Unsere Programmteilnehmerinnen teilen hoffnungsvolle Botschaften zum Weltfrauentag

Frauen, die den Krieg überlebt haben, teilen ihre Weisheit, ihre Hoffnung und ihren Mut.
Obwohl sie an den gefährlichsten Orten der Welt leben, schließen sich die Frauen, die wir unterstützen, zusammen und halten an ihrer hoffnung fest.

Zwischen 2019 und 2022 stagnierten fast 40 % der Länder, in denen Stand 2022 über 1,1 Milliarden Frauen und Mädchen leben, bei der Gleichstellung der Geschlechter oder verschlechterten sich sogar.
Angesichts dieses weltweiten Rückschritts bei den Frauenrechten, der politischen Polarisierung, der Kürzung der internationalen Hilfsgüter und der Eskalation von Konflikten liefern die Nachrichten ein ständiges Trommelfeuer an verheerenden Bildern und negativen Statistiken. Es ist kein Wunder, dass viele von uns sich wütend und hoffnungslos fühlen.

Tragischerweise könnte diese Liste endlos fortgesetzt werden. Und doch weigern sich die Frauen, mit denen wir an einigen der gefährlichsten Orte der Welt arbeiten, die Hoffnung aufzugeben. Das ist außergewöhnlich.

Wir haben die Frauen in unserem globalen Team und in unseren Programmen gefragt, wie sie die Hoffnung bewahren. Hier sind ihre botschaften:


Ein Classroom unseres Schulungsprogramms in Afghanistan. Credit: Rada Akbar

Stellt euch auf schwierige Zeiten ein und erkennet, dass jeder schwierige Tag irgendwann zu Ende geht und nicht ewig dauert.

Wirtschaftstrainerin, Afghanistan

Glaubt immer an euch und eure Fähigkeiten, bleibt hoffnungsvoll für die Zukunft und denkt daran, dass die Stärke und Einheit der Frauen zum Fundament einer starken Nation beitragen.

Programmteilnehmerin, Afghanistan


Talatu spricht mit einer Programmteilnehmerin bei der Einschreibung. Credit: Monilekan

Lasst euch ermutigen und beruhigen, denn ihr wisst, dass nach jedem dunklen Tunnel Licht wartet. Bleibt hoffnungsvoll, erweitert eure Netzwerke, haltet eure Familien zusammen und betet.

Talatu Salihu, Social Empowerment Referentin, Nigeria

Die Macht der Frau liegt in ihrem Bewusstsein, ihrem Mut und ihrer Widerstandsfähigkeit. Kein Hindernis kann größer sein als der Wille einer Frau.

Programmteilnehmerin Afghanistan


Ihr seid eine Stütze für eure Familien. Eure Anwesenheit bedeutet so viel für sie. Ihr symbolisiert Hoffnung, Glück und Sicherheit. Unterschätzt eure Fähigkeiten nicht, denn das Leben geht weiter.

Asmaa, Programmteilnehmerin Irak

Lernt und bemüht euch. Beginnt Projekte, erlernt einen Beruf. Selbst wenn ihr ein- oder zweimal scheitert, könnt ihr es erneut versuchen. Und ihr könnt auch die Stimmen anderer Frauen verstärken.

Sozda Abdul Salam, Ausbilderin, Irak

Deine Spende zum Weltfrauentag!

Unterstütze die mutigen und hoffnungsvollen Frauen in unseren Programmländern zum diesjährigen Weltfrauentag.

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Frauen halten die Ukraine zusammen

Im Februar dieses Jahres sind es drei Jahre, dass Russland in der Ukraine einmarschiert ist. Der Krieg geht weiter, und mit ihm das Leid von Millionen Menschen. 

Jüngste Schätzungen der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass fast 12 500 Zivilist:innen im Krieg getötet wurden – obwohl die UNO wiederholt erklärt hat, dass es sich bei dieser Zahl um eine Unterzahl handelt, da sie nur die Todesfälle berücksichtigt, die sie nachprüfen konnte. Schätzungen zufolge benötigen etwa 12,7 Millionen Menschen sektorübergreifende humanitäre Hilfe, und im August 2024 waren 10,4 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben oder suchten außerhalb der ukrainischen Grenzen Schutz. Dieses Leid darf nicht ignoriert werden.

Im Rahmen unserer Partnerschaft mit der Andreev-Familienstiftung in der Ukraine unterstützen wir weiterhin mobile Teams aus Psycholog:innen, die weibliche Überlebende in den ehemals von den russischen Streitkräften besetzten Gebieten erreichen und psychosozial unterstützen. Gemeinsam haben wir auch eine Hotline für Frauen eingerichtet, die sexuelle Gewalt überlebt haben.

Anna Orel, die zu Beginn des Krieges zum Team der Andreev-Familienstiftung stieß, erzählt von ihren Erlebnissen:

„Der Krieg hat mein Leben völlig verändert. Zunächst verlor ich an der Front einen mir sehr nahestehenden Menschen. Dieser Verlust hat mich sehr hart getroffen. Zweitens erlebe ich wie alle Ukrainer:innen jeden Tag Drohnenangriffe und häufige Angriffe mit Marschflugkörpern. Mehrere Male haben russische Raketen Gebäude in einigen Kilometern Entfernung von mir getroffen, und ich konnte sie über meinem Haus pfeifen hören. Die Druckwelle einer Drohne hat eines Nachts mein Haus beschädigt, und ich lebe in ständiger Angst, dass die Russen mich eines Nachts in meinem Bett töten könnten.

Die Frauen in der Ukraine sollten nicht ständig ihre Söhne, Ehemänner und Brüder beerdigen müssen. Wir sollten nicht in Ungewissheit und Spannung leben und bei jeder Nachricht erschaudern müssen. Wir werden von der Angst um unsere Lieben heimgesucht. Die Frauen in der Ukraine lernen, alles zu tun – sogenannte „Männerberufe“, um die Männer an der Front zu ersetzen.

Anna Orel, Mitglied des Teams der Andreev-Familienstiftung, der lokalen Partnerorganisation von Women for Women International, die Frauen unterstützt, die den Krieg in der Ukraine überlebt haben. Foto: Anna Orel

Frauen sind nun die Hauptversorgerinnen unserer Familien geworden.

Die ganze Verantwortung für Kinder und ältere Angehörige liegt jetzt oft auf uns. Wir müssen immer stark sein, auch wenn es sich unmöglich anfühlt; auch wenn unsere Männer und Söhne an der Front sind.

Auch viele Frauen haben sich den ukrainischen Streitkräften angeschlossen und kämpfen an der Seite der Männer an der Front. Ehemalige Kindergärtnerinnen, Maniküristinnen und Friseurinnen schießen jetzt mit tragbaren Flugabwehrsystemen russische Raketen ab.

Vor ort und in meiner Funktion bei der Andreev-Familienstiftung erlebe ich, wie Frauen, die Vergewaltigung, Gefangenschaft und Folter überlebt haben, ein neues Leben beginnen.

Sie versuchen zu arbeiten, ähnlich betroffenen Frauen zu helfen, sich in Netzwerken zusammenzuschließen und sich gegenseitig zu unterstützen. Sie sprechen über ihre Erfahrungen, teilen ihren Schmerz, um anderen durch ihr Beispiel zu helfen. Diese weibliche Stärke inspiriert mich.

Selbst in den dunkelsten Zeiten gibt es Menschen mit Licht im Herzen.

– Anna

Ich koordiniere ein Projekt, das Menschen hilft, die konfliktbedingte sexualisierte Gewalt, Gefangenschaft, Folter und Belagerung überlebt haben.

Die Hilfe umfasst psychologische, medizinische und finanzielle Unterstützung sowie die Zahlung von vorläufigen Entschädigungen an die Opfer des russischen Krieges gegen die Ukraine. Die Erfahrungen unserer Organisation – die Arbeit, die wir leisten – sind bereits wertvoll für unseren Staat.

Wir setzen uns dafür ein, dass auf Regierungsebene systematisch Hilfe geleistet wird. Es geht um Zehn-, ja Hunderttausende von geretteten Leben und Familien – die Zukunft unseres Landes.

– Anna

Manchmal verliere ich die Motivation – doch dann erinnere ich mich daran, was wir erreicht haben. Und ich mache weiter.

Aber wenn die Frauen stark sind, kann das nicht das Ende der Geschichte sein. Wenn die internationale Gemeinschaft von diesem Krieg und unserer Arbeit erfährt, meine Erfahrungen liest und Mitgefühl hat, kann sie ihre Unterstützung nicht beenden. Wir müssen handeln.

Viele Partner und Menschen auf der ganzen Welt verlieren die Motivation, der Ukraine zu helfen, weil sie müde sind und keine Aussicht auf ein Ende des Krieges sehen.

Ich sehe aber, wie sehr die Menschen noch Hilfe brauchen.

Auch jenseits unserer eigenen Grenzen ist unsere Arbeit entscheidend. Es gibt viele Kriege auf der Welt – aber die Erfahrungen der Ukraine bei der Bewältigung dieser anhaltenden Krise können für andere Länder sehr wertvoll sein.

– Anna

Wir bitten um deine Spende, die Frauen unterstützt, die diesen Krieg überleben und die Ukraine zusammenhalten. Hilf uns dabei, Leben zu retten und unser Land wiederaufzubauen.“

Stehe an der Seite ukrainischer Frauen

MEHR DAZU

Unsere Jahreshighlights 2024

Gegenwärtig leben mehr als 600 Millionen Frauen und Mädchen in von Konflikten betroffenen Gebieten. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl um 50 % gestiegen (Quelle: UN). Täglich erreichen uns Nachrichten über Kriege und Konflikte – die Statistiken und Geschichten schocken uns dennoch immer wieder.

Solange Kriege andauern, werden wir den Überlebenden beistehen, um ihr Leben wieder aufzubauen und ihre Gemeinschaften zu stärken. Auch in diesem Jahr hat deine Unterstützung den Unterschied gemacht. Gemeinsam haben wir im Jahr 2024 26.282 Frauen und Mädchen, die einen Krieg überlebt haben, erreicht und sie gemeinsam mit Menschen wie dir dabei begleitet, ihr Leben und das ihrer Familie zu verändern. Unsere Jahreshighlights zeigen dir, welche Erfolge, Projekte und Neuerungen wir dieses Jahr bewirken konnten.

579.287

Frauen und Mädchen insgesamt erreicht

26.282

Frauen und Mädchen allein in 2024 erreicht

53.277

Männer durch unser MEP erreicht

Durch die zunehmende Beschneidung der Rechte afghanischer Frauen und Mädchen werden sie aus dem öffentlichen Leben nahezu ausgeschlossen. Besonders prekär ist die Situation für Frauen und Mädchen in den Geflüchtetencamps an den Grenzen Afghanistans. Durch den fehlenden Zugang zu Hygiene- und Periodenprodukten und keiner gesundheitlichen Versorgung ist das Leben vor Ort insbesondere für Schwangere und Mütter lebensbedrohlich. Laut UNFPA ist Afghanistan nach wie vor einer der gefährlichsten Orte der Welt für Geburten. Alle zwei Stunden stirbt eine Frau während der Schwangerschaft oder bei der Geburt aus Gründen, die bei Zugang zu qualifizierter Versorgung weitgehend vermeidbar wären. Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation setzen wir deshalb unseren Fokus unter anderem auf die Versorgung mit Entbindungs- und Hygienepaketen.

Der Konflikt im Sudan eskaliert weiter, und das Land steht nun vor der schlimmsten Vertreibungskrise der Welt. Der fehlende Zugang zu Gesundheits- und Hygieneprodukten ist aktuell eines der kritischsten Probleme für Frauen und Mädchen vor Ort. Unser Partner, die Sudan Family Planning Association (SFPA), verschaffte insgesamt 2.213 Frauen und Mädchen über mobilen Kliniken Zugang zu Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, darunter Familienplanung, Kliniken für Kinder unter 5 Jahren sowie prä- und postnatale Betreuung. SFPA führt derzeit ein neues Projekt in Nord-Kordofan durch, bei dem schätzungsweise 3.500 vertriebene Frauen und Mädchen Zugang zu Gesundheitsversorgung und Beratung erhalten werden.

Eine Gruppe von Frauen im Sudan, Credit: WfWI

Im Westjordanland haben wir uns mit sechs Frauenrechtsorganisationen zusammengetan, um Frauen zu unterstützen, die mit Gewalt, Ernährungsunsicherheit und Arbeitslosigkeit konfrontiert sind. Wir haben Berufsbildungsmaßnahmen, eine Beratungsstelle, Veranstaltungen und Mittel für das einzige Frauenhaus bereitgestellt. Im Westjordanland und im Gazastreifen leisten wir dringende Hilfe, darunter Verteilung von Mahlzeiten, Wintervorräte und Hygienekits. In Zusammenarbeit mit einer israelischen Organisation haben wir Schutzräume für palästinensische und jüdische israelische Überlebende angeboten. Seit 2023 haben wir über 27.000 Menschen erreicht.

Eine Gemeinschaftsküche in Gaza, Credit: WfWI


 

Im Oktober setzten wir gemeinsam mit Bundesministerin Svenja Schulze ein starkes Zeichen für Gleichstellung und globale Entwicklung. Im Gespräch über feministische Entwicklungspolitik und unsere Programme gab es viel gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung. Wir danken Frau Schulze für den Austausch. 

Dieses Jahr veröffentlichten wir unser bisher größtes Konsultationsprojekt “From Asking to Action”, welches mehr als 6.500 Frauen in Konfliktregionen eine Stimme verleiht. Dieses Projekt liefert beispiellose neue Erkenntnisse und präsentiert die Hoffnungen, Herausforderungen, Erfahrungen und Empfehlungen von konfliktbetroffenen Frauen für eine friedliche Zukunft. 


Mit unserer diesjährigen Kampagne rund um den Weltfrauentag feierten wir den Mut und die Stärke von Frauen weltweit! Frauen, die Widerstand leisten und sich für sich, ihre Community und ihre Rechte einsetzen, um Veränderung hervorzurufen – egal, welche Gefahren ihnen auf dem Weg begegnen. Wir haben uns besonders über unsere tollen Unterstützer:innen – darunter Schirmherrin und Deutschlands First Lady Elke Büdenbender und die First Lady von Österreich, Doris Schmidauer – gefreut, die unsere #SheDares Armbänder getragen haben. 

Laut dem UNHCR sind aktuell rund 120 Millionen Menschen auf der Flucht – so viele wie noch nie. ⁠ 
⁠Zur diesjährigen Weltgeflüchtetenwoche haben wir auf die dringenden Bedürfnisse der Frauen und Kinder, die aktuell aufgrund von weltweiten Konflikten gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen, aufmerksam gemacht und gemeinsam mit euch ihre Geschichten in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober haben wir unsere faminism– feminism fights famine Kampagne gelauncht, die darauf aufmerksam macht, dass weltweite Hungersnöte nur durch Geschlechtergleichstellung bekämpft werden können. Mit zahlreichen prominenten Unterstützer:innen und der pro bono Unterstützung von Jung von Matt konnten wir uns gegen Hunger und für mehr Gleichberechtigung stark machen. Im Rahmen der Kampagne hat uns lala Berlin mit dem Verkauf eines exklusiven Faminism-Shirts unterstützt, dessen Einnahmen zu 100% in unsere Arbeit fließen.


Im März und im November diesen Jahres konnten wir den beeindruckenden Film “The Neighborhood Storyteller” von Filmemacherin Alejandra Alcala mit unserer Community teilen. Ein Film über die Flucht aus Syrien, die menschliche Widerstandsfähigkeit und die Kraft, Entbehrung in Chance umzuwandeln. 

Geflüchtete Athleten aus dem Iran, Syrien, Südsudan und Kamerun, die sich gegen alle Widrigkeiten durchsetzen, um an den Olympischen Spielen teilzunehmen – davon erzählt der Film “We Dare To Dream” von unserer globalen Ambassador Waad Al Kateab. Ihren Film konnten wir mit anschließendem Panel Talk gemeinsam mit Film ohne Grenzen in Potsdam zeigen.

Zur Eröffnung unserer zwei Charity Pop Up Stores im Ingolstadt Village und im Wertheim Village durften wir am 7. März viele Shoppingbegeisterte und Unterstützer:innen begrüßen. Es wurde pre-loved Designer:innenkleidung verkauft, die von verschiedenen Marken und Persönlichkeiten gespendet wurde und deren Erlös zu 100% in unsere Programme floss.    

Unser jährliches #SheInspiresMe Gala Dinner fand dieses Jahr in Düsseldorf statt. Die Hauptrednerin des Abends, die international Sonderkorrespondentin des ZDF Kathrin Eigendorf, schaltete sich virtuell von ihrem Einsatzort Tel-Aviv dazu, um mehr über ihre Arbeit in Krisenregionen zu sprechen. Der anschließende Panel Talk mit Laurie Adams, globale CEO von WfWI und Nunu Ntshingila, Vorständin unseres globalen Boards, über den Einsatz für Frauenrechte, besonders in Ländern wie Afghanistan, war ebenso beeindruckend. An diesem besonderen Abend konnten wir über 80.000€ für unser Programm in Afghanistan einnehmen – dafür allen Spender:innen herzlichen Dank! 



FROM ASKING TO ACTION 

EINE GLOBALE KONSULTATION, DIE SICHERSTELLT, DASS DIE STIMMEN VON FRAUEN, DIE VON KONFLIKTEN BETROFFEN SIND, GEHÖRT WERDEN. 

Wir haben mit mehr als 6.500 Frauen in Ländern gesprochen, die von Konflikten betroffen sind und die den Wandel in ihren Gemeinschaften anführen. Jetzt ist es an der Zeit, dafür zu sorgen, dass ihre Prioritäten Gehör finden und von den Entscheidungsträger*innen tatsächlich gehört werden.

6.500+

Anzahl der Frauen, die wir durch die Konsultation erreicht haben

54

Anzahl der Frauenrechts-organisationen, die die Konsultation mitgestalten

14+

Anzahl der von Konflikt betroffenen Regionen, in denen die Konsultation durchgeführt wurde


Frauen, die von Konflikten betroffen sind, wird immer wieder ihr grundlegendes Recht vorenthalten, sich sinnvoll an der Entscheidungsfindung zu beteiligen, sich für ihre eigenen Prioritäten einzusetzen und Lösungen für die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, voranzutreiben. Die Bemühungen, sie in die Politikgestaltung einzubeziehen, sind allzu oft nur symbolisch. 

Der UN Summit of the Future im September 2024 bildete den Auftakt zu einer Reihe wichtiger globaler Meilensteine in den Jahren 2024 und 2025, darunter der 30. Jahrestag der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform und der 25. Jahrestag der Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit. 

Diese Meilensteine stellen eine einmalige Gelegenheit dar, die bestehenden Verpflichtungen zur Wahrung der Frauenrechte und zur Verwirklichung von Gleichstellung, Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit in greifbare Fortschritte umzusetzen. Doch damit diese Chance genutzt werden kann, müssen die Stimmen der von Konflikten betroffenen Frauen gehört werden. 

“Wir müssen Teil der Lösung sein. Wir wissen besser als jeder andere, was wir brauchen.”

Teilnehmende aus der Ukraine

Um diese Lücke zu schließen – und vor dem Hintergrund wachsender Ungleichheit, Unsicherheit und eines Rückschritts bei den Frauenrechten – hat Women for Women International eine inklusive und partizipative Konsultation durchgeführt, die sich an den in unserem Tool „Beyond Consultations“ dargelegten Best-Practice-Grundsätzen orientiert.

Wir haben von Konflikt betroffene Frauen gefragt: “Wie geht es euch, was braucht ihr und was fordert ihr?”


Mit unserer Unterstützung haben Change Agents – weibliche Überlebende des Krieges, die in Advocacy- und Führungsfähigkeiten geschult sind – gemeinsam mit Frauenrechtsorganisationen diese Konsultation geleitet. Die Frauenrechtsverteidigerinnen und -organisationen legten den Umfang der Konsultation fest, einschließlich der Identifizierung relevanter Fragen und Themen; sie trugen zur Gestaltung der Forschungsinstrumente bei; sie testeten deren Einsatz, um sicherzustellen, dass sie für den Zweck geeignet sind; und sie überprüften die vorläufigen Ergebnisse und Empfehlungen, die sich daraus ergeben haben.

Forderungen der Frauen im Irak und in Afghanistan

Meine Botschaft an die Staats- und Regierungschefs lautet, die Anstrengungen zur Unterstützung von Frauen, die von Kriegen betroffen sind, zu verstärken und die Verbreitung des Friedens in der ganzen Welt zu gewährleisten.

Teilnehmende aus dem Irak

Frauen im Irak, die an der Konsultation teilgenommen haben. Credit: WfWI

Um Frauen bei den Versöhnungsbemühungen, dem Wiederaufbau, der Nothilfe und der Verbesserung der Lebensbedingungen besser zu unterstützen, können Organisationen und Führungspersönlichkeiten zahlreiche Maßnahmen ergreifen, wie z. B. die Bereitstellung von Bildungsmöglichkeiten für Mädchen, die Unterstützung von Frauenrechten, die Beteiligung von Frauen an politischen Entscheidungsprozessen usw.

Teilnehmende aus Afghanistan

Konsultationsgespräche in Afghanistan. Credit: WfWI


Erkenntnisse


Das Projekt “From Asking to Action” zeigt, dass Konsultationen mit Frauen in konfliktbetroffenen Kontexten möglich sind und durchgeführt werden sollten und dass ihre Stimmen bei Entscheidungsfindungen auf globaler Ebene relevant sind. 

Frauenrechtsverteidigerinnen und -organisationen sind der Schlüssel zum Erreichen unserer gemeinsamen Ziele in den Bereichen Frieden, Entwicklung und Gleichstellung der Geschlechter. Dies kann nur geschehen, wenn Frauen den Raum, die Unterstützung und die Ressourcen haben, um ihre Führungsqualitäten, ihr Fachwissen und ihre Einsichten zu nutzen. Die Stimmen von Frauen, die in ihren Gemeinschaften positive Veränderung anführen, müssen verstärkt und tatsächlich gehört werden.

Die Macht von Frauen im Kampf gegen den Klimawandel: Geschichten der Resilienz aus Afghanistan und Nigeria 

Geschlechterungleichheit, politische Instabilität und schlechte Gesundheitssysteme sind einige der Faktoren, die die tägliche Sicherheit von Millionen von Frauen auf der ganzen Welt beeinträchtigen. In jüngster Zeit hat sich der Klimawandel als weiteres entscheidendes Hindernis für die Stärkung von Frauen erwiesen. 

Khatera Haleem, eine Mitarbeiterin von Women for Women International in Afghanistan, beschreibt, wie Frauen unverhältnismäßig stark vom Klimawandel betroffen sind, der die landwirtschaftliche Produktivität und die persönliche Gesundheit beeinträchtigt: 

Doch angesichts dieser Herausforderungen haben die afghanischen Frauen außergewöhnliche Entschlossenheit und Stärke bewiesen und Wege gefunden, sich zu wehren und anzupassen. Im Folgenden gehen wir auf fünf wichtige Veränderungen in ihrem Leben ein, die sowohl die Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, als auch ihren anhaltenden Kampf für ihre Rechte verdeutlichen.

„Ich komme ursprünglich aus Afghanistan, das an sechster Stelle der vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder steht. In letzter Zeit haben wir schwere Regenfälle und Sturzfluten erlebt, die in der nördlichen Region zu erheblichen menschlichen und finanziellen Verlusten geführt haben. Einem Bericht der Abteilung für Naturkatastrophenmanagement zufolge wurden mehr als 40 Menschen getötet, Dutzende weitere verletzt, über 1.000 Häuser zerstört und Tausende Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche überflutet.“

Steigende Temperaturen und Gesundheitsrisiken 

Auf individueller Ebene erhöhen steigende Temperaturen das Risiko von hitzebedingten Krankheiten wie Malaria, Fieber und Meningitis, insbesondere bei Kindern und schwangeren Frauen. Schlecht belüftete Häuser und übermäßige Sonneneinstrahlung machen die Menschen besonders anfällig. 

Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährungssicherheit 

In größerem Maßstab gehen hohe Temperaturen mit unregelmäßigen Niederschlägen einher, die zu Bodendegradation und Austrocknung der Wasserquellen führen. Dies erschwert den Anbau von Feldfrüchten und zwingt die Menschen dazu, weite Strecken zu überfüllten und oft kontaminierten Wasserquellen zurückzulegen. 

Extrem heiße Temperaturen zwingen auch Insekten wie Skorpione und Schlangen, aus ihren Verstecken zu kommen und das Vieh anzugreifen, was zu Nahrungsmittelknappheit und Unterernährung führt. In Nigeria haben verspätete Regenfälle die Landwirtschaftssaison verschoben, wovon Millionen Menschen betroffen sind, darunter auch Teilnehmerinnen des Programms von Women for Women International. Die meisten Frauen, die im Bundesstaat Plateau leben, sind Bäuerinnen, die von der kleinbäuerlichen, regenbasierten Landwirtschaft abhängig sind. In diesem Jahr haben viele von ihnen ihre Setzlinge verloren, weil es zu wenig geregnet hat, und da die Niederschläge weiterhin unbeständig sind, könnten die Pflanzen nicht überleben.  

Wie eine Teilnehmerin sagt: 

Die Ernährungsunsicherheit ist aktuell eine echte Bedrohung, es sei denn, es geschieht ein Wunder vom Himmel.

Wirtschaftliche Belastung und tägliche Herausforderungen 

Für Familien, die von natürlichen Ressourcen abhängig sind, ist die wirtschaftliche Belastung durch die begrenzte und teure Versorgung mit Lebensmitteln und elektrischer Energie noch größer. Die Menschen, die versuchen, unter schwierigen Bedingungen ihre Felder zu bestellen und ihr Geschäft aufrechtzuerhalten, haben ein höheres Arbeitspensum zu bewältigen, stehen unter großem Stress und haben weniger Zeit für persönliche Aktivitäten und Zeit mit ihren Lieben. Frauen, die auch für den Haushalt und die Kindererziehung zuständig sind, sehen ihren Alltag zunehmend durch die Auswirkungen des Klimawandels beeinträchtigt. 

Innovative Lösungen und Resilienz 

Nichtsdestotrotz finden Frauen innovative Wege, um den Klimawandel zu bekämpfen und ihre Familien zu unterstützen. In Nangarhar und anderen Provinzen Afghanistans haben unsere Programmteilnehmerinnen grundlegende Modifikationen vorgenommen, um sich an die hohen Temperaturen anzupassen. So lagern sie beispielsweise sauberes Wasser in handgefertigten Tontöpfen, um es kalt zu halten, und stehen früh auf, um ihre Arbeit vor Sonnenaufgang zu beenden. Nachts schlafen einige von ihnen auf Dächern oder benutzen die traditionellen Charpoy-Betten. Viele Frauen verwenden Moskitonetze sorgfältig wieder und vermeiden es, mit teuren Ressourcen wie Öl zu kochen. 

In Nigeria pflanzen Frauen klimaresistente Pflanzen an und praktizieren eine konservierende Landwirtschaft. Wenn zum Beispiel mehr Süßkartoffeln gepflanzt werden, trägt dies zu stabilen Erträgen bei, da sie wenig Wasser benötigen und in der Regel innerhalb von drei bis vier Monaten nach der Pflanzung erntereif sind. Die Menschen pflanzen auch mehr Bäume und investieren in die Viehzucht, um die Bodengesundheit zu verbessern, die Erosion zu verringern und zusätzliche Einkommens- und Nahrungsquellen zu erschließen. 

Die Rolle von Women for Women International 

Women for Women International hilft den Teilnehmern, innovative Methoden zu entwickeln und alternative Einkommensquellen zu finden. Die Teilnehmerinnen nehmen an Schulungen zu beruflichen Fertigkeiten teil und entwickeln Fähigkeiten in nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten wie dem Kleinhandel. Sie lernen auch etwas über Mikrofinanzierung, und einige Studierende in Nigeria haben Kredite von VSLA-Gruppen (Village Savings and Loan Association) erhalten, mit denen sie in Düngemittel investieren, neue Anpassungsstrategien entwickeln und kleine Unternehmen finanzieren konnten. Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Programme ist die Verbindung zwischen den Mitgliedern: 

… weil wir alle mit denselben Herausforderungen infolge des Klimawandels konfrontiert sind, ist es einfach, sich gegenseitig zu unterstützen und zu beraten, wenn wir zum Unterricht kommen oder uns als Gruppen in der Gemeinde treffen. Das baut eine Menge Stress ab und bietet Unterstützungsnetzwerke, um mit Stress und Ängsten umzugehen.

Bewusstsein schaffen und Handeln fördern 

Situationen ändern sich, wenn das Bewusstsein für sie wächst. In unseren Programmgemeinden schaffen und schärfen die Trainer für soziales Empowerment das Bewusstsein für den Klimawandel und seine Auswirkungen auf allen Ebenen und fördern individuelle und kollektive Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen und zur Unterstützung nachhaltiger Praktiken. Außerhalb unserer Programme ermutigen wir alle Menschen, einige der alltäglichen Luxusgüter, die wir für selbstverständlich halten, genauer unter die Lupe zu nehmen: leicht zugängliches sauberes Wasser, Sicherheit, Gesundheitsfürsorge und Zugang zu Bildung, und sich gemeinsam mit uns dafür einzusetzen, dass sie zu allgemeinen Rechten werden. 

Indem wir diese Geschichten von Widerstandsfähigkeit und innovativen Lösungen aufzeigen, wollen wir Frauen, die mit den Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert sind, zum Handeln und zur Unterstützung inspirieren. Gemeinsam können wir Frauen dabei helfen, Hindernisse zu überwinden und eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft aufzubauen. 

Wenn du dich eingehender mit diesen Themen befassen möchtest, empfehlen wir die Lektüre unseres jüngsten Berichts: Cultivating a more enabling environment: Strengthening women’s resilience in climate-vulnerable and conflict-affected communities. Dieser Bericht beleuchtet die Perspektiven und Erfahrungen von Frauen, die Krieg und Konflikte überlebt haben, und zeigt die Auswirkungen von extremen Wetterbedingungen, Umweltzerstörung, Armut, Gewalt und Konflikten auf ihr Leben auf. 

Unterstütze Frauen, die sich den Auswirkungen des Klimawandels anpassen müssen.

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Wie sich das Leben der Frauen seit der Machtübernahme der Taliban verändert hat

Von Paulina Stachnik, Head of Communications Women for Women International UK

Stärke inmitten von Widrigkeiten – wie sich afghanische Frauen an das Leben unter der De-facto-Regierung anpassen

Seit der Machtübernahme der de facto Regierung in Afghanistan im August 2021 haben die afghanischen Frauen tiefgreifende Veränderungen in ihrem Alltag und Einschränkungen ihrer Rechte erlebt.

Doch angesichts dieser Herausforderungen haben die afghanischen Frauen außergewöhnliche Entschlossenheit und Stärke bewiesen und Wege gefunden, sich zu wehren und anzupassen. Im Folgenden gehen wir auf fünf wichtige Veränderungen in ihrem Leben ein, die sowohl die Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, als auch ihren anhaltenden Kampf für ihre Rechte verdeutlichen.

Ferhana mit ihren Mitarbeiterinnen in ihrem Geschäft in Afghanistan, Credit: WfWI

1.Rückgang der Beschäftigung – Aber Zunahme an Frauen geführten unternehmen

Frauen wurden weitgehend von der Erwerbsbevölkerung ausgeschlossen, vor allem bei staatlichen Stellen und NGOs, wo sie mit Männern zusammenarbeiten würden. Als Reaktion darauf haben sich viele Frauen dem Privatsektor oder dem Unternehmertum zugewandt und von zu Hause aus kleine Unternehmen gegründet. Diese Unternehmen, die innerhalb der lokalen Gemeinschaften geführt werden, ermöglichen es den Frauen, eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren und ihre Familien weiterhin in Würde zu unterstützen.

Ferhana, eine Absolventin unseres Programms, erzählt, wie positiv sich ihr Unternehmen auf ihre Familie auswirkt, da es ihr sowohl eine Lebensgrundlage als auch Hoffnung schenkt.

„Als Teilnehmerin des Programms genoss ich den Raum, in dem ich mit anderen Frauen in den Kursen Fähigkeiten erlernen und selbstständig werden konnte. Ich habe Dinge gelernt, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie in meinem Leben lernen würde“, sagt Obaida, Absolventin des Programms Women for Women International – Afghanistan. Credit: WfWI

2.EINSCHRÄNKUNG DES ÖFFENTLICHEN LEBENS – ABER DIE FRAUEN GEBEN NICHT AUF

Die Maßnahmen der de facto Regierung haben die Bewegungsfreiheit von Frauen und ihre Teilnahme am öffentlichen Leben erheblich eingeschränkt, einschließlich der Anwesenheit von Frauen in Parks, Hammams (öffentlichen Badehäusern) und Fitnessstudios. Trotz der Beschränkungen sieht man afghanische Frauen jeden Morgen nach dem Gebet spazieren gehen und laufen – allein oder in Gruppen – und sie treiben Sport in ihren Häusern. Sie treffen sich auch weiterhin in den ihnen zur Verfügung stehenden öffentlichen Räumen.
Die afghanischen Frauen haben sich auch ihren Platz in internationalen Foren gesichert, einschließlich derer, die vom Außenministerium veranstaltet werden. Unabhängig davon, ob sie eingeladen wurden oder nicht, haben sie mutig einen Platz am Tisch eingenommen, wo sie darauf bestehen, ihre umfangreichen Erfahrungen einzubringen.

Seit 2002 hat Women for Women International – Afghanistan mehr als 130.226 Frauen in fünf Provinzen Afghanistans erreicht. Credit: WfWI

3.Eingeschränkte Bildung – aber Afghanische frauen Lernen weiter

Kurz nach der Machtübernahme wurden die Sekundarschulen für Mädchen geschlossen, und im Dezember 2022 verbot die Regierung Frauen den Besuch von Sekundarschulen und Universitäten. Trotzdem haben viele Mädchen und Frauen entschlossen, weiterhin in ihre Bildung zu investieren.

Sie besuchen alternative Schulen, die technische Kurse und Programme anbieten, oder nehmen an Hausunterricht teil. Dies zeigt, dass sich die afghanischen Frauen nach wie vor für ihr Recht auf Bildung und lebenslanges Lernen einsetzen.

4.Psychologische Auswirkungen – aber die Stärke der Frauen kommt zum Vorschein

Für viele afghanische Frauen kommen zu den psychologischen Auswirkungen noch die Isolation hinzu, die sie aufgrund der Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit und ihrer sozialen Kontakte erfahren. Die Unmöglichkeit, an Aktivitäten teilzunehmen, wie z. B. zur Schule zu gehen, wenn sie älter als zwölf Jahre sind, hat zu einem tiefen Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung geführt. Frauen und Mädchen, die einst aktive Mitglieder der Gesellschaft waren, die einen Beitrag zu ihren Gemeinschaften leisteten und ihre Familien unterstützten, finden sich nun größtenteils in ihren Häusern eingesperrt, ihrer Autonomie beraubt und können nicht mehr selbst über ihre Zukunft bestimmen.

Trotz dieser Herausforderungen zeigen die Geschichten in unseren Programm die unglaubliche Stärke der afghanischen Frauen. Sie helfen sich gegenseitig, passen sich an die neue Situation an und werden nicht müde, für ihre Rechte einzustehen.

Laut dem diesjährigen Index für Frauen, Frieden und Sicherheit belegt Afghanistan unter 177 Ländern den letzten Platz in Bezug auf die Stellung der Frau. Credit: Rada Akbar

5. Die Stimmen der Frauen werden von allen Seiten zum Schweigen gebracht – aber das Engagement geht weiter

Unser Bericht „Lost in Consultation“ deckt ein erhebliches Defizit im Engagement der internationalen Gemeinschaft für die Rechte der afghanischen Frauen auf. Die Vereinten Nationen haben es versäumt, Frauen an dem in Doha veranstalteten Treffen zu Afghanistan zu beteiligen.

Dieser Bericht, der aus den Antworten von 213 von Frauen geführten Organisationen aus ganz Afghanistan zusammengestellt wurde, beleuchtet den dringenden Bedarf an Rechenschaftspflicht und Transparenz.

EINE BOTSCHAFT VON PAYVAND SEYEDALI, unserer Landesdirektorin in Afghanistan

Unterstütze Frauen in Afghanistan

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Ein Jahrzehnt des Wandels für jesidische Frauen, doch das Trauma hält an

Triggerwarnung: Dieser Blogpost handelt von Gewalt.

Wir nähern uns dem zehnten Jahrestag des Völkermords an den Jesid*innen und denken an den bemerkenswerten Weg der jesidischen Frauen in unserem SCHULUNGSPROGRAMM, die trotz der traumata des konflikts an sich glauben. Dieser Meilenstein ist nicht nur eine Erinnerung an die Grausamkeiten, denen sie ausgesetzt waren, sondern auch ein Zeugnis für ihre Widerstandsfähigkeit und Stärke.  

Ein Jahrzehnt des Schmerzes und des Mutes  

Der Völkermord an den Jesid*innen begann am 3. August 2014, als der IS in die Sinjar-Region im Irak eindrang und etwa 400.000 jesidischen Männern, Frauen und Kindern Tod, Gefangenschaft und grausame Gewalt zufügte. Die Männer wurden vor die Wahl gestellt, entweder zu sterben oder zum Glauben zu konvertieren, während die Frauen zwangskonvertiert, gefangen genommen, verkauft und sexuell versklavt wurden. Mehr als 6.000 jesidische Frauen und Kinder mussten diesen brutalen Kreislauf der Gefangenschaft ertragen. Die Traumata sollten unüberwindbar sein und sicherstellen, dass die jesidische Identität ausgelöscht wird.  

Trotz dieser unvorstellbaren Schrecken haben die jesidischen Frauen immense Stärke und Tapferkeit bewiesen. Für die jesidische Programmbeauftragte von Women for Women International, Khalida Lazgeen, ist der Schmerz noch sehr real. Sie war eine junge Frau, als IS-Kämpfer sich ihrem Dorf bis auf wenige Kilometer näherten. Sie sagt, dass ihre Familie wusste, was passieren würde, wenn sie gefangen genommen würden.   

Als der IS in den Irak kam, gab meine Familie uns Mädchen ein Messer und sagte uns, dass wir uns umbringen sollten, wenn wir gefangen genommen würden.

Khalida

 

Khalida ist dankbar, dass sie der Gefangennahme entkommen konnte und unterstützt im Rahmen unseres SWSN-Programms andere Frauen aus der jesidischen Gemeinschaft, die derzeit in Lagern in der irakischen Region Kurdistan leben.

Ihre Stärke erkennen 

Seit der Gründung haben 24.726 Frauen das SWSN-Programm im Irak absolviert, darunter viele jesidische Überlebende. Diese Frauen haben Kenntnisse darüber erworben, wie sie finanziell unabhängig werden können, sie haben ihre Rechte kennengelernt und wichtige Gesundheitsinformationen erhalten. Dies ist ein bedeutender Fortschritt. 

Khalida mit ihrer Solidarity Group im Irak, Credit: WfWI

Khalida erzählt: „Vor ein paar Jahren sprach ich einige Frauen in meiner Nachbarschaft an, um ihnen von WfWI und den Möglichkeiten zu erzählen. Sie weigerten sich hartnäckig, der Organisation beizutreten, und sagten, ihre Ehemänner würden es nicht erlauben. Aber nach drei Jahren Präsenz in der Gemeinde klopfte vor Kurzem eine Gruppe von Frauen an die Türen unseres Zentrums und bat darum, in das Programm aufgenommen zu werden. Es hat mich sehr gefreut zu sehen, dass die Frauen sich für das Programm interessieren und dass Women for Women International die Gemeinde beeinflusst hat.” 

Barrieren überwinden und Gemeinschaften aufbauen  

Die Wirkung des Programms geht über die Berufsausbildung hinaus. Es hat einen sicheren Raum für Frauen geschaffen, in dem sie sich austauschen, ihre Erfahrungen teilen und sich gegenseitig unterstützen können. Khalida bemerkt: „Ich sehe wirklich eine Veränderung bei den Frauen… die Art und Weise, wie sie miteinander verbunden sind, die Unterstützung, die sie erhalten, sie fühlen sich wie zu Hause.“  

Der Mut, den diese Frauen aufbringen müssen, um an dem Programm teilzunehmen – oft an der Seite von Menschen, die sie einst als Gegnerinnen betrachteten – ist immens. Dennoch gehen sie aus dem Programm selbstbewusst und gestärkt heraus und sind mit den nötigen Fähigkeiten ausgestattet, um ihr Leben selbstbestimmt zu führen und für ihre Rechte einzutreten. Das SWSN-Programm hat nicht nur ihr Leben verändert, sondern auch die Wahrnehmung der Rolle der Frau in der Gemeinschaft. 

Eine persönliche Mission zur Entfaltung der eigenen Stärke 

Für Khalida ist ihre Rolle eine sehr persönliche. Als Mutter einer jungen Tochter stellt sie sich eine Zukunft vor, in der ihre Tochter und alle Frauen ihrem Herzen folgen, ihre Meinung sagen und sich gegenseitig unterstützen können. Khalidas Engagement für diese Sache ist unerschütterlich. „Als Frau sehe ich die Macht in mir selbst. Ich möchte meine Macht nutzen, um Frauen zu unterstützen, deren Stimmen nicht gehört werden, Frauen, die Angst haben, ihre Meinung zu sagen, und Frauen, die ihr eigenes Unternehmen gründen und Teil der Gemeinschaft sein wollen. Ich werde meine Stimme nutzen, um ihnen Gehör zu verschaffen.“ 

Aktuelle Lage und Aufruf zum Handeln  

Der Blick in die Zukunft zeigt, dass die Herausforderungen weiterhin gewaltig sind. Die Jesid*innen, die jetzt von der irakischen Regierung zurück nach Sinjar gezwungen werden, kehren in eine vom Konflikt verwüstete Heimat zurück, in der es an grundlegenden Dingen wie sauberem Wasser fehlt.  

Die geplante Schließung der Vertriebenenlager in der kurdischen Region des Irak bis zum 30. Juli wird die Rechte vieler Lagerbewohner*innen aus dem nördlichen Sinjar-Distrikt gefährden. Sinjar ist nach wie vor unsicher und es fehlt an angemessenen sozialen Diensten, um die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von Tausenden von Vertriebenen zu gewährleisten, die möglicherweise bald zur Rückkehr gezwungen werden. Das irakische Ministerium für Migration und Vertreibung hat diesen Termin für Januar 2024 angekündigt.   

Eine Frau aus einem Lager, das geschlossen werden soll, sagte gegenüber Women for Women International: „Ich fühle mich traurig und hoffnungslos. Irgendwann würden wir gerne nach Hause zurückkehren, aber wir sind immer noch psychisch traumatisiert. In Sinjar gibt es keine Infrastruktur, keine Arbeitsmöglichkeiten und keine Sicherheit.“ 

Der zehnte Jahrestag des Völkermords an den Jesid*innen ist eine Zeit der Reflexion und des Gedenkens, aber auch eine Zeit, um auf die aktuellen Probleme der Jesidinnen und anderer Binnenvertriebener aufmerksam zu machen. Wir müssen uns für eine sichere, freiwillige und menschenwürdige Rückkehr nach Sinjar einsetzen und dafür sorgen, dass die notwendige Infrastruktur und Dienstleistungen zur Unterstützung der Gemeinschaft vorhanden sind.

Jetzt ist es an der Zeit zu handeln und die jesidischen Frauen und ihre Familien beim Wiederaufbau ihres Lebens zu unterstützen, um eine Zukunft zu gewährleisten, in der jesidische Frauen und ihre Familien an ihrem Herkunftsort glücklich leben können. 

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Schutzzone in Gaza angegriffen 

Von Amani Mustafa

Die humanitäre Lage im Gazastreifen wird durch eine schwere Hitzewelle in der gesamten Region weiter verschärft. Besonders kritisch ist, dass sauberes Wasser knapp ist und es für Tausende von vertriebenen Frauen und ihre Familien fast unmöglich ist, in der extremen Hitze eine angemessene Unterkunft und Schatten zu finden. 

Erschwerend kommt hinzu, dass unhygienische Bedingungen und fehlende Hygieneartikel zur Verbreitung von Krankheiten wie Hepatitis A und B führen. Vor allem bei Kindern kommt es zu Ausbrüchen von Krätze und Läusen. Wieder einmal ist eine so genannte sichere Zone für Zivilist*innen zur Zielscheibe geworden. Al-Mawasi, ein winziger Küstenstreifen, in dem mehr als 100.000 Palästinenser*innen Zuflucht gefunden haben (darunter auch einige unserer Kolleg*innen von der Wefaq Society for Women and Child Care), wurde am Wochenende bombardiert. Al-Mawasi ist als „sichere Zone“ ausgewiesen, in der sich seit der Evakuierung von Rafah viele humanitäre Hilfsorganisationen und Feldkrankenhäuser eingerichtet haben. AP meldet, dass bei diesem jüngsten Angriff 25 Menschen getötet und 50 weitere verwundet wurden.  

Während wir unsere Nothilfemaßnahmen an die zunehmende Hitze anpassen, erschwert dieser jüngste Angriff die Bemühungen von Wefaq erheblich, da sie in Al-Mawasi ein Zentrum zur Verteilung von Hilfsgütern und eine Unterkunft für vertriebene Mitarbeiter*innen betreiben.

Die Küche, die sich in Khan Yunis (in geringer Entfernung von dem Angriff) befindet, bleibt unversehrt, und wir hoffen, die Verteilung in der Region Mawasi wieder aufnehmen zu können, sobald es sicher ist.

Zusätzlich zu den fertigen Mahlzeiten engagieren wir uns für die entscheidende Hilfe für Frauen und ihre Familien im Sommer: 

  • Sicheres Trinkwasser 
  • Entsalztes Wasser zum Reinigen 
  • Mahlzeiten aus der Gemeinschaftsküche 
  • Hygieneartikel und Reinigungsmittel 
  • Sommerkleidung 
  • Produkte für Mütter 
Wefaq veranstaltete auch einen Freizeittag, um besonders Kindern ein Stück Unbeschwertheit zu schenken. Auf dem Foto gibt es einen kleinen Einblick. 

Vielen Dank für deine anhaltende Unterstützung! 

In Solidarität, 

Amani Mustafa 
Landesdirektorin Women for Women International Palästina

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5 Fakten über die Situation von geflüchteten Frauen

DIE ZAHL DER GEWALTSAM VERTRIEBENEN MENSCHEN HAT EINE Erschreckende ZAHL ERREICHT – NACH ANGABEN DER UNHCR ÜBER 120 MILLIONEN – UND DIE ZAHL STEIGT WEITER AN.

Die Welt hat einen politischen, sozialen und kulturellen Umbruch erlebt, wie es ihn in unserer Geschichte noch nie gegeben hat.

Während der Krieg in der Ukraine weitergeht, brechen neue Konflikte vom Sudan bis zum Kosovo aus und die Überlebenden des Erdbebens in Syrien bauen ihr Leben neu auf – manche bereits zum zwieten Mal. Die Zahl der Menschen, die außerhalb ihrer Heimatländer Zuflucht suchen oder innerhalb ihres Landes vertrieben werden, ist höher denn je – und Frauen und Mädchen sind unverhältnismäßig stark betroffen. Weltweit führen ethnische Spannungen, politische Unruhen, Hungersnöte, Klimawandel und Terrorismus dazu, dass Menschen aus ihrem Leben gerissen werden.

Da sich die Ungleichheit vergrößert und die Vertreibung zunimmt, ist es an uns, in die Bereitstellung von Möglichkeiten und Dienstleistungen zu investieren, um geflüchteten Frauen in dieser Zeit und beim Wiederaufbau zu unterstützen.

Fakt 1: 1 von 5 weiblichen Geflüchteten erlebt sexualisierte Gewalt.

Weibliche Geflüchtete und Binnenvertriebene leiden unter Marginalisierung, sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt und Kinderheirat. Einige erleben dies auch auf der Flucht vor Konflikten.

In Lagern oder aufgrund von Armut werden manche Frauen und Mädchen entführt, verschleppt oder zur Heirat gezwungen. 9 von 10 Ländern mit den höchsten Raten an Kinderheiraten gelten als fragile oder extrem fragile Staaten, in denen seit langem bestehende Geschlechternormen Mädchen in gefährliche Situationen drängen. Auch die Zahl der vergewaltigten und sexuell missbrauchten Frauen, die aufgrund des Krieges in der Ukraine innerhalb des Landes vertrieben wurden, ist stark angestiegen.

Sieh dir das Video von Olena Behnke vom Team von Women for Women International an. Sie berichtet über ihre eigen Flucht aus der Ukraine und was sie über die Situation der Frauen gesehen und gehört hat:

Fakt 2: Frauen und Kinder machen den größten Teil der Menschen aus, die durch den erneuten Konflikt in Syrien zwangsumgesiedelt wurden.

Vor den Erdbeben in Syrien und der Türkei hatte der 13-jährige Krieg in Syrien bereits die Hälfte der 23 Millionen Einwohner*innen des Landes aus der Vorkriegszeit vertrieben.

Heute sind 6,7 Millionen Menschen innerhalb Syriens auf der Flucht und mehr als 18.000 registrierte Geflüchtete und Asylsuchende im Lande. Fast 70 % der Bevölkerung sind Frauen und Kinder – und zu viele von ihnen sind gezwungen, in die umliegenden Gebiete zu ziehen, zum Teil in Lager, in denen die Ressourcen knapp sind und die Wetterbedingungen rau.

In Ländern wie Syrien, in denen die Frauen Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter gemacht haben, bedrohen Krankheiten und Vertreibung diese Fortschritte. Und für viele der durch die Erdbeben vertriebenen Menschen, schätzungsweise über 50.000 Familien allein in Syrien, ist dies bereits die zweite Fluchterfahrung.

Fakt 3: 50 Prozent der Geflüchteten, Binnenvertriebenen und Staatenlosen sind Frauen und Mädchen.


Von den über 100 Millionen Menschen, die zur Vertreibung gezwungen wurden, sind mehr als die Hälfte Frauen und Mädchen. Frauen sind oft die Ersten, die auf eine Krise reagieren, doch ihre Stimme wird in der Politik, die sie schützen soll, oft überhört. Zusätzlich zu Armut und anderen Problemen, mit denen alle Geflüchteten konfrontiert sind, werden Frauen auf der Flucht durch geschlechtsspezifische Diskriminierung zusätzlich unterdrückt.

Fakt 4: Südsudanes:innen und andere Geflüchtete im Sudan waren gezwungen, in ihre Heimatländer zurückzukehren, als der Konflikt zunahm.

Schon vor der jüngsten Verschärfung des Konflikts hatte der Sudan mit extremen Wetterbedingungen, sozialen und politischen Unruhen und steigenden Lebensmittelpreisen zu kämpfen – verstärkt durch die globalen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Fast 1,4 Millionen Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben. Für viele ist es nicht das erste Mal.

Da ein Ende der Gewalt nicht in Sicht ist, suchen die Menschen verzweifelt nach Sicherheit, sowohl im Sudan selbst als auch in den angrenzenden Ländern wie dem Tschad, dem Südsudan, Ägypten, Äthiopien und der Zentralafrikanischen Republik. Für Hunderttausende von Menschen bedeutete dies, unter gefährlichen Bedingungen in ihre Heimatländer zurückzukehren.

Fakt 5: Geflüchtete Frauen könnten jährlich 1,4 Billionen Dollar zum globalen BIP beitragen.


Entgegen dem Mythos, dass Geflüchtete unqualifiziert und ungebildet sind, können sie viel zur Gesellschaft beitragen. Während einige Geflüchtete vielleicht nie die Chance hatten, eine formale Ausbildung zu erhalten, sind viele von ihnen sehr gut ausgebildet und hoch qualifiziert.

Viele Geflüchtete haben Schwierigkeiten, sich in die lokale Wirtschaft einzugliedern, was die Sicherung des Lebensunterhalts ihrer Familien zu einer Herausforderung macht. Für Frauen sind die Hürden noch höher, da geschlechtsspezifische Diskriminierung Türen verschließt oder zu geringerer Bezahlung führt. Wenn wir jedoch in wirtschaftliche Möglichkeiten für weibliche Geflüchtete investieren würden, könnten wir dazu beitragen, die Lücken in Bezug auf Armut, Geschlechtergleichstellung und integrative Arbeit zu schließen – und gleichzeitig die Wirtschaft auf lokaler und globaler Ebene unterstützen.

Im Laufe der Jahre konnte Women for Women International die Gefahren und Hindernisse, denen Geflüchtete ausgesetzt sind, aus erster Hand erfahren. Sie sind nur knapp dem Krieg entkommen, und viele der Frauen sind auf der Suche nach Sicherheit von geschlechtsspezifischer sexueller Gewalt, Marginalisierung und früher Heirat bedroht.

Hilf uns, das zu ändern!

Investiere noch heute in eine sichere Zukunft für geflüchtete Frauen

Mit deiner Unterstützung können wir auf die dringenden Bedürfnisse geflüchteter Frauen und ihrer Familien reagieren.

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Wie Grace der Stigmatisierung von Menstruation in Nigeria entgegentritt

Mein Name ist Grace Baren. Ich bin Mutter von drei Kindern und lebe im Dorf Fwil in Vwang in der Stadt Jos in Nigeria. Seit meiner Kindheit habe ich unüberwindbare Herausforderungen erlebt, darunter Schulabbruch, Zwangsheirat und Gewalt. Aber alles änderte sich…

Ich war gerade mit meinen Kindern bei meiner Mutter zu Besuch. Wir waren im Haus, als wir plötzlich Schüsse hörten. Bewaffnete Männer waren in unser Dorf eingedrungen. Sie befahlen den Frauen und Kindern, sich in der Dorfmitte zu versammeln. Nach einer Weile wurde unser traditionelles Horn geblasen, das Gefahr signalisierte; wir sollten rennen und uns verstecken. Ich war damals schwanger, hielt meine Kinder fest und rannte, so weit mich meine Beine trugen.

Als ich sah, wie ein alter Mann in den Fluss sprang, um sich zu verstecken, folgte ich ihm. Mit einer Hand hielt ich meine Tochter fest, während mein Sohn auf meinem Rücken saß, und ich klammerte mich an eine stachelige Pflanze, damit uns das Wasser nicht mitriss.

Wir blieben die ganze Nacht im Fluss, und als wir am nächsten Tag in unser Dorf zurückkehrten, waren die meisten Häuser bis auf die Grundmauern niedergebrannt, auch unser Haus, unser Hab und Gut und sogar das Silo, in dem wir Getreide gelagert hatten.

Ich brachte meine Kinder für die Nacht zu einem Militärkontrollpunkt, da wir nirgendwo hingehen konnten. Am nächsten Tag gingen wir zum Haus meiner Tante in der Gemeinde Gyel. Meine Tante war überglücklich, uns zu sehen, vor allem, weil mein Mann uns gesucht hatte und befürchtete, wir seien bei dem Angriff getötet worden. Mein Mann brachte uns am nächsten Tag nach Hause. 2016 schlug das Unglück erneut zu, als mein Mann starb und mich mit den Kindern inmitten von Ablehnung und Not zurückließ. Einige Monate nach seiner Beerdigung zwang mich die Großfamilie, seinen jüngeren Bruder zu heiraten. Ich weigerte mich und musste zu meiner Mutter zurückkehren. Entschlossen, mein Schicksal zu ändern, begann ich Reiskuchen zu verkaufen und nahm an einem Nähprogramm für Witwen in meiner Gemeinde teil, um für meine Kinder zu sorgen.

Während meiner Arbeit auf dem Markt bemerkte ich erstaunliche Veränderungen bei den Frauen, die am Programm von Women for Women International teilnahmen. Das war eine starke Erinnerung daran, was das Programm für eine Frau wie mich bewirken kann. Ich betete inständig um eine weitere Chance. Im Mai 2023 wurden meine Gebete erhört, als WfWI zurückkehrte, um mehr Frauen aufzunehmen. Ich hatte das Glück, für die zweite Gruppe ausgewählt zu werden.

Ich konnte es kaum erwarten, nach so vielen Jahren wieder ins Klassenzimmer zurückzukehren. Ich habe wertvolle Fähigkeiten erworben und gute Kontakte zu anderen Frauen geknüpft.

Dank meiner Kenntnisse aus dem Programm „Stronger Women, Stronger Nations“ wurde ich für eine zweiwöchige Schulung über wiederverwendbare Menstruationsbinden ausgewählt. Zusammen mit neun anderen Teilnehmerinnen lernte ich, wie man umweltfreundliche, wiederverwendbare Menstruationsbinden herstellt, verpackt und vermarktet. Das war eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Nach der Schulung habe ich die erworbenen Fähigkeiten genutzt, um meine eigenen wiederverwendbaren Binden bequem zu Hause herzustellen.

Grace bei der Herstellung von Binden,
Fotocredit: WfWI

Diese Fähigkeit zu erlangen, ist eine bemerkenswerte Leistung, denn ich habe mir immer Sorgen darüber gemacht, wie die Frauen und Mädchen in meiner Gemeinde mit ihrer Menstruationshygiene umgehen. Die meisten benutzen unhygienische Materialien wie Lumpen, Blätter und sogar Kuhdung, weil sie sich keine Einwegbinden leisten können. Diese Praxis setzt sie verschiedenen Gesundheitsproblemen aus, die schwer zu behandeln sind. Durch die Schulung konnte ich sie über die Gefahren der Verwendung dieser unhygienischen Materialien aufklären und ihnen wiederverwendbare Binden aus gesunden Materialien vorstellen. Diese Binden sind haltbar, waschbar und können viele Monate lang wiederverwendet werden. Es ist mir gelungen, mehrere Packungen mit je zwei Binden und fünf Flanellbinden zu verkaufen.

Jetzt arbeite ich mit anderen Gruppenmitgliedern zusammen, tausche Ideen über Marketingstrategien aus und überlege, wie wir einen größeren Markt für unser innovatives Produkt erreichen können. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der Zeit große Fortschritte machen werden. Ich bringe auch meinen beiden Töchtern bei, wie man die Binden herstellt, und meine älteste Tochter Christiana, die eine weiterführende Schule besucht, benutzt die Binden. Sie informiert auch die Mädchen in ihrer Schule über Menstruationshygiene.

Abgesehen von dem Einkommen, das ich verdiene, ist es für mich ein großer Erfolg, die Menstruationshygiene in meiner Gemeinde zu verbessern.

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