähigkeiten nahebringe. Darüber hinaus kümmere ich mich um meine beiden Kinder und bringe sie zur Schule. Mein Ältester ist 23 Jahre alt und wird bald sein Studium beginnen. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn dabei zu unterstützen.   

Als Überlebende des Völkermordes dürfen wir die schutzbedürftigen Frauen, die Kinder der Täter des Völkermordes sind, nicht vergessen. 

Ich gebe all das Wissen, das ich mir während meiner Zeit bei Women for Women International angeeignet habe, immer wieder an andere Frauen weiter, in der Hoffnung, auch ihr Leben ein Stück weit zu verändern.

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